Schalke verpasst Überzahl-Sieg in Stuttgart: Die Erkenntnisse zum 1:1
Von Yannik Möller
Schalke 04 kam beim VfB Stuttgart trotz einer fast halbstündigen Überzahl nicht über ein 1:1-Unentschieden hinaus. Hier gibt es die Erkenntnisse zum Spiel aus S04-Sicht.
Auch am fünften Spieltag hat Schalke es nicht geschafft, den ersten Saisonsieg einzufahren. Beim VfB Stuttgart kam es zu einer erneuten Punkteteilung. Mit dem 1:1-Remis konnte Frank Kramer schlussendlich überraschend gut leben.
Trotz der knapp halbstündigen Überzahl, durch die Gelb-Rote an Josha Vagnoman, schaffte es Königsblau nicht, den ersten Dreier mit nach Gelsenkirchen zu nehmen. Die Führung für die Gastgeber erzielte Chris Führich nach einem technischen Fehler von S04-Debütant Sepp van den Berg. Simon Terodde glich lediglich drei Minuten später aus. Es blieb beim 1:1.
Die Erkenntnisse zum VfB-Remis aus Sicht von Schalke 04
1. Von wegen Mittelfeld-Trio: Kramer eröffnet den Konkurrenzkampf neu
In den ersten Wochen der noch immer sehr jungen Saison sah es so aus, als hätte sich bereits eine Mittelfeld-Achse gebildet. Alex Kral als eher defensiverer Part, zusammen mit Tom Krauß und Rodrigo Zalazar.
Doch hat die Aufstellung gegen Stuttgart unter Beweis gestellt, dass dieses Trio mitnichten so deutlich vorne steht. Mit Kral und Zalazar saßen gleich zwei der besagten Spieler zu Beginn auf der Bank. Während Letzterer zumindest ab der 65. Minute ins Spiel kam, verbrachte der Tscheche die vollen 90 Minuten auf der Bank.
Stattdessen rückte Dominick Drexler wieder in die Startelf und auch Florian Flick bekam seinen ersten Einsatz von Beginn an.
Damit hat Kramer, unabhängig von der unterliegenden Argumentation, ein deutliches Zeichen abgeliefert.
2. Unglückliches Debüt für van den Berg - Abwehr braucht eine deutliche Leistungssteigerung
Nach wenigen Tagen auf Schalke musste van den Berg direkt aus der ersten Elf heraus aufspielen. Damit wurde erneut deutlich, dass er sofort gebraucht wird und als Quasi-Nachfolger von Malick Thiaw agieren muss.
Zwar war sein frühzeitiger Einsatz auch durch den Ausfall von Marcin Kaminski bedingt, der junge Niederländer wird aber auch künftig öfter in die Bresche springen müssen.
Entsprechend unpassend war sein unglückliches Debüt. Der ein oder andere technische Fehler machte ihm das Leben teilweise recht schwer, auch vor dem Führungstor des VfB. Kritisiert werden sollte er dafür natürlich trotzdem nicht. Es waren die ersten 90 Minuten nach zwei Tagen Training.
Dennoch ist klar: Damit die Innenverteidigung auch ihren Teil zum erhofften Klassenerhalt beitragen kann, und damit sie nicht als Schwachstelle gilt, braucht es eine spürbare Leistungssteigerung.
3. Polter bereitet (den Fans) weiter Sorgen
In der 65. Minute kam Sebastian Polter für Simon Terodde ins Spiel. Beim Stand von 1:1 war die Hoffnung groß, dass der bislang bereits häufig und zumeist zurecht kritisierte Neuzugang das Platzen des Knotens mit dem Siegtreffer verbinden kann.
Wie am Ergebnis zu erkennen ist: Dieses Szenario ist nicht aufgegangen. Stattdessen wird er unter vielen Fans zum immer größeren Sorgenkind.
Zu wenig harmoniert die ohnehin sehr dürftige Offensive mit ihm. Insbesondere im Vergleich zu Terodde, der auf dem Platz die gleichen Aufgaben hat, wird der Unterschied deutlich. Er macht weniger Bälle fest, kann seine Mitspieler seltener in Szene setzen und kommt weiterhin so gut wie nie zu gefährlichen Abschlüssen - und wenn, werden sie nicht genutzt.
Manch einer spricht schon jetzt von einem Flop. Für ein solches Urteil ist es selbstverständlich noch zu früh. Polter kann noch immer in Fahrt kommen und ein wichtiger Teil des anvisierten Klassenerhalts werden. Die Hoffnungen, dass das noch passiert, werden von Spiel zu Spiel jedoch kleiner.
4. "Wir freuen uns über den Punkt" - Bitte?
Nach der Partie beschrieb S04-Coach Kramer eine "sehr intensive Leistung" seiner Mannschaft, die "etwas unglücklich in Rückstand geraten" sei. Schlussendlich wäre ein Sieg zwar möglich gewesen, dennoch bilanzierte er: "Wir freuen uns über den Punkt."
Das kann nicht die Einstellung sein. Natürlich ist ein Punkt besser als gar keiner. Wenn sich einem Aufsteiger aber solche Chancen auf einen Sieg bieten, wie gegen den VfB, der eine halbe Stunde in Unterzahl spielte und in den letzten zehn Minuten kaum noch aus der eigenen Hälfte kam, dann müssen sie auch genutzt werden.
Bei allem Respekt: Stuttgart wird primär ebenfalls Richtung Klassenerhalt schauen müssen. Derartige Konkurrenz muss dann auch mal besiegt werden - insbesondere in Überzahl.
Wo soll Schalke sonst die Punkte einplanen und herholen? In den allermeisten Partien wird sich die Qualität durchsetzen - und das dann nicht im Sinne der Gelsenkirchener. Somit ist die recht große Zufriedenheit mit dem Punkt schon ziemlich überraschend.