Schalke-Lazarett immer größer - interne Kritik an Werner Leuthard

Mit Ralf Fährmann gibt es einen weiteren Ausfall beim S04
Mit Ralf Fährmann gibt es einen weiteren Ausfall beim S04 / Lars Baron/Getty Images
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Auf Schalke scheint, besonders in dieser Saison, überhaupt nichts zu funktionieren. Ein Teil vieler Probleme: Die Verletztenliste, die nicht kürzer, sondern immer länger wird - mit auffällig vielen Muskelverletzungen. Dabei gibt es auch Kritik an Athletiktrainer Werner Leuthard.

"Diese Vielzahl an Verletzungen ist nicht zu akzeptieren", erklärte Jochen Schneider am Ende der vergangenen Saison zur Lage bei Schalke 04. Die damalige Saisonanalyse des nun scheidenden Sportvorstands bezog sich nicht auf seinen Trainer, David Wagner, sondern fast ausnahmslos auf die Verletztenthematik.

Schneider damals im Sport1-Doppelpass: "Deshalb haben wir in dem Bereich auch massive Veränderungen vorgenommen. Das war in der letzten Zeit nicht gut genug für die Bundesliga und wir haben in diesem Bereich enormen Nachholbedarf."

Verletzte Spieler und Schalke - eine seit mehreren Jahren sehr komplizierte und im wahrsten Sinne des Wortes qualvolle Geschichte. Mit den Änderungen, die Schneider aufgrund der (schlussendlich sehr ernüchternden) Saisonanalyse vollzogen hat, sollte diese Problematik angegangen werden. Immerhin hatte Königsblau in der letzten Saison teilweise gleichzeitig sieben, acht Verletzte.

Schalker Verletztenlage wird immer schlimmer - Kritik an Trainingsmethoden

Nun, mitten in der Rückrunde der nächsten Saison, hat man ganz zehn Spieler, die ausfallen. Mehrere davon langfristig, wie Kilian Ludewig, Goncalo Paciencia, Steven Skrzybski und inzwischen auch Salif Sané, dessen Rückkehr nach dem 13. Spieltag (!) eigentlich schon vor der ein oder anderen Woche anvisiert wurde. Dazu sind Frederik Rönnow, Matija Nastasic, Mark Uth, Shkodran Mustafi, Klaas-Jan Huntelaar und nun auch noch Ralf Fährmann (erste Diagnose: Bauchmuskelprobleme) nicht spielfähig.

Zusätzlich problematisch: Die allermeisten dieser Verletzten würden normalerweise in der Startelf stehen, wenn sie im gewohnten Trainingsbetrieb wären. Natürlich ist dies keine Ausrede für das sportliche Abschneiden, keineswegs - so wie es das in der Vorsaison nicht exklusiv war. Und doch ist es ein großes und vor allem immer wiederkehrendes Problem beim S04.

Salif Sané wäre in den letzten Wochen eine wichtige Defensivstütze gewesen
Salif Sané wäre in den letzten Wochen eine wichtige Defensivstütze gewesen / Christof Koepsel/Getty Images

Festzuhalten ist, dass die Veränderungen im Athletikbereich, die Sportvorstand Schneider im frühen Sommer vorgenommen hat, nicht geholfen haben. Blickt man auf die zahlreichen Verletzungen und auch, wie lange die Rückkehr bei einigen Spieler dauert, könnte man sogar ein gänzlich gegenteiliges Fazit ziehen.

Dazu scheint es internen Ärger in dieser Thematik zu geben: Sky-Reporter Dirk große Schlarmann spricht von Kritik mehrerer Spieler an Werner Leuthard, der bei den Knappen die Führung des Athletik- und Reha-Bereiches ("Leiter Performance Lizenzspieler") inne hat. Er war im Sommer mitsamt seines vermeintlichen Schleifer-Images zu S04 gestoßen, war er doch schon unter Felix Magath eine treibende Kraft bei vielen schweißtreibenden Einheiten.

Am Training von Werner Leuthard (mi.) gibt es offenbar auch Spieler-Kritik
Am Training von Werner Leuthard (mi.) gibt es offenbar auch Spieler-Kritik / Christof Koepsel/Getty Images

Den angesprochenen Spielern zufolge ließe Leuthard falsch trainieren. Dass es so viele Muskelprobleme gibt, ist für viele Beobachter ein Zeichen, die diesen Vorwurf unterstützen würden. So viel Pech und das über Jahre hinweg, viel zu unrealistisch. Dahingehend muss die Trainingssteuerung Teil des noch größer gewordenen Problems sein. Auch hier: Eine Personalie, die nicht nur von Schneider geholt, sondern auch noch gelobt wurde. Einem Bild-Bericht vom Herbst zufolge hat der Sportvorstand sogar auf etwas Gehalt verzichtet, um Leuthard verpflichten zu können.

In einer ohnehin desaströsen Saison muss Schalke wegen zahlreichen Ausfällen also noch aufs zweite Glied eines ohnehin schwach balancierten Kaders greifen. Ein Prozess, der den wortwörtlichen Abstieg nur noch beschleunigt.