Schalke und die Leihverträge: Kratzt sich Königsblau das Transfer-Budget noch zusammen?

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Mit ganzen zehn verliehenen und vier selbst geliehenen Spielern erwartet Schalke 04 im Sommer eine wahre Personal-Rochade. Einige Spieler kommen (ungewollt) zurück, andere müssen ziehen gelassen werden. Mit dem einen oder anderen Akteur könnte Schalke noch etwas Geld zusammenkratzen - das wäre wichtig für Transfers und Vertragsverlängerungen.

Die Liste von Schalke verliehener Spieler ist lang: Mark Uth, Nabil Bentaleb, Sebastian Rudy, Hamza Mendyl, Ralf Fährmann, Jonas Carls, Pablo Insua, Steven Skrzybski, Bernard Tekpetey und Cedric Teuchert. Ganze zehn Spieler stehen noch bei den Knappen unter Vertrag, spielen zurzeit jedoch für andere Vereine - und das aus oftmals unterschiedlichen Gründen und mit verschiedenen Ausgängen.

Bei manchen Akteuren hofft Königsblau auf eine Ablöse, die für das Sommer-Transferfenster oder eigene Vertragsverlängerungen wichtig wäre.

Fährmann und Carls mit (fast) sicherer Schalke-Zukunft - Rudy, Bentaleb und Uth sollen Einnahmen bringen

Die Spieler, die zum Saisonende zu Schalke zurückkehren werden, ohne dass man auf eine direkte neue Verpflichtung hofft, werden Ralf Fährmann und Jonas Carls sein. Der Keeper hatte sich ein Jahr mit Spielpraxis erhofft, während Alexander Nübel und Markus Schubert um Einsätze kämpfen. Dieser Wunsch ging nach hinten los, ab dem Sommer ist er dennoch eingeplant, wie es zuletzt auch von Sportvorstand Jochen Schneider hieß. Carls sollte mit seinen 23 Jahren ebenfalls Spielpraxis sammeln, hat diese bei Viktoria Köln bekommen. Sollte Juan Miranda tatsächlich nicht über den Sommer hinaus bleiben, könnte Carls womöglich die kostengünstige Alternative für Bastian Oczipka werden.

Bei allen anderen Leihspielern ist eine S04-Zukunft entweder zumindest noch offen, oder ein permanenter Abschied gar erwünscht. Pablo Insua etwa, der seit dem Sommer für SD Huesca aufläuft. Mit ihm wird nicht geplant, er wird den Verein so gut wie sicher (ablösefrei?) verlassen.

Die größten Hoffnungen auf die zurzeit noch wichtigeren Einnahmen kann sich Königsblau bei Nabil Bentaleb, Sebastian Rudy und Mark Uth machen. Bentaleb möchte länger bei Newcastle United bleiben und der englische Verein hat - nicht zuletzt durch die Übernahme des saudischen Kronprinzen - die finanziellen Mittel. Eine Kaufoption von etwa zehn Millionen Euro steht im Raum. S04 dürfte ein Transfer entgegenkommen. Das Kapitel des 25-Jährigen in blau-weiß ist längst beendet, es besteht nur noch formal.

Nabil Bentaleb könnte Schalke die größten Einnahmen bescheren
Nabil Bentaleb könnte Schalke die größten Einnahmen bescheren / James Williamson - AMA/Getty Images

Sebastian Rudy ist an die TSG Hoffenheim ausgeliehen. Allerdings wird der Bundesligist von einer festen Verpflichtung wohl absehen, auch wenn Trainer Alfred Schreuder ein Fan Rudys sein soll. Für ganze 16 Millionen Euro gekommen, gäbe es eine Kaufoption von etwa sechs Millionen Euro für die TSG, so der kicker. Allerdings soll es auch eine anderweitige Ausstiegsklausel geben, die einen Wechsel generell ermöglichen würde. Über die letzten Wochen hieß es, dass es Interesse aus England und Italien geben würde. Wie bei Bentaleb auch, würde vor allem auch das eingesparte Gehalt einen großen Unterschied ausmachen. Beide dürften jeweils in etwa um die vier bis fünf Millionen Euro pro Jahr verdienen.

Mark Uth würde gerne beim 1. FC Köln bleiben, der Effzeh würde ihn gerne halten. Für die zehn Millionen Euro, die in einer Ausstiegsklausel vorgesehen sein sollen, wird das jedoch nicht funktionieren - nicht zuletzt durch die Corona-Krise ist die Kaufkraft sämtlicher Vereine geschrumpft. Laut Bild soll Uth zunächst zu Schalke zurückkehren, das dann einen anderen Abnehmer suchen dürfte. Verhandlungen mit Köln, die unter diese Klausel führen würden, gelten als ausgeschlossen, eine erneute Leihe ist zum aktuellen Zeitpunkt ebenfalls unwahrscheinlich.

Kleinere Summen durch Teuchert, Skrzybski und Co.: Etwa 25 Mio. Euro Einnahmen im Optimalfall

Cedric Teuchert könnte für 1,5 Millionen Euro bei Hannover 96 bleiben. Das Interesse soll bestehen, so der Stand vor einigen Wochen. Inwiefern sich das nun geändert haben könnte, ist derzeit nicht bekannt. Eine Zukunft beim S04 hat der Stürmer allerdings nicht, Trainer David Wagner soll kein Fan sein.

Auch für Steven Skrzybski stehen 1,5 Millionen Euro im Raum, die Fortuna Düsseldorf zahlen könnte, für Bernard Tekpetey (bis 2021 ausgeliehen) müssten 2,5 Millionen Euro gezahlt werden (via Ruhr24). Bei Hamza Mendyl wird man ebenfalls nur mit einer äußerst geringen Kaufoption rechnen können, sollte der FCO Dijon diese überhaupt aktivieren.

Hamza Mendyl hat beim S04 keinen guten Eindruck hinterlassen
Hamza Mendyl hat beim S04 keinen guten Eindruck hinterlassen / TF-Images/Getty Images

Im Szenario der meisten Ablöse-Einnahmen dürfte man also höchstens mit einem Betrag von etwa 20 bis 25 Millionen Euro rechnen - und das auch nur, wenn sowohl das Trio um Bentaleb, Rudy und Uth geht, als auch die kleineren Beträge aus den Kaufoptionen von Teuchert, Skrzybski und Co. zustande kommen. Einige Summen dürften aufgrund der kleineren finanziellen Rahmen der Klubs sinken, auch weil S04 das Geld benötigt und sich auf das Verhandeln wohl einlassen muss.

Dazu würden zwar noch einige Millionen Euro an eingespartem Gehalt kommen, doch wäre es wohl illusorisch zu glauben, dass sämtliche Transfereinnahmen auch wieder zu möglichen Transferausgaben werden. Immerhin hat Schalke weiterhin Verbindlichkeiten abzuzahlen und weitere Kosten zu decken.


Serdar-Verlängerung, Kenny-Leihe und Offensiv-Verstärkung: Der erhoffte Fokus der Einnahmen ist vielschichtig

Den größten Fokus sollte das etwaige Geld jedoch in Form von Vertragsverlängerungen erfahren. Suat Serdar ist der zurzeit wichtigste Spieler, mit dem Königsblau (vorzeitig) verlängern möchte. Eine richtige Entscheidung, denn der 23-Jährige dürfte sich in Zukunft immer weiter entwickeln. Schon jetzt soll der FC Barcelona ein Auge auf den Neu-Nationalspieler geworfen haben. Eine erneute Leihgebühr von Jonjoe Kenny sollte Schalke ebenfalls vorweisen können. Es mangelt an Rechtsverteidigern und der junge Brite hat sich schnell in der Bundesliga zurechtgefunden - auch Wagner hält große Stücke auf ihn. Ein fixer Transfer wird nicht zu erreichen sein, ebenso wenig bei Jean-Clair Todibo.

Dass dieser nicht fest verpflichtet werden kann, ist sehr schade. Der Franzose verfügt über ein enormes Talent, wäre dazu eine fast gesicherte Wertsteigerung gewesen. Angesichts der ansonsten gut besetzten Innenverteidigung ist sein wohl nahender Abschied jedoch zumindest sportlich zu verkraften. Michael Gregoritsch sollte über den Sommer keine Rolle mehr spielen. Der FC Augsburg erwartet ihn zudem zurück.

Suat Serdar soll bei Schalke 04 verlängern - für den Verein ist er eine enorm wichtige Personalie
Suat Serdar soll bei Schalke 04 verlängern - für den Verein ist er eine enorm wichtige Personalie / Soccrates Images/Getty Images

Eigentlich müsste der Transfer-Fokus der Offensive gelten. Die Knappen brauchen noch einen Kreativ- und einen gestandenen Flügel-Spieler, wenn man das attraktive, offensive und mutige Spiel aus weiten Teilen der Hinrunde wieder verstärkt in den Fokus nehmen möchte. Allerdings werden auch die weiterhin angedachten Vertragsverlängerungen von Benjamin Stambouli und Daniel Caligiuri Kosten bedeuten. Stamboulis Ex-Verein Montpellier verriet zuletzt gegenüber der WAZ, der Franzose wolle bei S04 bleiben, Caligiuri dürfte seitens Wagner viel Wertschätzung erfahren.

Somit bietet sich im Sommer eine für Sportvorstand Schneider und Kaderplaner Michael Reschke undurchsichtige Situation. Mit festen Ablösen kann man nicht rechnen, wenn überhaupt nur mit kleineren Beträgen und Gehaltseinsparungen. Inwieweit dies eigentlich notwendige Transfers ermöglicht, ist völlig offen. Der Fokus könnte auch auf die eigene Knappenschmiede fallen, wo noch einige Talente auf ihren Durchbruch warten.