Werder Bremen: Die wichtigsten Fragen vor der Partie in Freiburg
Von Marc Knieper

Mit Blick auf die Tabelle gehört Werder Bremen sicherlich nicht zu den Verlierern des Saisonauftakts. Dennoch sollte man den Tag nicht vor dem Abend loben. Insbesondere nach der vielseits kritisierten Transferphase erwartet die Bremer eine schwierige Saison. Am vierten Spieltag gastieren sie beim SC Freiburg. Kein einfaches, dafür sehr richtungsweisendes Spiel. 90min präsentiert die wichtigsten Fragen im Vorfeld der Partie.
Freiburg als Wegweiser: Mit Optimismus durch die Hinrunde?
Die kommenden Gegner der Kohfeldt-Elf heißen SC Freiburg, TSG Hoffenheim und Eintracht Frankfurt. Alle drei Klubs sorgten in der Vergangenheit gerne für Furore, mischten hin und wieder im oberen Tabellendrittel mit und stehen für kämpferischen Fußball. Ein Zuckerschlecken sind sie jedenfalls nicht. Im Kampf um den erneuten Klassenerhalt erscheint erst die Begegnung gegen den 1. FC Köln Anfang November als absolutes "Must-Win-Spiel" - insbesondere mit Blick auf das klare 6:1 der Bremer am letzten Spieltag der vergangenen Seuchensaison.
Ganz nüchtern und realistisch betrachtet, reicht es bis dahin einfach nur "gut zu spielen" und eventuell auf etwas Zählbares zu pochen. Dennoch gilt die Partie in Freiburg als Wegweiser der Hinrunde. Nach den Siegen über Bielefeld und Schalke würde ein Dreier im Schwarzwald-Stadion zumindest den starken Eindruck erwecken, dass es genügend Klubs gibt, die die Hanseaten für den angestrebten Klassenerhalt hinter sich lassen können. Wenn Werder also in Freiburg zum einen eine ordentliche Leistung liefert - und das nicht nur in der ersten Halbzeit - und zum anderen auch noch punkten kann, so ist man für die kommenden Spiele durchaus optimistisch gestimmt.
Jung, hungrig und erfolgreich?
Bock sollte der Kader zumindest haben. Für einen Klaassen-Ersatz reichten Geld und Zeit nicht. Stattdessen breitet sich im Bremer Mittelfeld ein gehöriges Loch aus, die Personaldecke scheint dünn. Die Frage ist, inwiefern Flo Kohfeldt nun auf seine jungen Wilden setzt. Auf jene Akteure, die man als Chefcoach mit Leidenschaft weiterentwickelt, allerdings ungerne ins kalte Wasser schmeißt.
Bleibt Jean Manuel Mbom Stammkraft, kommt Jugendspieler Nick Woltemade nun deutlich mehr zum Zug und erhalten auch Ilia Gruev sowie Leihrückkehrer Romano Schmid ihre Chancen? Die Bremer Youngsters müssen sich nun richtig beweisen. Ohne die Transfereskapaden des Deadline Days gutheißen zu wollen, können sie auch einen positiven Effekt haben. Und zwar auf die besagten Spieler. Jung, hungrig und erfolgreich: Werders Buben sind nun ein Stück weit die Hoffnungsträger am Osterdeich.
Was passiert mit Rashica?
Werders Shootingstar laboriert weiterhin an Knieschmerzen, verpasste sogar das unglückliche EM-Aus seiner kosovarischen Nationalmannschaft am vergangenen Donnerstag im Zuge der 1:2-Niederlage gegen Nordmazedonien. "Abgesehen von den Knieschmerzen war und bin ich weit weg von der körperlichen Verfassung, die ich in diesem Match hätte haben müssen, um meinen Beitrag zu leisten", erklärte Rashica seine Abstinenz via Instagram.
Auch wenn Rashica am Dienstag erstmal wieder auf dem Trainingsplatz zu sehen war, so scheint der Flügelflitzer auch in Freiburg kein Kaderkandidat, geschweige denn Startelf-Anwärter zu sein. Erst kürzlich war sein Transfer zu Bayer 04 Leverkusen mangels Zeit am Deadline Day geplatzt. Rashica wollte und will weiterhin wechseln und Werder benötigt dringend Geld. Seine Verletzung spielt keiner Partie in die Karten und lässt alle Verantwortlichen weiter zittern; da darf man kein unnötiges Risiko eingehen.
Wie sieht das dünne Mittelfeld aus?
Nach dem sportlich ärgerlichen, wenngleich wirtschaftlich wichtigen Abgang von Vizekapitän Davy Klaassen gen Amsterdam stellt sich vor allem eine Frage: Wer spielt auf der Sechs?
Die womöglich erwartbarste Option bildet Eigengewächs Maximilian Eggestein. Der gelernte Achter spielte bereits in den ersten drei Saisonspielen im zentral defensiven Mittelfeld. Dennoch darf besonders mit Blick auf die mickrigen Möglichkeiten auch Routinier Christian Groß nicht außer Acht gelassen werden. Der 31-Jährige wechselte ursprünglich als erfahrene Stütze für die zweite Mannschaft des SVW an den Osterdeich, kommt in nunmehr zwei Spielzeiten allerdings bereits auf 19 Einsätze für die Profis.
Wie wäre es also, wenn man Groß als Staubsauger auf die Sechs packt und Eggestein auf seine gewohnte Position im zentralen Mittelfeld aufstellt? Neben dem robusten Mbom könnte er hier mit seiner technischen Versiertheit für Aufsehen sorgen. Auf der Zehn agiert dann Werders brasilianischer Wirbelwind Leonardo Bittencourt und im Sturm Niclas Füllkrug sowie Josh Sargent. Die wohl wichtigste Wechseloption für den nötigen Spielwitz brächte dann noch Neuzugang und United-Leihgabe Tahith Chong. Für die letzte halbe Stunde kommt auch Rückkehrer Kevin Möhwald in Frage.
Die mögliche Werder-Startelf im Überblick:
Pavlenka - Augustinsson, Friedl, Veljkovic, Gebre Selassie - Groß, Eggestein, Mbom, Bittencourt - Füllkrug, Sargent