Verunsicherung statt fehlende Gier: Thomas Tuchel über die Situation beim FC Bayern

Thomas Tuchel kehrt an alte Wirkungsstätte zurück
Thomas Tuchel kehrt an alte Wirkungsstätte zurück / BSR Agency/GettyImages
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Verunsicherung statt fehlende Gier und großes Lob für Thomas Müller. Vor dem Spiel in Mainz hat sich Thomas Tuchel zur Situation beim FC Bayern geäußert. Die wichtigsten Aussagen der Pressekonferenz.

Thomas Tuchel kehrt mit dem FC Bayern am Samstagnachmittag (15.30 Uhr) an seine alte Wirkungsstätte zurück. In Mainz begann seine Karriere als Bundesliga-Trainer. Beim FSV ist er immer noch der Coach mit den meisten Bundesliga-Spielen und -Siegen.

Am 29. Spieltag braucht Tuchel mit seiner neuen Mannschaft aber dringend einen Erfolg. Zum einen, um im Meister-Fernduell mit dem BVB vorzulegen. Zum anderen, um die Stimmung rund um den Rekordmeister zu beruhigen.

Nach dem besiegelten Aus in der Champions League geriet zuletzt Vorstandsboss Oliver Kahn in den Fokus. Der "Titan" werde intern kritisch beäugt. Sogar sein Aus soll zur Debatte stehen. Mal wieder musste sich auch Tuchel zu den Nebenkriegsschauplätzen rund um die Säbener Straße äußern.

Die wichtigsten Aussagen der Spieltags-Pressekonferenz

Personell kann der Rekordmeister in Mainz voraussichtlich aus dem Vollen schöpfen. "Alle sind fit", sagte Tuchel vor dem Abschlusstraining. Benjamin Pavard wird allerdings wegen einer Gelb-Sperre fehlen.

Zu Beginn ging es auf der PK aber natürlich um die derzeitige Stimmunglage in München und die Gerüchte um das Aus von Oliver Kahn.

"Ich kann absolut nachvollziehen, dass drei Jahre ohne Halbfinale im DFB-Pokal nicht genug sind. Ich halte es für unangebracht, ein Ausscheiden aus dem Viertelfinale der Champions League pauschal als Krise zu betiteln, bei der alles hinterfragt werden muss", beurteilte Tuchel. Die Zusammenarbeit mit Salihamidzic und Kahn sei weiter sehr gut. "Ich spüre eine positive Energie und im Zentrum des Sturms eine Ruhe. Meine Zusammenarbeit mit Brazzo und Oli [Kahn] ist ruhig, zielorientiert und lösungsorientiert. Das wir alle nicht zufrieden sind, ist klar. Trotzdem sind unsere Gespräche ruhig, lösungsorientiert und von großem Vertrauen geprägt."

Das Spiel gegen Mainz 05, das seit neun Spiele ungeschlagen ist und in der Rückrundentabelle auf Platz drei steht, werde "sehr schwierig" aus Sicht von Tuchel. "Sie hatten die ganze Woche Zeit sich speziell auf uns vorzubereiten. Es wird eine brutal schwere Aufgabe", so der FCB-Coach. "In der Ruhe liegt die Kraft. Wir werden heute noch Kraft tanken, um morgen bereit zu sein", fügte Tuchel hinzu.

"Ich spüre eher eine Verunsicherung als eine fehlende Gier."

Thomas Tuchel

Tuchel über Müller: "Seine Reaktion war vorbildlich"

"Ich bin selber großer Thomas-Müller-Fan. Diese Undefinierbarkeit in Weltklasse-Ausprägung ist einzigartig", schwärmte Tuchel über Thomas Müller. Gegen Manchester City ließ er den FCB-Routinier in beiden Spielen zunächst auf der Bank. Weil er keine "Thomas-Müller-Spiele" erwartet habe.

"In allen anderen sechs möglichen Konstellationen der möglichen Gegner wäre die Wahrscheinlichkeit hoch gewesen, dass er von Beginn an gespielt hätte. Thomas wird nie glücklich sein, wenn er nicht spielt. Aber seine Reaktion im Training war vorbildlich. Er hat die ganze Mannschaft mitgezogen und damit das beste Signal für alle gesendet", lobte Tuchel.

"Unsere Entscheidungen muss jeder auch mal akzeptieren. Wir versuchen sie mit der größtmöglichen Offenheit zu begründen. So schwierig, wie die Entscheidung für mich zu treffen war, so beeindruckt war ich von seiner Reaktion."

Gefragt wurde Tuchel auch, ob die Mannschaft zu satt sei. Das wollte der Bayern-Trainer nicht so stehen lassen: "Das würde ich nicht unterschreiben. Dass und da was fehlt, auch im Pokal gegen Freiburg und vor allem gegen Hoffenheim, steht außer Frage. So ganz den Grund dafür kenne ich noch nicht. Aber ich sehe auch keinen Unterschied im 'Sattsein' vom neunten zum zehnten Titel. Ich spüre eher eine Verunsicherung, eine Unruhe, die uns lähmt und zurückhält, frei zu spielen und kreativ zu sein."

Allerdings wünsche er sich schon noch mehr "Dampf von der Auswechselbank". "Wir können schon zulegen, was die Energie unserer Wechsel betrifft. Das sprechen wir auch offen an. Da haben wir Luft nach oben. Wir müssen klar machen, was es heißt, für den FC Bayern zu spielen und das eigene Ego hintanzustellen!"

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