Sieg gegen den FC Bayern - Fluch oder Segen?
Von Guido Müller
Den FC Bayern München zu schlagen, ist im deutschen Fußball die wohl schwierigste Aufgabe überhaupt. Noch schwerer scheint es, nach einer Überraschung gegen den Rekordmeister nachzulegen. Die Statistik zeigt, dass die meisten Bayern-Bezwinger im folgenden Liga-Spiel nicht gewinnen konnten. Wir haben einmal den Zeitraum der letzten zehn Jahre (von der Saison 2011/12 bis zur aktuellen) diesbezüglich beleuchtet.
Der letzte Bayern-Schreck war der FC Augsburg, der die Münchener am vergangenen Wochenende mit 2:1 besiegen konnte. Der Bayernsieg-Fluch fiel für die Schwaben nicht allzu heftig aus, denn immerhin gelang der Elf von Markus Weinzierl am Samstag ein 1:1 bei der Hertha.
Der zweite Bayern-Bezwinger dieser Spielzeit, die SG Eintracht Frankfurt, bekam den Fluch allerdings voll zu spüren. Eine Woche nach dem fast schon sensationellen 2:1-Sieg bei den Bayern, bekamen es auch die Hessen mit der Alten Dame zu tun - und mussten sich zuhause mit dem selben Ergebnis geschlagen geben.
Die meisten Bayern-Bezwinger gab es 2011/12
In besagter Saison 2011/12 verloren die Bayern insgesamt satte sieben Mal (Rekord in diesem Zeitraum). Die beiden Borussias schafften es gar, beide Spiele gegen den Branchenführer zu gewinnen.
Schwarz-Gelb konnte dann jeweils das folgende Spiel (ausgerechnet gegen den Revier-Rivalen aus Gelsenkirchen) gewinnen, während die Fohlen den VfB Stuttgart zumindest einmal schlagen konnten und einmal remis spielten.
Hannover 96 (in Gladbach), Bayer Leverkusen (in Wolfsburg) und Mainz (ebenfalls in Wolfsburg) hingegen konnte ihre Siege gegen den Rekordmeister nicht vergolden. 96 und Bayer verloren gar, während Mainz wenigstens ein Unentschieden holen konnte.
In der Folgespielzeit 2012/13 konnte nur Bayer Leverkusen die Bayern schlagen. Dem 2:1-Sieg in München am 9. Spieltag ließen sie eine Woche später ein 3:2 zuhause gegen die Fortuna folgen.
Auch ein Jahr später gab es nur ein Team, das den Bayern drei Punkte abknöpfen konnte. Nach einem 1:0-Sieg am 29. Spieltag folgte für den FC Augsburg jedoch acht Tage später die Ernüchterung. Es setzte ein 0:2 bei der TSG Hoffenheim.
In der Saison 2014/15 setzte es dann gleich fünf Niederlagen für die Bayern. Freiburg, Leverkusen und Augsburg erwischte nach dem Triumph der Fluch mit voller Wucht, während der VfL Wolfsburg ein Remis gegen Eintracht Frankfurt holte. Nur Borussia Mönchengladbach gelang es, nach dem Triumph gegen die Bayern einen weiteren Dreier (gegen Hoffenheim) zu holen.
Ein Jahr später war es dann wieder nur zwei Teams vergönnt, die Bayern zu schlagen. Natürlich der Angstgegner der Bayern, Borussia Mönchengladbach - und der FSV Mainz 05. Veredeln konnten aber weder die Niederrheiner, die bei Bayer Leverkusen verloren, noch die Rheinhessen, die in Darmstadt remis spielten, ihren Erfolg.
Zwei Bayern-Bezwinger gab es auch in der Saison 2016/17. Doch der BVB verlor am folgenden Spieltag in Frankfurt, während die TSG Hoffenheim dem HSV in Hamburg unterlag.
In den folgenden vier Spielzeiten verloren die Bayern jeweils vier Spiele. 2017/18 waren die TSG Hoffenheim, RB Leipzig, Borussia Mönchengladbach und der VfB Stuttgart (am 34. Spieltag) in der Lage, die Münchener zu schlagen.
Doch lediglich die Sachsen konnten diesen Erfolg durch einen Auswärtssieg bei Hannover 96 veredeln.
Kuriose Spielzeit 2018/19: Alle Bayern-Bezwinger mussten im Folgespiel gegen Mainz ran
Ein ganz anderes Bild gab es ein Jahr später (2018/19). Hertha BSC, Borussia Dortmund, Borussia Mönchengladbach und Bayer Leverkusen verloren allesamt das folgende Spiel nicht. Kurios: der dem jeweiligen Bayern-Triumph folgende Gegner war in allen vier Fällen der FSV Mainz 05, und nur die Alte Dame aus Berlin schaffte es nicht, die 05er zu schlagen und spielte remis.
Etwas ausgeglichener gestaltete sich die Bilanz in der folgenden Saison (2019/20). Eintracht Frankfurt, TSG Hoffenheim , Bayer Leverkusen und - natürlich - Borussia Mönchengladbach hießen die stolzen Bayern-Bezwinger.
Allerdings schafften es nur die TSG und Bayer 04 (jeweils gegen Schalke 04) ihr folgendes Spiel zu gewinnen, während die Hessen gegen Freiburg verloren und die Fohlen gegen Wolfsburg.
In der letzten Spielzeit traf der Fluch dann alle vier Teams, die die Bayern schlagen konnten. Hoffenheim und Frankfurt unterlagen in Frankfurt bzw. Bremen, während Gladbach (Remis beim VfB) und die Mainzer (Unentschieden gegen Hertha) wenigstens noch einen Punkt holen konnten.
Nur 12 von 35 Bayern-Bezwingern gewannen ihr folgendes Spiel
Zusammengefasst kann man also festhalten: von den 35 Teams (den Sieg des VfB Stuttgart am 34. Spieltag der Saison 2017/18 lassen wir mal unberücksichtigt), die die Bayern im besagten Zeitraum schlagen konnten, schafften es nur zwölf, dem Triumph gegen den Klassenprimus einen weiteren Sieg folgen zu lassen.
Achtmal schaffte es der Bayern-Bezwinger wenigstens ein Remis folgen zu lassen - und satte 15 Mal gab es für ihn eine Niederlage.
Wer also vom Fluch der Siege über den FC Bayern München spricht, hat also auch statistisch belegt durchaus recht.