"Sofortige Wiederaufstieg" bei Abstieg das Ziel - S04-Vorstand Jobst über die Zukunft von Schalke

Alexander Jobst blickt vorsichtig optimistisch in die S04-Zukunft
Alexander Jobst blickt vorsichtig optimistisch in die S04-Zukunft / INA FASSBENDER/Getty Images
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Auf Schalke muss längst zweigleisig geplant werden, für den Fall des Klassenerhalts, immer mehr aber auch für das Abstiegs-Szenario. In diesem Fall wäre "der sofortige Wiederaufstieg" das klare Ziel, so Vorstand Alexander Jobst. Bei der Sponsoring-Zukunft ist und bleibt er trotz zu erwartender Veränderungen optimistisch.

Spieltag für Spieltag rutscht Schalke 04 durch eigens verpasste Punkte und den Teil-Erfolg so mancher direkter Konkurrenten um den Klassenerhalt näher in Richtung Abstieg. Um den Gang in die 2. Bundesliga zu vermeiden, bräuchte es schon jetzt eine Rückrunde auf Europa-League-Niveau. Alles andere als einfache Vorzeichen - Marketing- und Vertrieb-Vorstand Alexander Jobst blickt trotzdem den Umständen entsprechend positiv in die Zukunft.

Im Interview mit der WAZ klärt er direkt die wichtige und oftmals gestellte Frage, ob der Klub im Falle des Abstiegs überhaupt den Ablauf der Lizenzierung problemfrei durchlaufen könne. Seine Antwort: "Ja, für die 1. Liga übrigens auch." Trotz der seit Jahren lastenden Schulden ist der Verein somit ohne größere Probleme in der Lage, eine Saison durchzufinanzieren - unabhängig der jeweiligen Liga.

"Das Ziel im Falle eines Abstiegs ist der sofortige Wiederaufstieg. Danach richten wir uns auch."

Alexander Jobst, via WAZ
Auf Schalke muss in allen Bereichen zweigleisig geplant werden
Auf Schalke muss in allen Bereichen zweigleisig geplant werden / VI-Images/Getty Images

Christina Rühl-Hamers, seit ein paar Monaten als Finanzvorständin tätig, hatte gegenüber dem kicker bereits erklärt, dass ein Jahr in der zweiten Liga ohne Komplikationen überstanden werden würde. Ein zweites Jahr "wäre herausfordernder", gibt Jobst zwar zu bedenken, betont aber zugleich, dass es für derartige Prognosen noch zu früh sei: "Seien sie gewiss: Wir planen mit wirtschaftlicher Vernunft, sodass ein zweites Jahr zweite Liga den Klub nicht in seiner Existenz infrage stellen würde."

"Der sofortige Wiederaufstieg" als Schalker Ziel im Falle des Abstiegs - Sponsoring-Feld zeigt Erfolge

Das eindeutige Ziel ist es jedoch, falls man absteigen sollte, ein Folgejahr gar nicht erst planen zu müssen: "Klar ist aber: Das Ziel im Falle eines Abstiegs ist der sofortige Wiederaufstieg. Danach richten wir uns auch."

Ein ebenfalls großes Thema rund um die sportliche Unsicherheit ist das Sponsoring. Zuletzt konnten die Verträge mit Böklunder und Stölting langfristig verlängert und sogar eine jeweilige Sofortzahlung ausgehandelt werden. Auch mit Hagedorn gab es eine Vertragsverlängerung. "Die Marke Schalke 04 hat weiter eine unglaublich große Kraft", so Jobst. In dieser Zeit sei es besonders entscheidend, den Sponsoren die wichtigen und grundlegenden Zukunftsfragen ("Wie wird Schalke denn wieder erfolgreicher?") zu beantworten.

Derzeit arbeite man an weiteren positiven Signalen. In diesem Zug stellte er weitere Abmachungen in Aussicht: "Ich kann aber bereits signalisieren, dass wir in den kommenden Wochen und Monaten auch neue Partner für uns gewinnen werden." Einen neuen Partner braucht es womöglich auch, wenn es um das Thema Hauptsponsor geht. "Der Vertrag hat keine Gültigkeit für die zweite Liga", bestätigte der Vorstand die Berichte um den dann auslaufenden Gazprom-Vertrag. Doch auch dabei befinde man sich bereits in Gesprächen.

Gazprom soll - je nach Möglichkeit - als Hauptsponsor an Bord bleiben
Gazprom soll - je nach Möglichkeit - als Hauptsponsor an Bord bleiben / Lars Baron/Getty Images

Diese Gespräche "werden im Frühjahr konkretisiert, wenn wir weitgehend Klarheit haben werden, ob Schalke in der nächsten Saison erst- oder zweitklassig spielt". Dahingehend sei eine "Entscheidung so zeitnah wie möglich" anvisiert, um Planungssicherheit zu haben. Aufgrund der "starken Loyalität in unserer Partnerschaft" gehe man "mit Zuversicht in die weiteren Gespräche", so der 47-Jährige. Sollte man in Zukunft nicht mehr mit Gazprom zusammenarbeiten, "wird es andere Möglichkeiten geben".

Doch nicht nur in den Bereichen Finanzen und Sponsoring muss zweigleisig geplant werden, auch im konkret sportlichen Feld. Diese Zukunftsplanung, erklärt Jobst, "befindet sich in den Händen des Sportvorstandes". Es ist keine Überraschung, dass Jochen Schneider in dieser Funktion auch die Aufgaben anführt, die mit diesem Bereich einhergehen. Inzwischen wünschen sich wohl einige Fans, diese Aufgabe würde einer neuen sportlichen Leitung obliegen.


Sportliche Zukunft existenziell wichtig: Jochen Schneider sucht den Sportdirektor - keine Abstimmung zur Ausgliederung im Sommer

Dafür läuft die Suche nach einem Sportdirektor weiter. Dieser wäre, im Gegensatz zum Sportvorstand, in direkter Weise für das Planen und Ausführen im sportlichen Bereich tätig. Verträge, Verlängerungen, das sportliche Tagesgeschäft. Wer für diese Position eine passende Person sucht, wurde das Vorstandsmitglied gefragt: "Das macht der Aufsichtsrat gemeinsamen mit Jochen Schneider." Zuletzt war u.a. Ben Manga im Gespräch, der Chefscout von Eintracht Frankfurt. Wenig überraschend kennt Schneider ihn aus Stuttgarter Zeiten.

Seinen Vorstandskollegen nimmt er derweil auch etwas in Schutz: "Ich finde die Kritik [...] einseitig, unglückliche sportliche Entscheidungen führen nun dazu, dass sich die Kritik zu sehr auf ihn alleine fokussiert."

Auch zum emotionalen Thema der Vereinsform äußerte sich Jobst. "Es wird im Sommer keine Abstimmung zu einer Änderung der Rechtsform geben", stellt er im Hinblick auf die für den 13. Juni angesetzte Mitgliedersammlung klar. Weiter: "Ich habe immer gesagt, dass wir unsere Mitglieder mit genügend Vorlauf einbinden wollen, sollten wir ein Konzept einbringen." Da seit Wochen und Monaten die sportliche Planung für die nahe Zukunft die "oberste Priorität" genießt, sei dies derzeit kein Thema.

Seit 2011 arbeitet Alexander Jobst für den S04
Seit 2011 arbeitet Alexander Jobst für den S04 / Andreas Rentz/Getty Images

Seine persönliche Arbeit will er dabei nicht an eine zukünftige Abstimmung über die Rechtsform knüpfen. Ob als eingetragener Verein oder beispielsweise als Genossenschaft, das ist für Jobst nicht der wichtigste Aspekt. Er mache seine Zukunft nicht "an einer möglichen Veränderung der Rechtsform fest", sondern an den großen Fragen der nächsten Jahre: "Was sind die Ziele von Schalke 04 für die Zukunft? Ist es das erfolgreiche Fußballspielen, nur dann wieder in anderen Tabellenregionen? Oder sind andere wichtige Merkmale des FC Schalke 04 vordergründig, die sich in der Priorisierung verändern werden?"

Er geht davon aus, dass sich diese und ähnliche Fragen über die nächsten Monate beantworten oder zumindest andeuten werden. Schalke sei noch immer "ein unglaublicher Verein", der Jobsts Überzeugung nach "auch wieder erfolgreich an alte Zeiten anknüpfen wird". Das würde auch Vorteile in der Vermarktung, also seinem Hauptgebiet bringen. Dabei stellte er jedoch fest: "Unser Produkt muss in allererster Linie erfolgreicher Fußball sein."