Werder Bremen: Füllkrug vs Selke - wer sollte gegen die Hertha starten?
Von Marc Knieper

In der vergangenen Saison noch Rarität, nun Realität: Werder Bremen hat ein Luxusproblem. Im Angriff scheint nur Josh Sargent gesetzt. Füllkrug vs. Selke - eine Analyse, auf wen Cheftrainer Florian Kohfeldt zum Saisonauftakt gegen Hertha BSC setzen sollte
Kein Teil des Bremer Kaders ist so üppig besetzt wie die Angriffsreihe. Gesetzt scheint aber lediglich Josh Sargent, von dem Cheftrainer Florian Kohfeldt erst kürzlich in einer Medienrunde ausdrücklich schwärmte: "Josh ist in der Pole Position. Ich kann mir momentan keine Startelf ohne ihn vorstellen."
Ein riesiger Vorteil des noch jungen US-Boys ist, dass er je nach System und Bedarf sogar auf die Außenposition eines Flügelflitzers ausweichen kann. Auch zum Saisonauftakt gegen Hertha BSC am Samstagnachmittag ist eine solche Konstellation durchaus möglich. Wer neben Sargent auf der Neun, der klassischen Position eines wahren Mittelstürmers, agiert, bleibt wohl bis kurz vor Anpfiff fraglich.
Selke mit überzeugender Vorbereitung
Niclas Füllkrug oder aber Davie Selke - einer von beiden macht das Rennen. Wen sollte Kohfeldt in seine Startelf befördern? Obwohl Selke seinen Startelf-Einsatz im Pokalspiel gegen Carl Zeiss Jena nicht wirklich nutzen konnte, hagelte es von Sportchef Frank Baumann keinesfalls Kritik. Davie habe in der Vorbereitung sehr überzeugt und auch gegen Jena seine Chancen kreiert, diese aber leider nicht mit einem Tor belohnt, so Baumann gegenüber der Bild.
Tatsächlich traf Selke in der Vorbereitung ganze fünf Mal und markiert damit den Bestwert im Kader. In Bremen hoffen die Fans weiterhin, dass sich der 25-jährige Angreifer nach einer durchwachsenen Rückrunde endlich eingelebt hat und sich die 15 Millionen Euro, die der SVW im Falle eines Klassenerhalts im kommenden Sommer an Hertha überweisen muss, zumindest annähernd lohnen.
"Ich bin davon überzeugt, dass Davie eine gute Saison spielen wird. "
- Frank Baumann via Bild
"Er wird am Samstag top motiviert sein und gegen Hertha vielleicht noch ein bisschen mehr. Ich bin davon überzeugt, dass Davie eine gute Saison spielen wird", bewahrt Baumann im Gespräch mit dem Boulevardblatt die Hoffnungen der grün-weißen Anhänger.
Selke wohl in der Startelf - Füllkrug als Joker
Vor dem ersten Spieltag hat Selke somit gleich zwei Vorteile gegenüber seinem Kontrahenten: Es geht gegen Berlin und somit gegen seinen alten Arbeitgeber. Selke wird alles dafür tun, seinen ehemaligen Kollegen ein Tor einzuschenken. Er ist heiß und will sich beweisen. Zudem ist Selke im Gegensatz zu Füllkrug physisch völlig fit.
Füllkrug, der sich erst gen Ende der vergangenen Zitter-Saison nach einer langen Leidenszeit von seinem Kreuzbandriss erholte, soll noch immer geschont werden. Der 27-Jährige wirkte in einigen Aktionen der Vorbereitung noch zu zimperlich, scheint nicht bei 100 Prozent zu sein und dürfte somit vorerst als Joker Nummer eins in die neue Bundesliga-Saison starten.
Den Vorrang in die Startelf dürfte somit erneut Selke erhalten. Sollte der einstige U21-Nationalspieler seine Chancen allerdings nicht nutzen und schon in der ersten Halbzeit völlig untergehen, so muss Kohfeldt frühzeitig reagieren und Füllkrug am besten schon zur zweiten Halbzeit einwechseln. Denn 'Lücke', wie er liebevoll in Bremen genannt wird, ist eine wahre Mentalitätsbestie. Bereits in der Schlussphase der vergangenen Saison bewies der gebürtiger Hannoveraner, wie wichtig er für die Hanseaten sein kann.
Auch Selke ist zwar immer gewillt, scheint in vielen Zweikämpfen aber häufig zu hilflos und nicht zu wissen, wohin mit seinen langen Stelzen. Sobald das Bremer Offensivfeuer Blut geleckt hat, werden die Hauptstädter vor den knapp 8.500 zugelassenen Zuschauern im Weserstadion Beton anrühren. Spätestens dann werden die Räume eng - keine gute Voraussetzung für den langen, bulligen Selke, sondern eher für den quirligen Füllkrug. Dynamik und schnelle Kombinationen sind nun einmal eher Füllkrug als Selke zuzutrauen. Und genau deshalb sollte Chefcoach Kohfeldt nicht zu lange mit der Einwechslung seines gefährlichen Jokers warten.