Werder Bremen: Lasset den Dinkci-Hype beginnen!?

Erste Ballberührung, erstes Bundesliga-Tor: Eren Dinkci (19) köpft Werder Bremen ins Glück
Erste Ballberührung, erstes Bundesliga-Tor: Eren Dinkci (19) köpft Werder Bremen ins Glück / Christian Kaspar-Bartke/Getty Images
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Flanke, Kopfball, Tor: die wohl bekannteste Trilogie des Fußballs. Dass Eren Dinkci den SV Werder Bremen am Wochenende mit seinem allerersten Bundesliga-Ballkontakt zum 1:0-Endstand gegen Mainz 05 köpfen würde, hätte sich der Youngster nicht einmal in seinen wildesten Träumen ausmalen können. Geschichten, die nur der Fußball schreibt. Doch Vorsicht vor dem Dinkci-Hype!

"Seitdem ich denken kann, habe ich von meinem ersten Bundesligaspiel geträumt und was heute passiert ist, kann ich kaum in Worte fassen", schrieb Werders Jungspund Dinkci nach seinem Debüt bei Instagram. "Vielen Dank für das Vertrauen und ich werde weiter alles geben, um noch viele weitere Spiele auf dem Platz stehen zu dürfen!"

Dank Borowski: Dinkci feiert Bundesligadebüt und -tor

Dass es überhaupt zu seinem Debüt im grün-weißen Hemd kam, hat der 19-Jährige dem Bremer Co-Trainer Tim Borowski zu verdanken. "Boro hat mir den ganzen Tag über gesagt und nochmal beim Rausgehen ins Stadion, es gebe solche Tage – und heute sei so ein Eren-Dinkci-Tag", berichtete Florian Kohfeldt im Anschluss der Partie vor laufenden Kameras mit dem breitesten Grinsen überhaupt. Ein Instinkt des ehemaligen deutschen Nationalspielers, der sich lohnen sollte.

In der 86. Minute betrat Dinkci somit erstmals den heiligen Rasen der Bundesliga. Vier Minuten später klingelte es im Kasten von Robin Zentner. Dinkci köpfte seinen Klub zum Last-Minute-Sieg im richtungsweisenden Duell gegen Mainz und bescherte den Bremern somit recht ruhige Weihnachten. Eigentlich schießt der deutsch-türkische Mittelstürmer die Bremer U23 in der Regionalliga Nord Woche für Woche zum Sieg. Da hier der Spielbetrieb ruht und die grün-weißen Profis ohnehin große personelle Sorgen haben, durfte Dinkci zum ersten Mal mit der Kohfeldt-Elf reisen. Auf sein Debüt bei einem Spielstand von 0:0 hätten nur die wenigsten getippt.

Werder-Coach Kohfeldt: "Ich will keinen Hype"

Umso verständlicher der riesige Hype gleich nach Abpfiff der Partie. Sein Name lädt zu Wortspielen und Hashtags wie etwa #Erenmann oder auch #EhrenDinkci ein, die entsprechend schnell die Runde machten. Werder-Coach Kohfeldt warnte allerdings noch am selbigen Tag vor einem zu großen Hype um den Bremer Youngster. "Eren ist ein sehr zurückhaltender Junge und soll sein Debüt und Tor genießen. Deshalb spreche ich heute für ihn", verriet der Übungsleiter und betonte: "Ich will keinen Hype, ich weiß, was das für die Jungs bedeuten kann."

Florian Kohfeldt möchte seinen Youngster Eren Dinkci vor einem Mega-Hype schützen
Florian Kohfeldt möchte seinen Youngster Eren Dinkci vor einem Mega-Hype schützen / Christian Kaspar-Bartke/Getty Images

Das gleiche Kunststück gelang vor etwa zwei Jahren übrigens auch Josh Sargent. Gegen Fortuna Düsseldorf schoss der US-Boy im ersten Bundesligaspiel mit seinem ersten Ballkontakt das erste Tor für den SVW. Anschließend wurde der Angreifer seinem enormen Hype logischerweise nicht gerecht. In 57 Pflichtspielen kommt Sargent aktuell auf acht Tore für Werder - keine allzu starke Marke als Mittelstürmer. Was viele vergessen: Sargent ist mit seinen 20 Jahren noch immer enorm jung und kann die absolute Klasse und Raffinesse eines Stürmers noch längst nicht besitzen. Er befindet sich weiter in einem Reifeprozess, wurde von Kohfeldt zuletzt gar zu oft ins kalte Wasser geschubst. Sargent übernimmt bereits viel Verantwortung - was auch daran liegt, dass häufig Personalnot herrscht.

Vorsicht mit den jungen Wilden!

Es erscheint also durchaus wichtig, Dinkci langsam aber sicher an die Profis heranzuführen. Gerade mit Blick auf seine bisherige Entwicklung. Der U20-Nationalspieler kommt nicht etwa aus dem Internat des Klubs, sondern schloss sich erst im Sommer letzten Jahres von der U19 des SC Borgfeld, einem Bremer Vorstadtklub, dem SV Werder an. Hier lernte übrigens auch Nationalspieler Julian Brandt das Kicken. Dessen Bruder Jascha spielt für die U19 des SVW auf der linken Verteidigerseite - trainierte zuletzt gar zum ersten Mal mit den Profis.

Werders junge Wilde benötigen weiter ihre Zeit - hier: Jean Manuel Mbom (l.) und Nick Woltemade (r.)
Werders junge Wilde benötigen weiter ihre Zeit - hier: Jean Manuel Mbom (l.) und Nick Woltemade (r.) / Adam Pretty/Getty Images

Die Jugendarbeit am Osterdeich bleibt spannend und birgt Potenziale. Mit Nick Woltemade stürmt bereits Dinkcis Sturmkollege aus der U19 bei den Profis. Dennoch benötigen alle Youngsters ihre nötige Zeit. Werder steht vor einem Umbruch, möchte den Kader deutlich verjüngen und schwimmt dabei in die richtige Richtung. Wichtig ist, nicht zu schnell und zu früh, zu viel zu wollen. "Ich verhindere nichts", betonte Kohfeldt nach der Mainz-Partie, wies aber im selben Atemzug richtigerweise daraufhin, dass es für Dinkci im Januar nach der Rückkehr von Niclas Füllkrug, Davie Selke und Milot Rashica erst einmal schwierig werden könnte, überhaupt erneut in den Spieltagskader zu gelangen.

Eine solche Entwicklung gehöre zum Profifußball nun einmal dazu. Da muss jeder durch. Das Potenzial ist da. "Eren hat heute gezeigt, dass er ein Bundesliga-Tor machen kann. Das ist schon mal eine sehr gute Eigenschaft, wenn man die besitzt", erklärte Kohfeldt vielversprechend.