Karius kritisiert Union: "Leistungsgedanke stand definitiv hinten an"

Loris Karius tritt gegen Union Berlin nach
Loris Karius tritt gegen Union Berlin nach / Boris Streubel/Getty Images
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In den letzten Jahren hat die Karriere von Loris Karius einen Knick bekommen. Seit seinen mittlerweile berühmten Patzern im Champions-League-Finale 2018 ist der Torhüter nicht mehr derselbe. Auch die Leihe zu Union Berlin brachte keine Besserung - im Gegenteil. Doch Karius behauptet, dass man an der Alten Försterei nicht fair mit ihm umgegangen sei.


Nachdem er zwei Jahre lang als Stammkeeper bei Besiktas Istanbul unterwegs war, dort allerdings auch Licht und Schatten gezeigt hatte, wollte Loris Karius sich in der vergangenen Saison wieder in der Bundesliga beweisen. Dort, wo sein Stern im Trikot des FSV Mainz 05 vor einigen Jahren aufgegangen war, ehe er für über sechs Millionen Euro zum FC Liverpool gewechselt war.

Doch obwohl Union Berlin alle Erwartungen übertraf und am Ende sensationell den siebten Platz in der Tabelle belegte, konnte Karius - zumindest auf dem Papier - keinen großen Anteil zum Erfolg beitragen. Lediglich vier Partien durfte er für die Eisernen in der Bundesliga bestreiten, ansonsten musste er Andreas Luthe den Vortritt lassen.

Im Interview mit der Bild-Zeitung findet Karius recht deutliche Worte gegen die Berliner, da er seiner Meinung nach nie eine faire Chance erhalten habe. "Das Bittere war ja, dass ich es selbst nicht beeinflussen konnte. Mir wurde immer gesagt: 'Das Training ist überragend, aber warte noch ein Spiel'. Und dann: 'Wir haben einen Lauf, warte bis zur Länderspielpause.' Der Verein hat den Zeitpunkt verpasst, mich ins Tor zu stellen", kritisiert er. Einen offenen Zweikampf gegen Luthe habe es nicht gegeben.

Karius kritisiert Union-Coach Fischer

Der 28-Jährige erhebt zudem schwere Vorwürfe gegen Urs Fischer: "Der Trainer hat immer gesagt, dass ich definitiv wieder aus dem Tor gehe, egal, wie gut ich halte. Da stand der Leistungsgedanke definitiv hinten an. Es haben sich einige Dinge durch die Saison gezogen, die ich bis jetzt noch nicht so richtig verstehe."

Vor der Saison sei ihm dagegen "natürlich" versprochen worden, dass er regelmäßige Einsätze erhalte, "sonst wäre ich ja auch nicht gekommen".

Urs Fischer
Urs Fischer setzte lieber auf Andreas Luthe / Pool/Getty Images

Für böses Blut will er allerdings nicht sorgen: "Wir haben uns am Ende der Saison in die Augen geschaut und uns die Hand gegeben. Es haben mir alle gesagt, ich sei unglaublich wichtig für die Mannschaft gewesen und dass es ihnen leidtäte, wie es gelaufen ist."

Vor allem die jungen Spieler der Union haben während der Saison zu ihm aufgeschaut - es sei Karius wichtig gewesen, trotz seiner Rolle professionell zu bleiben: "Gut zu trainieren, sie mitzureißen und zu guten Leistungen zu pushen. Da habe ich mich absolut in der Verantwortung gesehen."

Karius sieht auch Positives

Seine Reservistenrolle hatte jedoch auch gute Seiten. Dadurch, dass er sich auf seinen Bankplatz am Wochenende einstellen konnte, konnte er unter der Woche "mehr für meinen Körper machen". Dadurch sei er körperlich "so fit wie nie". Auch mental habe ihn die Situation nach vorne gebracht.

Für die kommende Saison hat er daher hohe Ziele: "Ich habe immer auf den Punkt geliefert. Von vier Spielen habe ich drei zu null gespielt, ich habe mir nichts zu Schulden kommen lassen und gute Leistungen gebracht, man konnte sich immer auf mich verlassen. [...] Ich muss weder entwickelt noch herangeführt werden, alle Automatismen sind fest verankert – ich brauche jetzt keine neue Anlaufzeit."

Ob er seinen bis 2022 datierten Vertrag beim FC Liverpool erfüllen werde, könne er noch nicht sagen. Karius' Aussagen deuten jedenfalls daraufhin, dass er spielen möchte - ein Bankplatz hinter dem unangefochtenen Alisson würde nicht wirklich zu seinen Vorstellungen passen.

"Ich halte mir alle Optionen offen und werde für mich die richtige Entscheidung treffen", teilt er nur vielsagend mit. "Stand jetzt bin ich am 12. Juli in Liverpool. Aktuell ist noch viel los. Wegen der EM und Corona wird der Transfermarkt eher spät in Schwung kommen."