Schalker Transfer-Sommer beendet: Ein gemischtes Fazit

Sportvorstand Jochen Schneider muss mit sehr wenig Geld haushalten
Sportvorstand Jochen Schneider muss mit sehr wenig Geld haushalten / Alexander Hassenstein/Getty Images
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Am Montagabend um 18 Uhr endete auch für Schalke 04 die Möglichkeit, neue Spieler zu verpflichten. Am Ende stehen ein paar Leihen, der ein oder andere Rückkehrer und eine nach wie vor sehr komplizierte finanzielle Situation auf dem Zettel. Ein Fazit zu ziehen fällt vergleichsweise schwer.

Ein aufgrund der Coronakrise verlängertes Transferfenster, das sich angefühlt hat, als wäre es über Jahre gelaufen - vor allem bei Schalke 04, wo man wöchentlich zu lesen und zu hören bekam, wie wenig Geld der Klub doch zur Verfügung habe. Gerade angesichts der teilweise doch großen Baustellen alles andere als eine gesunde Mischung, in die der Klub - neben der sportlich gefährlichen Situation - steuerte.

Schlussendlich steht keine permanente Verpflichtung für den S04. Kein Spieler wurde für Geld und mehrere Jahre an den Klub gebunden. Ein erneutes Zeichen für die wirtschaftliche Situation des Vereins. Ausnahmslos richtig: Geld für Transfers standen schlichtweg nicht zur Verfügung. Wollte Sportvorstand Jochen Schneider neue Spieler ausleihen oder Rückkehrer bezahlen, musste erst Platz im Kader gemacht werden. Neben den ausgelaufenen Leihverträgen haben somit auch Weston McKennie, Guido Burgstaller und Sebastian Rudy gehen müssen.

Sebastian Rudy verlässt Schalke erneut in Richtung Hoffenheim
Sebastian Rudy verlässt Schalke erneut in Richtung Hoffenheim / DeFodi Images/Getty Images

Vor allem bei Rudy war es bis zum Schluss eine wahre Hängepartie. Seine erneute Leihe zur TSG Hoffenheim zeigt zum einen, dass weder Trainer Manuel Baum mit ihm plante, zum anderen, dass der Mittelfeldspieler auch lieber nicht für Schalke auflaufen wollte. Nun bekommt die TSG den 30-Jährigen ohne zusätzliche Gehaltskosten. Rudy verzichtet auf die eine Hälfte von drei Millionen Euro, Königsblau zahlt die andere Hälfte weiter. Mag auf den ersten Blick komisch klingen, aber: Richtig gehandelt. Einsparungen von drei Millionen Euro sind von nicht zu unterschätzendem Wert für den Sportvorstand.

Rudy weg, Ludewig da: Schalke muss auf unerfahrenen Rechtsverteidiger setzen

Die neuen S04-Akteure - wenn man die zurückgekehrten Mark Uth, Steven Skrzybski und Nabil Bentaleb außen vor lässt - heißen nun Goncalo Paciencia, Vedad Ibisevic, Frederik Rönnow und als Last-Minute-Deal Kilian Ludewig. Zwei Stürmer, ein Keeper und der so sehnlichst erwünschte Rechtsverteidiger.

Das große Thema am Deadline Day auf Schalke: Wie ist die Leihe von Ludewig zu bewerten? Die Abmachung mit RB Salzburg sieht es vor, dass der 20-Jährige für die laufende Saison ausgeliehen ist, und zwar ohne Kaufoption. Im Profifußball hat er als junger Außenverteidiger noch nicht wirklich Fuß fassen und sich durchsetzen können.

Zuletzt war Kilian Ludewig leihweise für Barnsley im Einsatz
Zuletzt war Kilian Ludewig leihweise für Barnsley im Einsatz / George Wood/Getty Images

Das große Aber, auch wenn es den Umständen beim S04 entsprechend klingen mag: Ludewig ist ein gelernter (rechter) Außenverteidiger. Eine Personalie, die dringend geholt werden musste. Weder der inzwischen wieder abgegebene Rudy noch Alessandro Schöpf wären zufriedenstellende Alternativen gewesen. Zudem: Baum kennt ihn bereits gut, zusammen haben sie in der U20-Auswahl des DFB gearbeitet. Insgesamt hat er schon jetzt 32 Partien in den U-Nationalteams Deutschlands zu verzeichnen.

Der S04-Coach bezeichnete ihn im Vorjahr nach einer guten Ludewig-Leistung gegen Portugal (inklusive Tor) wie folgt (via Ran): "Wenn er ein bisschen älter und erfahrener wird, dann wird das ein Granaten-Fußballer. Der bringt alles mit, er ist schnell, kopfballstark, technisch gut. Ich weiß nicht, was ich noch alles aufzählen soll. Ein richtig guter Außenverteidiger."

Auch in der offiziellen Mitteilung vom heutigen Montag schlug der neue Coach in diese Kerbe: "Ich kenne Kilian sehr gut und bin mir sicher, dass er uns sofort weiterhelfen wird." Stichpunkt Leihe: Sein Vertrag in Salzburg läuft nur bis 2022 - beim etwaigen Versuch, in ihm nächsten Sommer fest zu verpflichten, könnte Schalke also durchaus gute Karten haben, solange sich der Jugendnationalspieler ebenfalls wohlfühlen sollte.

Natürlich ist er noch jung und unerfahren, einige Fans kritisieren die Verantwortlichen dafür, dass aus den Bemühungen um Danny da Costa nichts wurde. Dem Vernehmen nach ist diese Personalie aufgrund des fehlenden Geldes nichts geworden. Ein Problem, das nun mal aus Jahren Misswirtschaft existiert und durch die Coronakrise verschärft worden ist, gleichzeitig aber nicht zu umgehen.

Kader-Fazit: Zusammensetzung alles andere als optimal - aber es muss genügen

Ist der Kader, da er nun feststeht, also gut und optimal besetzt? Nein, ist er natürlich nicht, das braucht man weder verschweigen noch schön zu reden. Ein guter Linksverteidiger wäre gut gewesen, ein wirklich gestandener Rechtsverteidiger ebenso. Einen Kreativspieler hätte es womöglich noch gebraucht, ebenso einen Flügelspieler, sollte ein gewisser Spielstil anvisiert werden Gemessen an den Umständen und den gegebenen Möglichkeiten scheint aber zumindest ein durchaus okay-es Fazit möglich zu sein.

Alles andere als einfach: Manuel Baum muss Schalke in die Erfolgsspur kriegen
Alles andere als einfach: Manuel Baum muss Schalke in die Erfolgsspur kriegen / Alexander Hassenstein/Getty Images

Manuel Baum wird damit arbeiten müssen und das wird er vor seiner Vertragsunterschrift gewusst und bewusst in Kauf genommen haben. Er glaubt, mindestens den Klassenerhalt mit dem gegebenen Kader schaffen zu können. Das wird das Ziel sein, auch mit unerfahrenen Spielern wie Ludewig, zuvor aussortierten Stürmern wie Uth oder einem noch nicht gefundenen Spielsystem. Die Transferphase ist damit auch für Schalke am Ende.