Schröder hält an Kramer fest: Ist der Klassenerhalt für Schalke 04 zu einfach?

Rouven Schröder und Frank Kramer
Rouven Schröder und Frank Kramer / Christof Koepsel/GettyImages
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Trotz vier Niederlagen in Serie und anhaltenden, zugleich sehr auffälligen Schwächen im Spiel: Rouven Schröder hält weiter an Frank Kramer fest. Offenbar ist der Klassenerhalt als Ziel für Schalke 04 zu einfach - anders kann man sich diese Entscheidung nicht mehr erklären. Ein Kommentar.


Typisch mal wieder, diese Schalker. Sobald es nicht ganz so gut läuft, soll der Trainer entlassen werden. Und das, obwohl der Aufsteiger, der quasi ohne finanzielle Mittel durch den Transfer-Sommer ging, lediglich zwei Punkte Abstand auf den Relegations- und zugleich auf den ersten Nicht-Abstiegs-Platz hat.

Wäre es doch nur so einfach, wie in diesem vor Ironie strotzenden ersten Absatz dargestellt. Die Ausgangslage, in der sich die Gelsenkirchener nach dem zehnten Spieltag befinden, ist deutlich komplizierter und längst nicht so eindimensional. Im Klartext: Sie ist schon jetzt sehr gefährlich.

Kramer zurecht im Fokus: Schwächen nicht abgestellt, keinerlei Stärken entwickelt

Unter der Regie von Frank Kramer wurden zuletzt vier Niederlagen in Folge eingefahren. Der einzige Saisonsieg gelang gegen den VfL Bochum - das Tabellenschlusslicht. Übergeordnet bleibt das Problem, dass der Trainer die vorhandenen Schwächen nicht in den Griff bekommen hat, während er keinerlei Stärke hat entwickeln können.

Der Schuh hakt in der Defensive, wo Königsblau schlichtweg nicht erstligatauglich verteidigt. Der Schuh hakt in der Offensive, wo die Mannschaft auf keinerlei Struktur zurückgreifen kann, um Tor- oder gar Großchancen zu bekommen. Wochenlang wurde auf lange Bälle und zuhauf auf die falschen Spieler gesetzt.

Kurzum: Kramer hat S04 weder stabilisieren, noch auf irgendeine Art und Weise gefährlich machen können. Der Spielstil, der anhand der Trainer-Entscheidung genau in der Form zu erwarten war, verspricht keinerlei Erfolg. Und dennoch hält Rouven Schröder an dem Coach fest.

Frank Kramer
Frank Kramer / Christof Koepsel/GettyImages

Man bekommt das Gefühl, der Klassenerhalt als Ziel wäre für Schalke zu einfach. Als wolle man das Ziel eigenhändig erschweren und noch ein wenig schwieriger und spannender machen, indem man sich selbst schwächt. Nichts anderes bedeutet das Festhalten an Kramer, so sympathisch er auch wirken mag. Das muss man in dieser Deutlichkeit so sagen.

Schröder war noch nie für ein glückliches Händchen für die Auswahl von Trainern bekannt, um es freundlich zu formulieren. Da gehört sein Entscheiden, ob ein Trainer gehen oder bleiben soll, explizit dazu. Und genau das stellt der Sportdirektor dieser Tage wieder unter Beweis.

Schröders Festhalten an Kramer macht Klassenerhalt für Schalke noch schwieriger

Ausgerechnet vor zwei wichtigen Spielen steht diese kaum verständliche Entscheidung. Am Dienstag wird Schalke höchstwahrscheinlich - und zwar mit Ansage - gegen die TSG Hoffenheim aus dem DFB-Pokal ausscheiden. Die potenziellen Zusatzeinnahmen, die es für ein Weiterkommen gibt, könnte der Klub sehr, sehr gut gebrauchen. Stattdessen schenkt man sie quasi direkt ab.

Am nächsten Wochenende kommt es zum Duell mit Hertha BSC, dem Tabellenfünfzehnten. Ein Spiel mit großer Bedeutung, in welches das Team mit dann voraussichtlich fünf Pleiten in Folge gehen wird. Total ernüchtert, mut- und ratlos. Erneut Ironie: Eine tolle Voraussetzung für eine so wichtige Partie!

Natürlich wären diese zwei Spiele längst nicht automatisch dadurch gewonnen, nur weil ein neuer Name an der Seitenlinie stände. Die Wahrscheinlichkeit, sie mit Kramer zu gewinnen, ist aber spürbar niedriger.

Zweifelsohne könnte man aus dem Kader mehr herausholen. Nur ist es schon ein Problem, wenn der Trainer auf potenzielle Leistungsträger erst gar nicht setzt. Der Trainer hat keine Argumente mehr vorzuweisen, weshalb weiter auf ihn gesetzt werden sollte. Schwächen bleiben bestehen und werden teils immer deutlicher. Stärken sind gar nicht erst entwickelt worden.

Entsprechend ist das Vertrauen von Schröder in seinen Trainer nicht gerechtfertigt. Es ist nahezu eine Gefahr mit Vorsatz, vorerst mit Kramer weiterzumachen. Der Klassenerhalt wird so nur noch schwieriger, als er ohnehin schon ist.


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