Terodde-Ausfall als "Glück im Unglück" für die Schalke-Offensive?
Von Yannik Möller
Mit dem Ausfall von Simon Terodde hat Schalke zurzeit die stets gefürchteste Verletzung zu beklagen. Das zwingt Königsblau zu notwendigen Umplanungen in der Offensive - was u. a. mehr Flexibilität zur Folge haben könnte. Ist sein zwischenzeitliches Aus also "Glück im Unglück"?
Wenn Schalke 04 am Samstagabend das letzte Spiel vor der Winterpause bestreitet, wird Simon Terodde das vierte Mal hintereinander ausfallen. Von seiner aktuellen Verletzung wird er erst im nächsten Jahr zurückkehren. Bislang bleibt seine Rückkehr für die Rückrunden-Vorbereitung anvisiert.
Heißt für S04: Vier Spiele bestreiten, obwohl zuvor so gut wie alles auf den Rekordtorjäger der 2. Bundesliga zugeschnitten war. Drei davon sind bereits absolviert: Gegen Sandhausen wurde 5:2 gewonnen, gegen den Tabellenführer des FC St. Pauli mit 1:2 verloren und am vergangenen Wochenende wurden die Freunde des 1. FC Nürnberg mit einem 4:1-Erfolg nach Hause geschickt. Bis dato eine sehr ordentliche Ausbeute in dieser Zeit.
So gut, dass sich in den sozialen Netzwerken der ein oder andere Anhänger der Gelsenkirchener fragt, ob es nicht doch auch sein Gutes hat, dass Terodde derzeit mal nicht zur Verfügung steht.
Der Ansatz dahinter ist leicht erklärt: Weil der Stürmer Nummer eins fehlt, muss das Offensivspiel flexibler werden. Bloß Flanken von Thomas Ouwejan ins Zentrum, das funktioniert nicht. Durch andere Herangehensweisen wird Schalke weniger ausrechenbar.
Wichtiges Offensiv-Umdenken als Ergebnis des Terodde-Ausfalls - aber sicher nicht zu seinen Ungunsten
Direkt vorweg: Ja, durch diesen Ausfall - vor allem in Kombination mit dem Wegfall von Marius Bülter - muss sich das Trainerteam andere Wege zur Torchance überlegen. Ob nun Marvin Pieringer zusammen mit U23-Angreifer Rufat Dadashov auflief, zuvor mit Bülter oder nun mit Darko Churlinov -das ist dahingehend zweitrangig.
Zumindest gegen den FCN schien es so, als würde dieses Mal ein größerer Fokus auf das Spiel durchs Zentrum gelegt werden. Deshalb hat das Mittelfeld-Duo aus Rodrigo Zalazar und Blendi Idrizi in Verbindung mit dem Sturm so gut funktioniert. Dazu eine bessere Ausgewichtung von der linken zur rechten Seite, wo Reinhold Ranftl auflief.
Gegen Sandhausen wurden so viele Tore erzielt, gegen Nürnberg ebenso. So einfach die Antwort auf die übergeordnete Frage auch aussieht, sie ist nicht einfach. Blickt man tiefer in die Spiele, so hätte die Kaltschnäuzigkeit und Effektivität von Terodde immer einen großen Vorteil gebracht.
Beim Spiel gegen Sandhausen wurde eine wirklich gute erste Halbzeit gespielt - zugleich aber auch viele Chancen vergeben. Mit dem 33-Jährigen wäre S04 wohl schon mit einer Führung in die Pause gegangen. Für diese Vermutung braucht man sich nicht allzu weit aus dem Fenster zu lehnen.
Zumal es ja nicht so ist, dass Schalke mit weniger eindeutigem Fokus auf die Ouwejan-Flanken und -Standards plötzlich an Terodde vorbei spielen würde. Auch für ihn wäre es ein Vorteil, würde er seine Torchancen aus verschiedenen Aktionen vorbereitet bekommen. Schließlich ist es doch auch für ihn von Nachteil, wenn der Gegner primär nur die Flanken verhindern muss. Im Gegenteil: es wäre ebenso ein großer Vorteil für ihn.
Wenn es also einen Ausfall seinerseits brauchte, um diesen Ansatz beim Trainerteam um Dimitrios Grammozis nochmals stärker in den Fokus zu rücken - auch wenn das ein großes Thema seitens der Fans war - dann ist das ein wichtiger Gewinn. Ein Gewinn, der vor allem auch im Laufe der Rückrunde Anklang finden muss.
Dafür hätte es aber keine Terodde-Pause brauchen dürfen. Insofern ist sein Fehlen auf dem Platz weder ein Vorteil, noch "Glück im Unglück". Zuletzt war es ein unerwarteter Zweck, der die Mittel geheiligt hat. Mehr aber auch nicht.
Es ist klar, dass der Torjäger aus dieser hoffentlich nachhaltigen Entwicklung seinen Nutzen ziehen wird. Es wäre für die gesamte Mannschaft von Vorteil, wenn sich der gemeine Stil nicht wieder zu sehr auf die (hohen) Anspiele für ihn versteift, wenn er zurückkehrt. Für diesen Schritt zurück gibt es aber auch keinen Anlass. Immerhin das haben die letzten Spiele gezeigt.