Schalke will eSports-Lizenz verkaufen - Fans sind sich über den Schritt uneinig

Offenbar muss Schalke zu drastischen Maßnahmen greifen
Offenbar muss Schalke zu drastischen Maßnahmen greifen / INA FASSBENDER/Getty Images
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Auf Schalke ist die finanzielle Not so groß, dass es nun offenbar auf den Verkauf der lukrativen und exklusiven E-Sport-Lizenz für League of Legends hinausläuft. Es ist ein Verkauf, der keinem der Verantwortlichen schmeckt - der aber, so der Anschein, für das Kerngeschäft des Fußballs unumgänglich ist.


Zehn Teams können in der sogenannten "League of Legends European Championship", kurz LEC, teilnehmen. Schalke 04 ist mit seinem E-Sport-Team seit Jahren dabei, verfügt über eine der exklusiven Lizenzen, die das Zutrittsrecht gewähren. Wie es das Wort exklusiv schon verrät: Diese Lizenzen sind rar und begehrt, somit potenziell für viel Geld zu verkaufen.

S04 bezahlte einst acht Millionen Euro dafür. Ein Wert, der sich aufgrund des immer weiter wachsenden Marktes rund um die moderne E-Sport-Szene ebenso weiter vergrößert hat. Aber: Das Kerngeschäft ist und bleibt der Fußball. Und dort ist die finanzielle Not nach jahrelanger Misswirtschaft so groß, dass es wohl zum Verkauf der wertvollen Lizenz kommen wird.

Das berichtet die Bild am Freitag. Die Entscheidung zum Verkauf soll endgültig getroffen worden sein, heißt es. Eigentlich sollen die handelnden Personen um Finanzvorständin Christina Rühl-Hamers und Sportvorstand Peter Knäbel von diesem Schritt anfangs Abstand gehalten haben, doch nun erscheint sie ihnen als unbedingt notwendig.

Immerhin: Mit dem Verkauf der LEC-Lizenz wird Schalke die in diesem Sommer mit Abstand größte Einnahme erwirtschaften - kein Spieler kann dieser Summe das Wasser reichen. So geht es um satte 30 Millionen Euro, die ein Investor bereit sein soll zu zahlen. Macht, ausgehend vom damaligen Kaufpreis, 22 Millionen Euro Profit. Auch diese Summe wird dem Klub kein Spieler einbringen können.

Es ist Geld, das die Gelsenkirchener auf der einen Seite definitiv und auch frühzeitig brauchen. Schließlich muss für die nächste Saison in der 2. Bundesliga ein Kader zusammengestellt werden, während das Warten auf wichtige Abgänge und somit Einsparungen zu riskant erscheint.

Auf der anderen Seite scheidet Königsblau an dieser Stelle aber aus einem wachsenden Markt aus. Auch das gilt es zu betonen. Geschätzt wird beispielsweise, dass diese Lizenz pro Jahr rund 5 Millionen Euro wertvoller wird. So hätte man einen modernen Unterbereich weiterhin walten und sich entwickeln lassen können, und gleichzeitig wäre der Wert gestiegen. Ein Szenario, das sich augenscheinlich nicht umsetzen ließ - zu groß ist die Not.


Fokus auf das Kerngeschäft vs. Kurzsichtige Entscheidung - die S04-Fans debattieren

Im Netz ist bereits eine lebhafte Diskussion bezüglich dieser anstehenden Entscheidung entstanden. Es ist nicht das erste Mal, dass diese Überlegung öffentlich wird, sodass dieser Schritt nicht unbedingt überraschend ist. Dennoch wird debattiert: Reicht der Fokus auf das Kerngeschäft als Argument, oder trifft der Klub - mal wieder - eine kurzsichtige Entscheidung?

Um den Rahmen besser verstehen zu können, um den es sich insgesamt potenziell dreht: Den LOL-Spieler Felix Braun alias "Abbedagge" hat S04 genauso wie einen Profifußballer von einem anderen Team verpflichtet. Die Ablösesumme: Eine Million Euro. Es geht bei diesem Markt längst nicht mehr um ein Freizeitvergnügen.

Es gibt viele Fans, die den Wert und die Stellung des E-Sports zu schätzen wissen. Dieselben Anhänger sind aber dennoch der Meinung, dass dieser Verkauf richtig und schlichtweg notwendig ist. Die Argumente sind dabei unterschiedlich, doch sie fokussieren sich am Ende immer auf das Kerngeschäft: Dem Fußball ist nun einmal alles weitere unterzuordnen.

Auf der anderen Seite argumentieren viele andere Fans mit der großen und zukunftsträchtigen Wertanlage. Schließlich werden alle Summen, die rund um den E-Sport gezahlt, eingenommen oder auch als Preisgelder ausgegeben werden, mittlerweile riesig. In einigen Teilen sogar größer als im Riesen-Business Fußball.

Anscheinend ist es auch wieder eine Frage der allgemeinen Wahrnehmung des Vereins. Ist man, sozusagen, nur ein Fußballverein von umme Ecke, wie man in der Gegend schön sagen würde - oder versteht man sich eher als Unternehmen, das auf Werte und Entwicklungen finanzieller Natur umso mehr Rücksicht nehmen muss?

So oder so ist es wichtig anzumerken, dass die nun verantwortliche sportliche Führung, also Peter Knäbel und Rouven Schröder, nichts für die Finanzlage rund um die Profis können. Über Rühl-Hamers kann das jedoch nicht unbedingt behauptet werden, hat sie doch schon jahrelang als Finanz-Direktorin unter Peter Peters gearbeitet.

Mit neuen Personen werden jedoch neue Entscheidungen getroffen. So erklärte die S04-Abteilung für den E-Sports noch im zurückliegenden Februar die fehlende Absicht des Klubs, die Lizenz abzugeben. "Da jeder das unglaubliche Wachstum und die Langzeit-Vorteile" gesehen habe, die diese Liga-Teilnahme mit sich bringen, hieß es damals. Nun steht die Kehrtwende an.