Schalker Gehaltsverzicht mit Beigeschmack - Spieler warten auf Prämien aus Heidel-Zeit

Aus der S04-Zeit von Christian Heidel sollen noch immer Bonus-Zahlungen ausstehend sein
Aus der S04-Zeit von Christian Heidel sollen noch immer Bonus-Zahlungen ausstehend sein / TF-Images/Getty Images
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Der Gehaltsverzicht, der auf Schalke seit letzter Woche wieder beschlossene Sache ist, hatte wochenlang für Diskussionen gesorgt - auch innerhalb der Mannschaft. Ein paar Spieler sollen sich zunächst gegen den Verzicht gestellt haben, weil u.a. noch Prämien aus der Heidel-Zeit ausstehen und ihrer Meinung nach unnötige weitere Ausgaben nicht eingestellt werden.

Ein zweiter Gehaltsverzicht ist wichtig für Schalke 04. Die anhaltende Coronakrise, die auch direkte und finanzielle Folgen für das Fußballgeschäft hat, hat den Klub - der ohnehin nicht gerade der finanzstärkste ist - zusätzlich erwischt. In der Vorwoche einigte man sich auf Verzicht Nummer zwei, rückwirkend von August bis zum Ende der laufenden Saison gültig.

Im Vorlauf soll diese Abmachung aber alles andere als klar und vorhersehbar gewesen sein. Anfang August, also zum Start der Saisonvorbereitung, fanden bereits die ersten Gespräche zwischen Sportvorstand Jochen Schneider sowie Kapitän Omar Mascarell und seinem Vize Benjamin Stambouli statt - soweit so klar, das hatte der Klub selbst angekündigt. Man verständigte sich laut Sport Bild, dieses Thema auf die Zeit nach der Transferperiode zu verschieben - auf Anfang Oktober also. Für Schneider schon klar: Die Monate August und September müssen dennoch enthalten sein.

S04-Kapitän Omar Mascarell (hier mit Manuel Baum) hat die Gespräche mit Jochen Schneider geführt
S04-Kapitän Omar Mascarell (hier mit Manuel Baum) hat die Gespräche mit Jochen Schneider geführt / DeFodi Images/Getty Images

Gehaltsverzicht-Kritiker auf Schalke: Zwischen ausstehenden Prämien und unnötige Ausgaben

Allerdings, so der Bericht weiter, habe sich in dieser Zwischenzeit eine Gruppe gebildet, die mit dem erneuten Verzicht in dieser Art nicht einverstanden war. Dieses Grüppchen sei zwar in der klaren Unterzahl gewesen, ihnen gegenüber die klaren Befürworter der erneuten Hilfen - doch trugen die skeptischen Spieler wohl durchaus valide Punkte vor: Ihrer Meinung nach gebe Schalke an zu vielen Stellen unnötigerweise zu viel Geld aus. Ein Aspekt, der sich dementsprechend und in ihrem Verständnis mit dem eigenen Verzicht an erster Stelle gebissen hat.

Sportvorstand Schneider muss mit sehr wenig Geld haushalten
Sportvorstand Schneider muss mit sehr wenig Geld haushalten / DeFodi Images/Getty Images

Beispielsweise sollen manchen Spielern noch Prämien aus der Zeit von Christian Heidel beim S04 zustehen. Dabei handele es sich um Boni, die für die Vizemeister-Saison 2017/18 versprochen worden waren. Laut Sport Bild sind diese 'Kritiker' somit schon seit dieser Zeit im Verein gewesen, wobei es auch Unterstützer dessen aus neueren Zeiten geben kann, die aber auf Prinzipien pochen.

Ein weiterer Knackpunkt: Der Verein gebe viel zu viel Geld für Spieler aus, die gar nicht für Königsblau tätig sind. Aktuelle Beispiele: Sebastian Rudy spielt für die TSG Hoffenheim, kassiert vom S04 aber noch etwa 2,5 Millionen Euro bis zum Saisonende. Guido Burgstaller kassierte eine Abfindung, damit sein Vertrag aufgelöst wurde. David Wagner bekommt jeden Monat weitere 200.000 Euro überwiesen, sein Arbeitspapier läuft noch bis 2022.

Der im Oktober freigestellte David Wagner kassiert noch immer 200.000 Euro pro Monat
Der im Oktober freigestellte David Wagner kassiert noch immer 200.000 Euro pro Monat / Dean Mouhtaropoulos/Getty Images

Auch dass der Verein eine Headhunter-Agentur für die Suche nach Kandidaten für den Finanzvorstands-Job beauftragt, über 100 Bewerbungen bekommen hat und anschließend aus dem Aufsichtsrat mit Christina Rühl-Hamers eine interne Lösung (zuvor Direktorin Finanzen) bevorzugt hat, sei innerhalb dieser Gruppe als Geldverschwendung angesehen worden - im Klub galt dieser Vorgang demnach als professionelles Arbeiten, um etwaige Kandidaten auswerten zu können.

Schneider stellte der Mannschaft die Einbußen vor - kein weiterer Ärger beim S04 zu erkennen

Zwischen diesen beiden Gruppen, den Befürwortern des zweiten Verzichts und den Kritikern, soll es abschließend zu emotionalen Diskussionen gekommen sein, so der Bericht weiter. Der Mannschaftsrat habe den betroffenen Spielern erklärt, wenn sie nicht mitziehen wollten, sollten sie das den Verantwortlichen erklären. Keiner wollte als Buhmann dastehen, weshalb es dazu nicht kam.

Sportvorstand Schneider versammelte die Mannschaft und rechnete ihnen zusätzlich vor, welche finanziellen Einbußen die Knappen durch die derzeitige Coronakrise haben. Dass durch leere Stadien in der Bundesliga sonst fest eingeplante Millionen-Beträge fehlen sei ein Beispiel gewesen.

Am Ende steht zwar der Gehaltsverzicht, bei dem auch alle mitziehen und der als "sehr guter, einvernehmlicher Kompromiss" bezeichnet wurde - doch ein Nachgeschmack bleibt. Nicht nur von außen, sondern auch intern. Dennoch, und das ist die gute Nachricht dabei, scheint dieses Thema das Team nicht noch zusätzlich zu belasten. Sportlich ging es über die letzten drei, vier Spiele - auch wenn es die Ergebnisse noch nicht zeigen - langsam bergauf. Wieder Siege einzufahren, würde die Stimmung auch weiter lockern.