Schalkes Kaderplanung: Schneiders To-Do-Liste und die Probleme

Probleme und Handlungsbedarf: Jochen Schneider muss sein Können unter Beweis stellen
Probleme und Handlungsbedarf: Jochen Schneider muss sein Können unter Beweis stellen / DeFodi Images/Getty Images
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Die Saisonvorbereitung auf Schalke ist mittlerweile in vollem Gange - in Kürze wird auch das zweite, dann größere Trainingslager anstehen. Weiterhin ein großes Problem: Wichtige Stellen im Kader sind noch immer nicht besetzt. Gleichzeitig deutet sich bei McKennie keine zeitnahe Entscheidung an.

Inzwischen sind die ersten beiden Wochen der Saisonvorbereitung beim FC Schalke 04 vergangen. Zwei Wochen, in denen einige Einheiten absolviert wurden und am Samstagabend das zweite Testspiel gegen den SC Verl anstehen wird. Was von außen nach einem normalen Pre-Season-Betrieb aussieht, ist in Wahrheit ein großes Durcheinander mit ebenso vielen, zurzeit nicht umsetzbaren Plänen wie Problemen.

Übergeordnet steht die wichtige To-Do-Liste von Sportvorstand Schneider auf der einen und der dringend notwendige Plan von Trainer David Wagner, das Team bestmöglich weiterzuentwickeln, auf der anderen Seite. Beide sind selbstredend voneinander abhängig, doch die Kaderplanung hakt massiv: Wichtige Positionen sind nach wie vor unbesetzt, großer Handlungsbedarf besteht und doch gibt es die finanziellen Möglichkeiten nicht, um diesen anzugehen.

Sportvorstand Schneider ist regelmäßig beim S04-Training zugegen
Sportvorstand Schneider ist regelmäßig beim S04-Training zugegen / DeFodi Images/Getty Images

Ganz oben auf der Prioritäten-Liste: Mindestens einen Rechtsverteidiger, einen Linksverteidiger und ein Stürmer sollen - oder besser gesagt - müssen noch kommen. Auf der linken Seite ist nur der Verbleib von Bastian Oczipka gesichert, auf rechts gibt es keinen einzigen Spieler. Im Sturm offenbar nur Spieler, die das Trainerteam (bislang) nicht vollends überzeugen konnten. Qualitative Verbesserungen in der Mannschaft kann und wird es in diesem Sommer nicht geben. Es geht ausschließlich darum, die bestehenden und sehr großen Lücken nach bestem Gewissen zu schließen.

Große Baustellen und kein Werkzeug: Schalke-Vorbereitung läuft unter schlechten Bedingungen

Doch schon an dieser Aufgabe scheitern die Vereinsverantwortlichen derzeit. Nicht etwa aus reiner Unfähigkeit - viel mehr sind es die komplett fehlenden Ressourcen, die das Leben von Jochen Schneider zurzeit schwer machen. Nicht falsch zu verstehen: Auch der Sportvorstand steht in der Kritik. Auch er muss beweisen, dass er möglichst günstig und gleichzeitig weitsichtig Spieler kaufen kann. Dass er ausnahmslos an Wagner festhielt, trotz ganzen 16 Spielen ohne Sieg inklusive diverser fragwürdiger Aussagen gegenüber dem Team, hat nebenbei für weitere Kritik gesorgt.

Auch David Wagner wird sich wieder beweisen müssen
Auch David Wagner wird sich wieder beweisen müssen / DeFodi Images/Getty Images

Der große Hoffnungsträger heißt Weston McKennie. Nicht aus einem sportlichen Grund, weil er Schalke in der kommenden Saison spielerisch weiterbringen soll. Er ist als der große Verkaufskandidat auserkoren worden. Eine Wahl, die mit seinem Wechselwunsch Hand in Hand geschah und für den Klub durchaus Sinn ergibt. Trotz seines jungen Alters und dem langfristigen Vertrag ist er - im Bereich der Spieler, die mehr als 15 bis 20 Millionen Euro einbringen würden - einer, die am ehesten zu ersetzen sind. Ein Abschied des US-Amerikaners wird somit anvisiert.

Die geforderten 25 Millionen Euro würden etwas Spielraum für Schneider schaffen, um selbst auf dem Transfermarkt aktiv werden zu können. Mit dem zerschlagenen Wechsel zu Hertha BSC wird sich diese Art Erlösung aber noch ziehen. Die Transferphase reicht in diesem Jahr zwar bis in den Oktober hinein, was den Vereinen deutlich mehr Zeit gibt - zweifelsohne ist es jedoch umso komplizierter und schwieriger für einen Verein, je später ein oder gar mehrere Neuzugänge eintreffen. Sie müssten schon mitten im Spielbetrieb ins kalte Wasser geworfen werden, ohne die so wichtige Vorbereitung absolviert zu haben.

Ein weiteres Problem, das Tag für Tag auf den S04 zurollt. Allerdings auch ein Problem, gegen das die zurzeit verantwortlichen Personen eher wenig ausrichten können. Natürlich hätte der Verein gar nicht erst in die Lage geraten dürfen, in der man keinerlei eigenes Transfer-Budget hat, ohne auf Verkäufe angewiesen zu sein. Dass die für Alexander Schwolow geforderten 3,5 Millionen Euro (laut Bild) sogar in Raten hätten gezahlt werden müssen, spricht dabei Bände.

Apropos Schwolow: Wie die Torwart-Situation bei Königsblau aussieht, ist auch noch offen. Lange war Schalke am Neu-Berliner interessiert und sogar schon einig - nur die Ablöse schien man nicht stemmen zu können. Heißt im Umkehrschluss für Ralf Fährmann und Markus Schubert: Das Trainerteam wollte bzw. will sie eigentlich gar nicht als Nummer eins, keinen von beiden, aus welchen Gründen auch immer. Das wissen sie selbst. Eine weitere Stelle im Kader, die also nicht den Wünschen entsprechend angegangen werden kann. Zudem dürfte sie nun erstmal ganz hinten anstehen.

Problem-Zustand auf Schalke wächst durch sich selbst - finanzieller Befreiungsschlag muss her

Dass derzeit so gut wie keine Namen im Bezug auf Schalke gehandelt werden, was mögliche Neuzugänge betrifft, kann zwei Dinge bedeuten: Entweder arbeiten Kaderplaner Michael Reschke und Schneider so leise und medial unauffällig, dass so gut wie nichts nach außen dringt - oder es gibt zurzeit einfach noch keine tiefgründigen Planungen, weil der Klub schlichtweg noch nicht sagen kann, wann, wie viel und wofür Geld zur Verfügung stehen wird.

Die Schalker Vorbereitung läuft, die Probleme bleiben nach wie vor
Die Schalker Vorbereitung läuft, die Probleme bleiben nach wie vor / Christof Koepsel/Getty Images

Somit müssen verschiedene Kandidaten beobachtet, ausgesucht und warmgehalten werden. Sollte McKennie doch noch gehen, von ihm eindeutig bevorzugt nach England, könnten diese Planungen dann anlaufen und Gestalt annehmen. Ob sie dann gut sind, ob die dann geholten Spieler die Richtigen sind, ist eine andere Frage. Je länger es aber dauert, bis wichtige Einnahmen kommen, so schwieriger wird die eigene Lage. Gute Profis, die Schalke helfen könnten, werden auch anderen Klubs bekannt sein. Konkurrenten, die eher und vermutlich sogar mehr zahlen können, als die Gelsenkirchener.

Man merkt schnell: Durch verschiedenste Faktoren ist und bleibt die Kaderplanung auf Schalke ein sehr verzwicktes und kompliziertes Thema. Zu viele Fragen gibt es und die etwaigen Antworten darauf schweben noch in der Luft. Fakt ist auch: Dauert dieser Zustand über die Vorbereitung noch länger an, wird es immer schwieriger, den Einstieg in die anstehende Saison zu meistern oder zumindest zu bewältigen.