Vor der Relegation: Zwischen Magath und dem Hertha-Team kriselt es
Von Yannik Möller
Unruhe zum ungünstigsten Zeitpunkt: Kurz vor der Relegation kriselt es zwischen Felix Magath und seiner Mannschaft. Bei Hertha BSC kommen wieder vermehrt Spannungen auf.
Zwischenzeitlich sah es so aus, als hätte Fredi Bobic mit seiner überraschenden Entscheidung, Felix Magath als Interimstrainer ins Boot zu holen, voll ins Schwarze getroffen. Von den ersten fünf Partien wurden drei gewonnen - Hertha rückte wieder nah an den Klassenerhalt heran.
Dann folgte jedoch die Ernüchterung: Erst das Remis gegen Arminia Bielefeld, anschließend die Niederlage gegen Mainz 05. Zwei Partien, die den Hauptstadtklub vorzeitig hätten absichern können. Spätestens nach der weiteren Niederlage am vergangenen Wochenende war klar, dass man den Weg über die Relegation suchen muss.
Längst nicht nur, aber auch die drei nicht verwandelten Matchbälle haben für ein erneutes Absacken der Stimmung in Berlin gesorgt. Schien das Team mitsamt des Trainers zuvor noch zu einer aus der Not heraus funktionierenden Einheit zusammenzuwachsen, ist zuletzt wieder mehr Spannung und Reibung an der Tagesordnung gewesen - das berichtet die Sportbild.
Hertha-Eindruck: Magath auf Distanz und ohne Glauben an eigenständigen Klassenerhalt
Ein Auslöser: Für das Verständnis des Teams grenzt sich Magath zu häufig und zu deutlich von den Spielern ab. "Sonst steigt ihr ab!", soll er vor dem Spiel gegen den BVB in seiner Ansprache gesagt haben. Das "ihr" sorgte dabei für eine kleine, aber doch spürbare Unterscheidung.
Aufgegriffen wurde es von Kevin-Prince Boateng. Er soll aufgestanden sein und gefragt haben: "Warum sagen Sie immer 'ihr'? 'Wir' würden alle absteigen." Immerhin säßen alle zusammen im gleichen Boot, so der Führungsspieler, der auch seitens Magath das Vertrauen ausgesprochen bekam, sinngemäß weiter.
Anschließend stand Boateng zum ersten Mal seit vier Spielen nicht mehr in der Startelf. Der Interimscoach verwies zwar auf eine zu geringe Laufleistung des 35-Jährigen, allerdings wird dieser Entscheidung eben jene gewisse Spannung zugerechnet.
Ein weiterer Unruheherd, der das Verhältnis zwischen Trainer und Mannschaft belastet: Das wochenlange, öffentliche und deutliche Beschweren seitens Magath, der FC Bayern würde zu locker aufspielen und damit der Konkurrenz helfen. Im Team soll das Meckern so aufgenommen worden sein, dass der Coach nicht an das eigenständige Überleben in der Liga glaubt.
Dass er nach der Versöhnung mit den Fans vor der Mainz-Partie davon sprach, diese Aktion habe die Spieler "eingelullt", wurde als ebenso wenig positiv registriert. Magath war seitens der Führungsspieler zwar recht kurzfristig darüber informiert worden, doch hatte er kein Veto eingelegt.
Eine Spannung im Herthaner Profi-Bereich, der zur Unzeit kommt. Am Donnerstag steht das Hinspiel der Relegation an, am Montag das Rückspiel. Dieses Duell, auch mit dem Hamburger SV als Kontrahent, war seitens des Trainers bereits vorhergesagt worden. Bleibt im Sinne der Alten Dame zu hoffen, dass er sich auch umso besser darauf hat vorbereiten können.