Schweiz: Finanzierung für Frauen-EM 2025 drastisch gekürzt

  • Nur 4 Millionen Franken statt 15 vom Bund
  • Heftige Kritik an der Kürzung
  • Weniger Geld für Tourismus und öffentlichen Nahverkehr

Die Heim-EM in der Schweiz muss mit weniger Geld vom Bund auskommen als gedacht
Die Heim-EM in der Schweiz muss mit weniger Geld vom Bund auskommen als gedacht / Eurasia Sport Images/GettyImages
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Die Heim-EM 2025 wird in der Schweiz als große Chance für den Frauenfußball angesehen. Jetzt droht aber ein Großteil der Finanzierung wegzubrechen, der Bundesrat hat das Budget von 15 Millionen Franken auf vier Millionen gekürzt. Und selbst diese vier Millionen sollen von anderer Stelle im Sport weggenommen werden.

Bundesrat will keinen Rappen für die EM ausgeben

Der Bundesrat der Schweiz will aus Spargründen deutlich weniger Geld für die Heim-EM 2025 ausgeben. Genauer gesagt eigentlich gar kein Geld: Statt der angedachten 15 Millionen Franken, die für das Turnier zur Verfügung stehen sollten, sind es nun nur noch vier. Und diese vier Millionen werden an anderen Stellen im "Bundesamt für Sport" eingespart werden, sodass für die EM keine Mehrkosten entstehen sollen. Unter der Austragung der EM könnte also zum Beispiel die Jugendförderung leiden, kritisierte Expertin Kathrin Lehmann.

Eigentlich war geplant, die Tickets im öffentlichen Nahverkehr zu vergünstigen. Diese Idee ist jetzt hintenrüber gefallen. Auch das "Standortmarketing", also die Werbung für die acht Städte, in denen EM-Spiele stattfinden, wurde gestrichen. Das sorgte für Kritik durch die Tourismus-Branche.

Ursprünglich waren vier Bereiche der Finanzierung durch den Bund angedacht: Sicherheit, Standortmarketing mit Schweiz Tourismus, öffentlicher Verkehr und ein Vermächtnis für den Frauen- und Mädchenfussball in der Schweiz. Davon bleibt jetzt nur noch Punkt vier übrig. Zur Enttäuschung von Zürich, Basel, Bern, Thun, St. Gallen, Luzern, Sitten und Genf, die nun vermutlich mehr Geld in die Hand nehmen müssen.

Kantone und Städte werden mehr zahlen

Dabei sind die Städte und Kantone (die Schweizer Regionen) bereits jetzt diejenigen, die das Gros der finanziellen Last tragen. Die Stadt Zürich will etwa 18,5 Millionen für die EM zur Verfügung stellen, Basel auch 12,9 Millionen. Diese Ausgaben werden jetzt voraussichtlich noch steigen. Die Kantone werden sich ebenfalls beteiligen und müssen nun vermutlich mehr Geld in die Hand nehmen, als geplant.

Gemeiderätin Katharine Ali Oesch aus Thun sagte dem SRF, dass wegen der Streichung der Gelder große Probleme drohen: "Im allerschlimmsten Fall, sollten also gar keine Gelder nach Thun kommen, müssten wir sagen, dass es wohl nicht möglich wird, hier die EM durchzuführen." Das gilt aber als eher unwahrscheinliches Worst-Case-Szenario, die Kantone werden den Städten wohl unter die Arme greifen.

Heftige Kritik: "Eine Katastrophe"

Trotzdem sorgt die Entscheidung für herbe Kritik, auch im Schweizer Parlament. Schließlich hat die Schweiz die EM beim Zuschlag für das Turnier als großes Sprungbrett für die Entwicklung im Frauenfußball präsentiert. Die Kürzung der Gelder um fast 75% sei da ein fatales Zeichen. "Das ist einfach eine Katastrophe", sagte Matthias Aebischer von der sozialdemokratischen Partei SP.

Für die Europameisterschaft der Männer 2008 hatte der Bund noch 82 Millionen bereitgestellt. Auch wenn die Sicherheitskosten deutlich geringer sind - allein dafür waren 2008 40 Millionen ausgegeben worden - und weniger Investitionen in die Infrastruktur nötig sind, scheint die Differenz für viele frappierend.

Die Entscheidung könnte vom Parlament in der Sommersitzung noch rückgängig gemacht werden. Viele Parlamentarier sprachen sich bereits für eine höhere Förderung aus. Ob die angesichts des Spardrucks realistisch ist, bleibt aber abzuwarten.