Trotz Transfer-Flaute beim HSV - Thioune gibt sich ganz entspannt

Zeigt sich geduldig, was Neuzugänge betrifft: HSV-Coach Daniel Thioune
Zeigt sich geduldig, was Neuzugänge betrifft: HSV-Coach Daniel Thioune / TF-Images/Getty Images
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Erst zwei Neuzugänge für die kommende Spielzeit hat der Hamburger SV bisher präsentieren können. Der eine, Amadou Onana (18), stand schon im Januar als Verstärkung für die Saison 2020/21 fest, der andere, Klaus Gjasula (30), wurde vor gut zwei Wochen unter Vertrag genommen. Für Trainer Daniel Thioune stellt das aber offensichtlich kein allzu großes Problem dar.

Denn der neue Chef auf der Trainerbank des Dino ist mit dem Kader, so wie er ihn jetzt schon vorfindet, mehr als zufrieden. "Solange alle unter Vertrag stehen, plane ich mit allen", sagte der 44-Jährige gegenüber der Mopo. "Ob da Dynamik reinkommt, vermag ich nicht zu beeinflussen. Das liegt auch an den Spielern, ob noch Zugänge kommen oder gehen."

HSV-Spieler wollen bleiben: "Keiner will mit aller Macht weg!"

Damit schlägt er im Grunde genommen in dieselbe Kerbe wie sein Vorgesetzter. Schon Jonas Boldt hatte die Notwendigkeit von Spielerverkäufen herausgestrichen, um die notwendigen Gelder für eigene Transferaktivitäten zu beschaffen. Doch dies gestaltet sich wohl schwieriger als erwartet. "Es gibt im Moment keinen Spieler, der den Finger gehoben hat und gesagt hat, er will mit aller Macht weg", konstatiert der Coach.

Spöttisch könnte man hinzufügen - wer will schon weg aus einer Wohlfühloase? Doch eine solche Spitze würde den neuen Realitäten nicht ganz gerecht. Überverdiener im Kader gibt es mit Bobby Wood eigentlich nur noch einen. Das Jahresgehalt eines Aaron Hunt (kolportierte eine Million Euro) mag im Vergleich zur sportlichen Gegenleistung astronomisch wirken, ist aber für ein Team mit Aufstiegsambitionen (das der HSV weiterhin ist!) auch nichts ungewöhnliches. Ansonsten scheint die vor etwas mehr als einem Jahr angedachte Gehaltsdeckelung Stück für Stück zu greifen.

In Stein gemeißelt, das hat der Klub auch schon kommuniziert, ist sie allerdings auch nicht. Wäre auch blöd vom Verein, sich quasi selber zu amputieren und für manche Kategorie Spieler die Tür definitiv zu schließen. Hinter diesem Hintergrund ist zum Beispiel der Umstand zu werten, dass sich der HSV auch beim Umfeld von Sandro Wagner erkundigt hat. Der hat aber mittlerweile entschieden, seine aktive Karriere zu beenden.

Sandro Wagner hat seine Profikarriere beendet
Sandro Wagner hat seine Profikarriere beendet / Fred Lee/Getty Images

Und so steckt der Klub momentan ein bisschen fest in den Planungen. Gut nur, dass das diesjährige Sommertransfer-Fenster bis Anfang Oktober reicht. Laut Boldt wird man diese Frist wohl so weit es geht ausreizen. Eine riskante Strategie, weil niemand garantieren kann, dass die in Frage kommenden Kandidaten bis dahin nicht längst einen neuen Klub gefunden haben. In der aktuellen Lage des Klubs aber auch alternativlos.

"Wenn jeder das Maximum gibt, ist er willkommen!"

Trotzdem präsentiert sich Thioune angesichts dieses Panoramas weiterhin tiefenentspannt. Sogar für den einen oder anderen Scherz war er zu haben. So z.B. als er kundtat, froh darüber zu sein, dass seine Kicker "schon Fußball spielen können" und er "ihnen das nicht noch beibringen" müsse. "Wenn jeder das Maximum gibt, ist er willkommen. Da selektiere ich nicht im Vorfeld. Ich mache mir ein Bild von allen und weiß, dass die Verantwortlichen sich auch schon eines gemacht haben.“

Beim HSV darf sich jeder unter dem neuen Trainer beweisen
Beim HSV darf sich jeder unter dem neuen Trainer beweisen / DeFodi Images/Getty Images

Und es ist ja auch nur eine Momentaufnahme. Offiziell hat die Mannschaft noch nicht mal das Training wieder aufgenommen. Das soll morgen und übermorgen mit den ersten Leistungstest und den parallelen medizinischen Untersuchungen (Corona-Tests inklusive) geschehen. Am Mittwoch soll dann das erste Mannschaftstraining absolviert werden. "Die Spieler hier im Kader haben eine gewisse Qualität. Das dürfen sie sehr gerne im Training zeigen. Das Fenster ist bis Oktober offen, da gibt’s sicherlich auch noch die Möglichkeit, dass wir ins Nachsteuern kommen. Da können noch viele Gedanken entstehen."

Unions erstes Angebot für Pollersbeck noch zu niedrig

Und es ist ja auch nicht so, dass hinter den Kulissen absoluter Stillstand herrscht. So scheint in der Personalie Julian Pollersbeck allmählich Bewegung in die Sache zu kommen. Offenbar sind die Verhandlungen zwischen Union Berlin und dem HSV schon recht weit fortgeschritten. Ein erstes Angebot der Köpenicker sollen die Hamburger mit dem Verweis, dass es viel zu niedrig gewesen sei, abgelehnt haben. Es soll sich um einen sechsstelligen Betrag gehandelt haben. Die Hamburger, die 2017 für den Keeper immerhin noch 3,5 Millionen Euro nach Kaiserslautern überwiesen hatten, wollen zumindest einen Millionenbetrag erlösen. Gut möglich, dass sich beide Seiten in den kommenden Tagen weiter annähern.