Schwedens Liga-Boss plant Fortsetzung der Saison mit Zuschauern
Von Janne Negelen

Aktuell beschäftigen sich die vielen Fußballligen der Welt mit der Frage, ob und wie die laufende Saison fortgesetzt werden kann. In Schweden gibt es einen klaren Plan. Der Spielbetrieb soll wieder aufgenommen werden - und das mit Zuschauern.
Die Bundesliga steht vor knapp einhundert Geisterspielen. In den Niederlanden wird die Saison überhaupt nicht mehr fortgesetzt. Jede Liga muss derzeit abwägen, ob ein Beendigung der Spielzeit sinnvoll und verhältnismäßig ist. An ein Konzept mit geregeltem Spielplan und der Einbeziehung der Zuschauer denken dagegen die Wenigsten.
In Schweden ist dies anders. Die Allsvenskan hätte Anfang April in die neue Saison starten sollen. Bisher konnte keine Begegnung stattfinden. Liga-Boss Mats Enquist stellte nun allerdings klar, dass ein halbwegs normales Fußballjahr noch immer angepeilt wird. "Wir wollen in Schweden klarmachen, dass Fußball ein Sport ist, der auf dem Platz und den Rängen gespielt wird", so der 60-Jährige in der Bild.
Strenge Auflagen und ein notwendiges Risiko
Die schwedischen Fußballstrukturen sind kaum mit den deutschen zu vergleichen. Nur darum ist ein solche Vorstellung in der Allsvenskan wohl vertretbar. Und dennoch müssten strengste Auflagen eingehalten werden. "Unsere Teams stehen unter solch einer Beobachtung des Medizin-Teams, die andere Menschen nicht haben. Wir wollen, dass der Team-Doktor die Spieler prüft, ob sie symptomfrei sind. Und er muss sie vor dem Training und Spiel gründlich getestet haben."
Am 14. Juni soll es mit der Liga losgehen. Bis dahin müsste noch einiges in die Wege geleitet werden. Auf Ernstfälle wie weitere Infektionen in einer Mannschaft, muss schnell reagiert werden können. "Natürlich ist ein Risiko da, dass sich ein Spieler infiziert, aber man kann nicht ein ganzes Team in Quarantäne stecken. Und wir hoffen, dass bald Tests zur Verfügung stehen", so Enquist.
""Das Ziel ist also, vor vollen Rängen zu spielen.""
- Mats Enquist
Um die größtmögliche Sicherheit zu gewährleisten, denkt der Liga-Boss auch an Gesundheitstests für die Zuschauer. "Das ist auch etwas, das wir noch besprechen. Das bedeutet aber nicht, dass wir so ignorant sind, dass wir die Risiken nicht verstehen. Das Ziel ist also, vor vollen Rängen zu spielen, aber wenn das nicht möglich oder verantwortungsvoll ist, werden wir natürlich vor einem reduzierten Publikum spielen.“
Zuschauer werden sich "unvermeidbar" infizieren
Am vorgestellten Plan will Enquist unbedingt festhalten. Etwas fragwürdig wirkt es trotzdem, dass weitreichende Folgen riskiert werden; so etwa Infektionen unter Zuschauern. "Das wird unvermeidbar passieren. Wir müssen realisieren, dass sich die meisten von uns mit Corona anstecken werden. Wenn wir also vor vollen Rängen spielen - was momentan ein bisschen unwahrscheinlich aussieht, das gebe ich zu - dann müssen die Zuschauer auch Eigenverantwortung übernehmen."
Als eine der wenigen Nationen in Europa überschreitet Schweden bald womöglich eine Grenze, die in vielen Staaten als abschreckend wirkt. Bis sich die vagen Vorstellungen allerdings erfüllen, müssen noch einige gute Nachrichten Einzug halten. Selbst in der verhältnismäßig kleinen Allsvenskan wären viele Verantwortungen ansonsten verfehlt.