Starke zweite Halbzeit reicht dem BVB gegen ideenlose Leipziger | Spielbericht und Reaktionen

Borussia Dortmund gewinnt das Topspiel gegen RB Leipzig. In der zweiten Halbzeit drehen Sancho und Haaland auf und sorgen für klare Verhältnisse. Leipzig verpasst den Sprung an die Tabellenspitze und bleibt auf Platz zwei. Der BVB baut sich ein kleines Polster auf die Verfolger auf und bleibt auf dem zweiten Tabellenplatz.

Tore: 0:1 Sancho (55.), 0:2 Haaland (71.), 0:3 Haaland (83.), 1:3 Sörloth (89.)

Ereignislose Anfangsphase

Zu Beginn des Spiels sind beide Mannschaften nach vorne relativ harmlos. Die Systeme der beiden Trainer neutralisieren sich weitestgehend. Die Dortmunder setzen ihre Priorität darauf, stabil zu stehen und Leipzig nicht zu Chancen einzuladen. Ein fast schon zögerlicher Beginn der Borussia. Leipzig macht mehr Druck auf ball und Gegner, aber viel entsteht daraus nicht. Es ist ein Abwarten und Lauern auf die Lücke. Schiedsrichter Daniel Siebert lässt vieles laufen und wenn er pfeift bleiben die Karten erstmal stecken. Es ist eine unaufgeregte und souveräne Schiedsrichterleistung.

Leipzig versucht vor allem Angelino auf dem linken Flügel ins Spiel zu bekommen. Thomas Meunier hat merklich Probleme mit dem kleinen Spanier. Auf der anderen Seite gilt es, Erling Haaland nicht zum Zug kommen zu lassen. Leipzig steht hoch und nutzt das Abseits aus, um Läufe in die Tiefe zu verhindern. Die Partie ist geprägt von Taktik und gegenseitigem Belauern. Einen Vorteil kann man keiner Mannschaft zuschreiben, auch wenn Leipzig einen Ticken mehr vom Spiel hat.

Nach 24 Minuten muss Roman Bürki zum ersten Mal eingreifen. Sabitzer spielt nach außen auf Angelino. Dessen Qualitäten dürften bekannt sein. Trotzdem kann er unbedrängt flanken. Der Kopfball von Poulsen senkt sich als Bogenlampe. Bürki packt sicher zu. Es ist der erste Torschuss der Partie. Danach macht Leipzig weiter. Haidara bekommt nur eine Minute später einen klasse Ball von Forsberg zugespielt. Aber anstatt selbst aus sechs Metern abzuschließen, versucht er nochmal im Strafraum quer zu legen. Da wäre mehr drin gewesen, hätte hochgeschaut. Die anschließende Ecke bringt nichts ein.

Dortmund probiert es mit mehr Pressing - Witsel muss verletzt raus

Anstatt etwas eigenes zu kreieren versucht es der BVB jetzt mit der Leipziger Taktik. Die Schwarz-Gelben gehen sehr früh drauf und verursachen enormen Druck auf die Messestädter. RB kommt damit nicht wirklich zurecht. Ein geordneter Spielaufbau wird schnell unterbunden. In dieser Dortmunder Pressingphase bleibt Axel Witsel in der 28. Spielminute im Rasen hängen und muss ausgewechselt werden. Sehr bitter für Borussia Dortmund. Es scheint etwas ernstes zu sein und der Ausfall wohl langwierig. Für ihn kommt Emre Can in die Partie. Ein Rückschlag für die immer besser werdende Borussia.

Mit der Verletzung von Witsel nimmt auch die Partie an Tempo ab. Es geht genauso taktisch zu wie in den ersten zwanzig Minuten. Es ist wahrlich kein Topspiel, das diesen Namen bisher verdient hätte. Die meisten Szenen sind letztendlich Zweikämpfe und Ballverluste im Mittelfeld, die aber nicht bestraft werden. Die besten Spieler der Mannschaften sind zweifellos Upamecano und Hummels. In Minute 41 wagt Olmo mal einen Volley-Schuss von der Sechzenerkante. Der geht aber gut einen halben Meter drüber. Es ist einfach noch kein Spiel mit Chancen im Überfluss.

Dortmund nach der Pause mit mehr Zugriff

Mit Beginn der zweiten Halbzeit erarbeitet sich Borussia Dortmund mehr Spielanteile. Wie schon Mitte der erste Hälfte setzt der BVB auf verstärktes und frühes Pressing. Das zeigt Wirkung. In der 49. Minute kann der BVB seine ersten beiden Torschüsse verzeichnen. Tyler Adams macht gefährlich die linke Seite auf und Sancho kann den Raum nutzen. Er steckt auf Reus durch, der aus spitzem Winkel den Abschluss sucht. Gulasci kann mit der Faust parieren. Beim anschließenden Eckball springt Can am höchsten. Aber sein Kopfball geht übers Tor.

Die Borussia scheint in der Halbzeit Lücken im Leipziger Verbund gefunden zu haben. Denn plötzlich geht es nur noch in Richtung des Leipziger Tores. Und daraus kann der BVB Profit ziehen. Nach einem eigenen Einwurf an der Mittellinie spielen Reus und Haaland einen tollen Doppelpass und hebeln damit die gesamte Leipziger Abwehr aus. Haaland startet auf rechts durch und legt den Ball im Sechzehner quer. Sancho ist perfekt in Position gelaufen und schließt aus elf Metern ins linke untere Eck ab (55.) Keine Abwehrchance für Gulasci.

Die Dortmunder Führung ist verdient. In den bisherigen Minuten haben sie mehr investiert. Leipzig muss sich die Frage gefallen lassen weshalb die Mannschaft scheinbar kein Mittel findet, um dem Tor der Gäste gefährlich nahe zu kommen. Stattdessen macht Dortmund genauso weiter. Haaland wird in den Strafraum geschickt, aber seinen Knaller mit dem linken Fuß kann Gulasci gerade noch an die Latte lenken (65.).

Dortmund bleibt die gefährlichere Mannschaft. Hat aber auch Aluminiumglück. Olmo ist in der 67. Spielminute selbst etwas verwundert, dass er so einfach in den Strafraum kommt. Er versucht den Schuss ins lange, linke Eck. Aber der Ball prallt vom Innenpfosten ab und wieder zurück ins Feld. Es scheint sich nun doch eine sehr unterhaltsame zweite Halbzeit anzudeuten.

Dortmund ist kaltschnäuziger

Wie am Fließband kommt es nun zu Torraumszenen. Und wieder trifft der BVB. Haaland leitet den Angriff selbst ein, spielt nach links, wo Sancho und Guerreiro die Leipziger Hintermannschaft beschäftigen. Sanchos Flanke kann nicht verhindert werden. Haaland steht am zweiten Pfosten bereit und köpft den Ball vorbei an Gulasci ins Leipziger Tor (71.). Ein toller Angriff der Gäste und stark durchgesetzt vom Norweger.

RB müht sich, aber jeder Vorstoß birgt jetzt die Gefahr eines Konters der Dortmunder. Genau darauf hat sich die Mannschaft von Edin Terzic jetzt eingestellt. Einen Angriff in der 83. Minute kann Haaland nicht sauber zu Ende spielen. Es scheint, als ob Leipzig nichts mehr ausrichten kann. Dortmund unterstreicht seine Leistung erneut. Reus zieht am Strafraum von RB quer in die Mitte. Kein Leipziger fühlt sich für ihn zuständig. Auch deshalb kann er ohne Widerstand einen tollen Steckpass auf den startenden Erling Haaland spielen. Der umkurvt ganz cool Peter Gulasci und erzielt sein zweites Tor des Abends (84.).

Zu spät, aber am Ende kommt RB Leipzig doch noch zum Torerfolg. Alexander Sörloth kann eine Flanke in den Strafraum nutzen. Seinen Kopfball pariert Bürki zwar noch, aber der Abpraller fällt dem Leipziger Stürmer direkt vor der Füße. Dann ist es keine große Herausforderung mehr, ihn über den am Boden liegenden Torwart zu schießen (89.).

Danach ist Schluss. Borussia Dortmund gewinnt das Topspiel gegen RB Leipzig am Ende verdient. Die zweite Halbzeit war eine klare Leistungssteigerung. Wenn der BVB mit Tempo kam, hatte Leipzig nichts mehr entgegenzusetzen. Die Roten Bullen haben das Spiel nach dem 0:2 weitestgehend aus der Handgegeben. Zu groß war die Angst vor noch einem Gegentor, das dann trotzdem noch kam. Auch die Höhe geht an diesem Abend in Ordnung. Edin Terzic hat seiner Mannschaft genau den richtigen Matchplan für die zweiten 45 Minuten mit auf den Weg gegeben.