Wagner droht auf Schalke die Kabine zu verlieren - Kritik an Entscheidungen des Trainers

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Nach einer weiteren Niederlage gegen Werder Bremen wird es auf Schalke ungemütlich. Während Sportvorstand Jochen Schneider von "niederschmetternden Leistungen" spricht, scheint die Mannschaft wenig Gefallen am Defensivstil von Trainer David Wagner zu haben - auch der erneute Torwartwechsel wird kritisch gesehen.

Am vergangenen Mittwoch wählte David Wagner eine sehr defensive Ausrichtung gegen Fortuna Düsseldorf. Schalke 04 überließ F95 so gut wie immer den Ball und versuchte dann mit langen Bällen auf Rabbi Matondo gefährlich vor das gegnerische Tor zu kommen. Dieser Ansatz, sich in einem 5-4-1 vor das eigene Tor zu stellen, sei zurzeit die einzige Möglichkeit zu spielen und die einzige Möglichkeit, um womöglich wieder Punkte zu holen, erklärte Wagner seine Ausrichtung nach der 1:2-Niederlage sinngemäß.

Erneut enttäusche Gesichter: Schalke verlor auch gegen Bremen
Erneut enttäusche Gesichter: Schalke verlor auch gegen Bremen / BERND THISSEN/Getty Images

Gegen Werder Bremen am Samstag ließ er seine Mannschaft wieder defensiv auflaufen, erneut gestaltete der Gegner das Spiel - und erneut nahm sich dieser die drei Punkte mit. S04-Sportvorstand Jochen Schneider sprach deutliche Worte und erklärte laut Bild, "unsere Rückrundenbilanz und insbesondere unsere Leistungen seit Wiederaufnahme des Spielbetriebs sind niederschmetternd". Eine Klartext-Ansage des Mannes, der dem Trainer vor Kurzem noch eine Jobgarantie bis in die nächste Saison versprach.

Torwartwechsel und Defensiv-Stil sorgen für interne Kritik an Wagner - Schneider will "notwendige Entscheidungen treffen"

Dass Schneider dieses Versprechen natürlich nicht auf ewig halten kann, ist klar. Das Fußballgeschäft ist viel zu schnelllebig, zu sehr vom Erfolg geprägt, als dass derartige Sätze für ihre lange Haltbarkeit bekannt wären. Trotzdem sprach er diese Garantie aus, womöglich, weil er ein Zeichen für die Rückendeckung Wagners geben wollte.

Nun allerdings, so Schneider weiter, stehe alles auf dem Prüfstand: "Wir werden die richtigen Schlüsse aus dieser Krise ziehen und im Sommer die notwendigen Entscheidungen treffen. Ich bin davon überzeugt, dass wir dann gemeinsam mit David Wagner wieder den Fußball sehen werden, der uns in der Hinrunde ausgezeichnet hat." Die Jobgarantie ist augenscheinlich schon abgeschwächt und in eine "Überzeugung" verwandelt worden - wer weiß, wie lange sie bei der potenziell anhaltenden Talfahrt noch anhält.

Kritisch wird es dann, wenn Wagner die Kabine nicht mehr hinter sich weiß. Verliert ein Trainer seine Mannschaft, gibt es so gut wie keine Punkte mehr, die für eine Fortsetzung der Arbeit sprechen. So ärgerlich und zweifelhaft das in manchen Fällen auch sein mag. Hier birgt die aktuelle Situation tatsächliche Gefahren für den Coach: Laut kicker gibt es innerhalb des Teams bereits Kritik am Defensiv-Stil. Dieses Vorgehen mitsamt der einhergegangenen Aussagen ist nicht der Stil, den Schalke als Selbstverständnis zeigen sollte.

Versteinerte Mine mit verschränkten Armen: David Wagner an der Seitenlinie
Versteinerte Mine mit verschränkten Armen: David Wagner an der Seitenlinie / DeFodi Images/Getty Images

Denkbar dementsprechend auch, dass der Wechsel zum mutigeren und offensiveren Spiel in der zweiten Halbzeit gegen Bremen ein Impuls aus der Mannschaft heraus war. Warum sonst würde ein Trainer, der seit Wochen Tag für Tag predigt, so könne derzeit schlicht nicht gespielt werden, von sich aus umstellen? Möglich ist es zwar, dann wären die Ausreden allerdings ad absurdum geführt. Diese Umstellung offenbart eine mögliche Diskrepanz: Entweder das Team wollte anders spielen, oder Wagner hat seine Aussagen und damit Teile seiner internen Glaubwürdigkeit (zumindest vorerst) völlig über Bord geworfen.

Zudem berichtet die Bild, dass der Trainer auch durch den erneuten Torwartwechsel in der Kabine geschwächt worden sei. Die Entscheidung, wieder auf Alexander Nübel statt auf Markus Schubert zu setzen, wurde mit der Begründung verteidigt, Schubert habe dem Team zuletzt keine Sicherheit geben können. Wagners Versprechen, der 21-Jährige werde den Rest der Saison spielen so lange er fit ist (Zitat: "Und dabei bleibt es"), hat auch hier nicht lange gehalten. Auch das hat die Mannschaft offenbar kritisch gesehen, ebenso wie viele Fans - schließlich war auch Nübel in der Saison nicht unbedingt der Stabilitäts-Anker auf Schalke.

Vertragsverlängerungen müssen hinten anstehen - Wagner in gefährlicher Lage

Währenddessen soll es innerhalb der Planungen zur nächsten Saison vorgesehen sein, dass Spieler, die sich "nicht zu 100 Prozent für Schalke einsetzen" (so die Bild nach eigenen Informationen), aussortiert werden sollen. Schneider wird arbeitsintensive Wochen haben: Trainer, Mannschaft, Budget und Zukunft. Die etwaigen Vertragsverlängerungen mit Daniel Caligiuri, Benjamin Stambouli oder auch Suat Serdar stehen derzeit hinten an, müssen bis zum Ende der Saison warten. Das erklärte der 49-Jährige gegenüber der WAZ.

Für Wagner ist und bleibt es eine gefährliche und schwierige Situation. Schwächen aus der Hinrunde, kaschiert durch gute Ergebnisse, fallen ihm und der Mannschaft ebenso stark auf die Füße, wie die derzeitige Formschwäche, verstärkt durch den defensiven und total ungefährlichen Spielstil. Dass Kritik innerhalb des Teams vernommen wird, ist kein gutes Zeichen für den Trainer.