VfB-Verantwortliche hadern nach Niederlage gegen Bayern - Mislintat: "Es gibt keinen klareren Handelfmeter"
Von Simon Zimmermann

Der VfB Stuttgart hadert nach der Niederlage gegen die Bayern mit den Schiedsrichter-Entscheidungen. Trainer Pellegrino Matarazzo nahm das zurückgenommene 2:1 in den Fokus, sein Sportdirektor Sven Mislintat regte sich vor allem über eine Handspiel-Szene im zweiten Durchgang auf.
1:3 gegen den FC Bayern. So weit, so gut. Aus VfB-Sicht konnte man trotz der hohen Belastung und Personalsorgen beim Rekordmeister mit einer Niederlage rechnen. Blickt man auf die Partie am Samstagnachmittag, war diese Pleite aber ziemlich unnötig.
Weil der Aufsteiger einmal mehr eine starke Leistung bot. Weil Philipp Förster vor dem 1:1-Ausgleich zweimal das 2:0 auf dem Fuß hatte. Weil der Schiedsrichter die vermeintliche Führung zum 2:1 nach VAR-Eingriff zurücknahm. Und weil auch im zweiten Durchgang Chancen da waren, die Partie zumindest wieder auszugleichen.
Im Fokus nach dem Spiel stand vor allem die Szene mit Manuel Neuer und Tanguy Coulibaly, der den FCB-Kapitän leicht am Arm hielt. Trainer Pellegrino Matarazzo konnte die VAR-Entscheidung direkt nach dem Spiel nicht ganz nachvollziehen. "Vor dem Bildschirm kann man den Krafteinsatz von Tanguy nicht einschätzen. Man kann nicht bewerten, wie sehr er gezogen hat. Manuel Neuer war schon auf dem Weg nach unten, bevor er überhaupt berührt wurde. Das ist kein Foul, das man pfeifen muss. Für mich wäre es ein ganz normales Tor gewesen", so das Geburtstagskind vom Samstag.
Durch die VfB-Brille eine Argumentation, der man durchaus folgen kann. Aus Bayern-Sicht dagegen wohl ein klares Foul. Heraus kommt eine Szene, die man am Ende wohl durchaus so bewerten kann, wie der Schiedsrichter - vielleicht sogar muss.
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Mislintat sieht klaren Elfmeter in der 2. Halbzeit - Die Crux mit der Handspielregel
Sportdirektor Sven Mislintat ärgerte ohnehin eine ganz andere Szene, die nach dem Spiel keiner so richtig auf dem Zettel hatte. Es war die 72. Minute: Orel Mangala zieht aus kurzer Distanz ab, sein Schuss wird von Niklas Süle neben das Tor abgefälscht. Der eingewechselte Bayern-Verteidiger nimmt dabei allerdings seine Hand zuhilfe. Diese ist zwar kaum vom Körper abgewinkelt und in einer natürlichen Haltung - zudem kommt der Schuss aus kürzester Distanz - für Mislintat ist die Sache dennoch eindeutig: "Es gibt keinen klareren Handelfmeter."
Gegenüber dem kicker führte er weiter aus: "Die Hand verhindert einen Torschuss mit gefühlt 100 km/h. Auch wenn Manuel Neuer den Ball halten kann, ist das eine klare Verhinderung einer Torchance. Ob das Absicht ist oder nicht: Die Hand war nicht angelegt, sie war leicht weg vom Körper", befand Mislintat.
Der VfB-Sportchef nahm die Szene zum Anlass, um über den Sinn des VAR zu sinnieren. Die Regelauslegung verstehe er nicht mehr: "Ich kann leider nicht mehr folgen, wie das die Schiedsrichter erklären", so Mislintat. Er glaube "nicht, dass eine absichtliche Benachteiligung vorliegt, sondern, dass es einfach falsch bewertet wurde". Die Szene sei aber eindeutiger Beleg, "dass die Prinzipien, die wir haben, denen wir folgen, nicht greifen".
Sein Vorschlag: "Man sollte mehr nach dem Prinzip verfahren, was aus so einer Situation resultiert wäre, wenn keine Hand im Spiel gewesen wäre - nämlich ein Tor. Das wäre ein guter Ansatz."
Ob das der Weisheit letzter Schluss wäre, sei dahingestellt. Denn auch bei Szenen, wie der in der 72. Minute am Samstag, kann ein Schiedsrichter nur schwer einschätzen, ob daraus ein Tor - oder zumindest eine Großchance - resultiert. Insgesamt bleibt die Handspielregel wohl das größte Dilemma von allen für die Regelhüter. In dieser speziellen Szene kann man der Sichtweise von Mislintat aber zumindest folgen, auch wenn ein Handelfmeter aus Bayern-Sicht ebenfalls für große Diskussionen gesorgt hätte.
Es lief einfach maximal unglücklich für den VfB! Daran aufhalten sollte man sich in Stuttgart aber nicht. Viel zu gut ist die Mannschaft nach dem Aufstieg in der Bundesliga unterwegs!