Schalke-Vorstand stellt sich erstmals den Fragen der Mitglieder
Von Yannik Möller
Am Dienstagabend kam es zur ersten Ausführung des "MitGEredet"-Formats auf Schalke: Die drei Vorstandsmitglieder des Klubs äußerten sich über knapp 90 Minuten zu diversen Fragen von zahlreichen Mitgliedern in einer großen Videokonferenz. Das übergeordnete Ziel: Mehr Kommunikation und Transparenz in Corona-Zeiten. Einige Fans berichteten über die wichtigsten Antworten und gaben ein Fazit ab.
Bei Schalke 04 war und ist es zwar vor allem, aber längst nicht mehr nur die sportliche Ausgangslage, die die zahlreichen Fans und Mitglieder enttäuscht zurücklässt. Speziell über das letzte Jahr war es auch die Kommunikation und Transparenz des Klubs und primär aus dem Vorstand heraus, die für Unruhe, Unverständnis und Sorgen gesorgt hatte. Gleichzeitig gibt es für die Fans jedoch keine Möglichkeit, sich öffentlich und gegenüber dem Team und den Verantwortlichen zu äußern - fast ein ganzes Jahr stehen die Stadien nun bereits leer.
Ein erster, aber umso wichtiger Schritt soll das neue "MitGEredet"-Format sein. Was vor ein paar Wochen angekündigt und vorbereitet wurde, fand am Dienstagabend erstmals statt. In der ersten Ausgabe, die sich allgemein rund um das Thema Kommunikation und Transparenz drehte, waren alle drei Vorstandsmitglieder dabei: Alexander Jobst (Marketing und Vertrieb), Christina Rühl-Hamers (Finanzen und Personal) und Jochen Schneider (Sport und Kommunikation).
Ihnen gegenüber: Um die 500 Mitglieder an den heimischen Endgeräten, die zuvor ihre Fragen einsenden konnten, sodass diese dann vor Ort nach kurzem Vorlesen beantwortet werden konnten. Eine Moderation mit den Fragen erst an Ort und Stelle wäre bei einer solchen Teilnehmeranzahl schlicht nicht denkbar gewesen. Nebenbei gab es per Chat-Fenster die Möglichkeit, Nachfragen zu stellen.
Schalker Mitglieder-Austausch als erster wichtiger Schritt - positive Fazits machen etwas Hoffnung
Beantwortet wurden viele generelle Fragen, von der finanziellen Lage des Klubs, über neue zu erwartende Sponsoren-Deals, bis hin zu neuen Planungen im Scouting-Bereich und den Gedanken zur akut gefährlichen sportlichen Situation.
Ein Thema etwa war die verspätete Kommunikation zur Anstellung von Daniela Ulbing, passenderweise als Leiterin der Stabsstelle Kommunikation. Die ehemalige Sportmoderatorin, die schon erste Erfahrungen im PR-Bereich hat sammeln können, wird diesen Bereich künftig übergeordnet organisieren.
Die Fragen diesbezüglich richteten sich aufgrund des Fachbereiches selbstredend an Schneider. Dieser konnte jedoch keine Antwort geben, schien sich erst gar nicht angesprochen zu fühlen, ehe er Jobst um Hilfe bat. Dieser erklärte dann zwar die Stelle als solche, die neu geschaffen wurde um die direkte Kommunikation auch aus dem Vorstand heraus zu verbessern, doch zur verspäteten Bekanntgabe dieser Personalie wurde keine Antwort mehr geliefert.
Auch das Thema Sponsoring als solches fand kurz einzeln statt. Jobst erklärte dahingehend, dass es im März und April intensive Gespräche mit Hauptsponsor Gazprom geben werde. Der gemeinsame Vertrag ist nicht für die 2. Bundesliga gültig, sodass die neuen Gespräche zu einem Zeitpunkt geführt werden, zu dem mehr Klarheit über die sportliche Ausgangslage der nächsten Saison herrscht.
Theoretisch ist es nach wie vor denkbar, dass Gazprom (zu verringerten Bezügen) an Bord bleibt - eine Trennung mitsamt eines neuen Hauptsponsors wäre ebenfalls möglich. Zudem, so der Marketing-Vorstand weiter, werde es in den nächsten Wochen noch weitere Bekanntgaben zu ausgebauten und verlängerten Sponsorendeals geben. Zuletzt gab es diese bereits mit Böklunder, Stölting und Hagedorn.
Neustrukturierung des Scouting-Bereichs: Plant Schneider langfristig?
Apropos nächste Saison: Angekündigt wurde auch, dass das Scouting (mal wieder) neu aufgestellt werde - vor allem und auch im Hinblick auf die nächste Spielzeit, aber auch langfristig. Zwei Aspekte sorgen aber für die ein oder andere Sorgenfalte: Zum einen ist dies ein Bereich, der seit der Freistellung von Michael Reschke angegangen hätte werden können, vermutlich gar müssen. Das ist inzwischen mehrere Monate her.
Zum anderen obliegt eine solche Neustrukturierung dann der sportlichen Führung, namentlich also Jochen Schneider. Allerdings wird dieser, so die Erwartung und teilweise auch Hoffnung einiger Fans, spätestens mit dem Abstieg im Sommer gehen (müssen), sodass der theoretische nächste Verantwortliche womöglich wieder einen Umbau vornehmen müsste. Außerdem hat der 50-Jährige bislang keineswegs durch ein eigenes, umfassendes Netzwerk glänzen können - Stichwort Stuttgarter Zeiten.
Schneider erklärte auch, dass "die große Mehrzahl" der Spielerverträge auch für die zweite Liga gültig sei. Namen wollte er jedoch nicht nennen. An dieser Stelle gilt es aber zu betonen, dass Spieler im Falle des Abstiegs nicht per se beim S04 bleiben werden, nur weil ihr Arbeitspapier diese Möglichkeit enthält. Schalke bräuchte Einnahmen, einige Akteure werden höchstwahrscheinlich gehen wollen.
Insgesamt ließ das neue Format und die erste Ausgabe jedoch das ein oder andere positive Fazit zu. Auch wenn es keine Weltneuheit ist und nur ein erster Schritt sein kann, so ist es aber eben dieser erste, so wichtige Schritt. Die Hoffnung auf verbesserte Kommunikation im und rund um den Verein, sie ist durch diese Ausgabe zumindest wieder etwas gewachsen.
Die ganze Ausgabe können S04-Mitglieder auf der Vereinshomepage nachsehen.