Schalke und Ibisevic: Zwischen Torhunger und fehlender Perspektive

Vedad Ibisevic wird sehr wahrscheinlich zum S04 wechseln
Vedad Ibisevic wird sehr wahrscheinlich zum S04 wechseln / TF-Images/Getty Images
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Auf der Suche nach einem weiteren Mittelstürmer scheint Schalke in Vedad Ibisevic fündig geworden zu sein. An der bevorstehenden Verpflichtung scheiden sich jedoch die Geister: Der Ex-Berliner ist zwar torgefährlich und zuverlässig, aber alles andere als eine wichtige Zukunftslösung.

Seit Wochen ist klar: Schalke 04 kann ohne bedeutende Einnahmen nichts in eigene Transferaktivitäten investieren, obwohl es so manche Baustelle im Kader gibt. Leihen oder ablösefreie Wechsel sind ein anderes Thema, doch bevor speziell Weston McKennie nicht in Geld umgewandelt wird, kann es keine Transfers geben, bei denen Ablösesummen notwendig sind.

Erneut unter Beweis gestellt wird das durch die anstehende Verpflichtung von Vedad Ibisevic, am Mittwochnachmittag von der Bild vermeldet. Demnach soll der 36-Jährige einen Einjahresvertrag erhalten und - aufgrund des bereits ausgelaufenen und nicht verlängerten Vertrags bei Hertha BSC - ablösefrei zu Königsblau wechseln. Somit bleibt nur das Gehalt zu stemmen, was sicherlich nicht allzu üppig ausfallen dürfte.

Demnächst Teamkollegen: Benjamin Stambouli und Vedad Ibisevic im Duell
Demnächst Teamkollegen: Benjamin Stambouli und Vedad Ibisevic im Duell / TF-Images/Getty Images

Schalke will Ibisevic: Offensivspiel muss Chancen kreieren - sonst verhungert jeder Stürmer

Allerdings ist diese Verpflichtung schwer einzuschätzen. Dass Ibisevic, bei allem Respekt, bereits 36 Jahre alt ist und seine letzten ein, zwei Jahre im Profifußball verbringt, macht einem schnell klar, dass er keineswegs eine Zukunftslösung ist. Er ist nicht das unbekannte Talent aus einer Region, von der bisher keine gehört hat. Er ist nicht der junge dynamische Stürmer, der am Anfang seiner Karriere steht und nun auf Schalke seine größten Jahre einläuten möchte. Natürlich ist er das alles nicht: Derartige Spieler kann sich der Klub derzeit schlicht nicht leisten.

Ein potenziell großes Problem: Ibisevic ist ein klarer Strafraum-Stürmer. Er benötigt ein funktionales Offensivspiel, er braucht Torchancen und Szenen im und rund um den Strafraum herum. Blickt man jedoch auf die herausgespielten Chancen des S04 in der letzten Saison, so könnte es an diesem Punkt bereits zum ersten Bruch kommen. Nur ganz, ganz wenige Teams spielten im Durchschnitt sowie in der totalen Anzahl so wenige bzw. ungefährliche Torchancen heraus, wie die Gelsenkirchener es taten. Viele Treffer gelangen durch Einzelaktionen, Abpraller oder Konter. Im Ballbesitzspiel und in der Kreativität nach vorne wäre zuletzt ausnahmslos jeder Stürmer verhungert.

Pro Ibisevic: Eiskalter Torjäger, der fit ist und helfen könnte

Das könnte durchaus auch dem voraussichtlichen Neuzugang passieren. Andererseits gibt es auch Punkte, die klar für ihn sprechen. Trotz seines für einen Fußballer fortgeschrittenen Alters ist der Bosnier noch fit, motiviert und hungrig auf Tore. Durch seine Karriere, die sich primär in der Bundesliga abgespielt hat, bringt er zudem eine große Menge an Erfahrung mit, kann jüngere Spieler - auf die vermehrt gesetzt werden soll - durchaus anführen.

Ibisevic konnte auch in der vorigen Saison noch jubeln
Ibisevic konnte auch in der vorigen Saison noch jubeln / Stuart Franklin/Getty Images

Außerdem ist es wohl unbestritten, dass er über die Jahre nach wie vor als eiskalter Torjäger hilfreich war. Auf seine stolzen 340 Bundesliga-Einsätze kommen 127 eigene Treffer sowie 52 Assists. Die Quote wirkt noch besser, wenn man bedenkt, dass er die meisten dieser Einsätze (294) für Berlin und die TSG Hoffenheim absolviert hat. Beides keine Vereine, die regelmäßig an der Spitze mitspielten, sondern eher Vereine, die sich in der Regel im sicheren Mittelfeld wohlfühlten und somit nicht die ganz große Menge an Punkten und Toren ergattert haben.

Ob Ibisevic auch Schalke noch für ein Jahr helfen kann, hängt also mehr vom generellen S04-Spiel ab, als von ihm selbst. Wird er in ein funktionierendes Team gesteckt, dass in der Offensive mit Tempo und Kreativität Chancen herausspielt und die Stürmer beliefert, kann auch er liefern - daran bestehen eigentlich nur wenige Zweifel. Ob es jedoch so kommen wird, ist sehr zweifelhaft. Schließlich gibt es derzeit keinerlei Anzeichen für einen spielerischen Fortschritt. Für die aktuellen Umstände kann sich jedoch kein Fan mehr erhoffen.