Carls kehrt mit wenig Spielpraxis zum FC Schalke zurück - Chance in Liga zwei?

Jonas Carls könnte nach seiner Portugal-Rückkehr bei S04 verlängern
Jonas Carls könnte nach seiner Portugal-Rückkehr bei S04 verlängern / INA FASSBENDER/Getty Images
facebooktwitterreddit

Frühzeitig wurde Jonas Carls für diese Saison nach Portugal zu Vitoria Guimaraes verliehen, im Sommer wird er zu Schalke zurückkehren. Die Hoffnung auf Spielpraxis hat sich in Portugal allerdings nicht bewahrheitet. Da sein Vertrag nur bis 2022 datiert ist, läuft es zur nächsten Spielzeit auf eine größere Entscheidung hinaus: Plant der Klub mit dem Außenverteidiger, insbesondere in Liga zwei, oder kommt es zur Trennung?


Nach dem Profidebüt: Carls auf der Suche nach Profi-Erfahrung

Im Sommer 2017 wechselte Jonas Carls im Alter von 20 Jahren vom 1. FC Nürnberg in die U23-Mannschaft von Schalke 04. Der Linksverteidiger stand in 65 Partien auf dem Platz, doch sein Highlight in Königsblau erfolgte im April 2019. Inmitten der Rückrunde der Saison 2018/19, als sich die Knappen am Ende nur knapp dem Abstieg entziehen konnten, durfte er unter Huub Stevens sein Profidebüt feiern.

Zuvor war Carls schon das ein oder andere Mal im Kader der Profimannschaft gewesen, ehe er 90 Minuten Bundesliga-Luft schnuppern durfte. Im restlichen Saisonverlauf war er weiterhin Teil des Teams, zu einem Einsatz kam er aber nicht mehr. Genauso in der folgenden und inzwischen letzten Saison, wo er hinter Bastian Oczipka und Leihspieler Juan Miranda anstehen musste: Für den heute 24-Jährigen ging es in der Hinrunde zurück in die U23, wo er wieder zum Stammpersonal gehörte.

Für die Rückrunde war mehr Erfahrung angedacht: Raus aus der Regionalliga West, rein in die dritte Liga. Für Viktoria Köln absolvierte er ganze 17 Partien, lediglich ein Spiel verpasste er. Davon stand er 14 Mal in der Startelf, während er regelmäßig einen sehr guten Eindruck hinterließ. Als Ziel immer im Hinterkopf: die Rückkehr zu Schalke.


Portugal-Leihe ohne Erfolg: Mit fehlender Spielpraxis in den Sommer

Da David Wagner im vergangenen Sommer aber nicht mit ihm plante, wurde eine weitere Leihe angestrebt. Erstmals in eine Profi-Liga mit höherem Niveau, und zwar in die Liga NOS (Primeira Liga) in Portugal. Das Team für die laufende Saison: Vitoria Guimaraes. Über die letzten paar Jahre stand die Mannschaft in der Regel immer im oberen Tabellendrittel, teilweise nur knapp hinter den internationalen Plätzen.

Neben Schalke der erste Klub, bei dem sich Carls auf einem gestiegenen Niveau durchsetzen musste. Nun, zum Ende der Saison, lässt sich kein allzu gutes Fazit ziehen. Im ersten Spiel stand er direkt in der Startelf, absolvierte das Spiel über die vollen 90 Minuten. Ungewöhnlich für einen ausgeliehenen Spieler, aber ein umso mehr Mut machender Start.

Mehr folgte allerdings nicht. Die folgenden Spiele saß er ohne weitere Spielminuten auf der Bank, zwischendurch war er kein Teil des Spielkaders mehr. Im Winter folgte eine Zwangspause nach Corona-Infektion. Mitte Januar wurde er dann ins B-Team versetzt, der zweiten Profi-Mannschaft (!) des Vereins. Dort trainierte er weiterhin, hatte auch den einen oder anderen Einsatz. Regelmäßig in der Liga spielen konnte er aber wegen der formalen Qualifikation für das A-Team nicht.

Die Leihe nach Portugal ist somit, entgegen aller Hoffnungen und einiger Wünsche, keineswegs der große Erfolgsfall gewesen - das muss man so deutlich sagen. Das Ziel, wichtige Spiel- und Wettbewerbspraxis zu bekommen, um dann gestärkt nach Gelsenkirchen zurückkehren zu können, hat sich in dem Maße nicht erfüllt.


Um Erfahrung, aber nicht um Spielpraxis reicher: Kann Carls dem FC Schalke helfen?

Deutlich gestärkt wird Jonas Carls die Heimreise zu den Knappen also im Sommer nicht antreten können. Dabei wäre seine Chance, sich eine gewisse Rolle in der kommenden Saison zu angeln, gar nicht mal schlecht gewesen. Zum einen wird auf Schalke die Trennung von Bastian Oczipka anstehen, dessen Vertrag verschiedenen Medienberichten zufolge in der 2. Bundesliga keine Gültigkeit besitzt. Ob Sead Kolasinac bleibt, ist eine andere Frage, deren Antwort wahrscheinlich auf ein 'nein' hinauslaufen wird.

Heißt: Stand jetzt hätte der Klub - neben Nachwuchsspieler Kerim Calhanoglu - nur einen Linksverteidiger im Kader. Carls selbst. Hamza Mendyl, dessen Arbeitspapier noch bis 2023 läuft, mal ausgeklammert. Er soll weiterhin dringend verkauft werden - sollte die Gültigkeit des Papiers überhaupt gewährleistet sein.

Da Schalke auch trotz notwendigem Kader-Umbau nicht mit Geld um sich werfen kann, dürfte der zurückkehrende Außenverteidiger durchaus gute Karten haben, zumindest die zweite Geige auf seiner Position einnehmen zu dürfen.

Einen neuen Linksverteidiger wird es vermutlich geben, dort ist Nachschub notwendig. Allerdings lautet der Plan von Sportvorstand Peter Knäbel, den Verein und das Team mit mehr Personen aus der Umgebung, mit mehr Gefühl für Königsblau zu besetzen. Carls kommt gebürtig aus Haan, nur etwas über 30 Kilometer Luftlinie von Gelsenkirchen entfernt. Das Ruhrgebiet ist seine Heimat, mehrere Jahre trug er bereits Königsblau.

So ist es durchaus vorstellbar, dass er - trotz der durchwachsenen Portugal-Leihe - eine Chance (auf eine kleinere Rolle) bekommen wird. Ob er sie annehmen wird und versuchen möchte, sich durchzusetzen, das ist ein anderer Aspekt. Erhält er diese Möglichkeit, wäre aber wohl davon auszugehen.

Peter Knäbel
Peter Knäbel könnte durchaus mit Jonas Carls planen / FEDERICO GAMBARINI/Getty Images

Ob er leistungsmäßig beim anvisierten Wiederaufstieg helfen kann, ist schwer zu beurteilen. Sein einziges Profispiel ist einerseits dazu nicht zu bewerten, andererseits Ausdruck für die bislang fehlende Erfahrung. Für Viktoria Köln hat er zwar sehr souverän abgeliefert und sich für größere Aufgaben empfohlen, doch wären die Ausgangslage und die Erwartungshaltung zur neuen Saison andere. Mit mehreren Spielen für Guimaraes wäre eine Einschätzung deutlich einfacher gewesen.

Zusammenfassend lässt sich aber sagen, dass die Chancen auf die Möglichkeit, auf Schalke zu bleiben, für Jonas Carls durchaus schlechter aussehen könnten. Das liegt zwar im Vergleich eher weniger an ihm und der aktuellen Saison, als eher an der unsicheren und komplizierten Lage des S04 - doch es bleibt dieser Hoffnungsschimmer. Körperlich hat der 24-Jährige zuletzt aber zulegen können, für die zweite Liga keine allzu schlechte Entwicklung und ein Zeichen großer Motivation.