Grammozis über "Wunschdenken, dass wir alles perfekt können müssten"
Von Yannik Möller
Schalke schwimmt aktuell auf einer Erfolgswelle. Für Dimitrios Grammozis hängt das auch mit seiner vorzeitigen Ankunft inmitten der letzten Saison zusammen. Für ihn ist Positivität dahingehend ein wichtiges Stichwort. Er sieht seine Mannschaft aber weiterhin entwicklungsfähig.
Fünf der letzten sechs Spiele konnte Schalke 04 für sich entscheiden. Zuletzt konnten sogar drei Siege in Serie eingefahren werden, allesamt mit weißer Weste versehen. Punktetechnisch könnte es in Gelsenkirchen daher kaum besser laufen. Das ist auch anhand der Stimmung im und rund um den Verein zu spüren.
Ein für Trainer Dimitrios Grammozis wichtiger Aspekt: Gegenüber t-online sieht er seine Vorlaufzeit, die er durch die vorzeitige Anstellung inmitten der Abstiegsphase der letzten Saison bekam, dahingehend als einen Vorteil an. "Ein wichtiger Punkt ist, dass wir wieder eine grundsätzliche Positivität in den Verein zurückgebracht haben. Das ist alles andere als selbstverständlich nach der vergangenen Saison", erklärte der Coach.
So sei es möglich gewesen, ein Arbeitsklima zu schaffen, "das unter anderem für einen Aufbruch steht". Ein wichtiges Gefühl, schon alleine für das Fan-Umfeld. Mit dem Abstieg, aber vor allem auch der Art und Weise dahinter, war man in ein sehr tiefes Loch gefallen.
Grammozis sieht gute Entwicklung - Fan-Kritik "nicht überraschend"
Abseits der sehr erfolgreichen letzten Wochen ist der spielerische Auftritt des S04 immer wieder - und zurecht auch immer noch - ein Thema. Zu wenig Durchschlagskraft, zu wenige Großchancen aus dem Spiel heraus, eine noch zu große Abhängigkeit von beispielsweise Simon Terodde und Thomas Ouwejan. Das sind Kritikpunkte, die auch Grammozis begleiten.
"Es gibt das Wunschdenken, dass wir in allen Spielphasen alles perfekt können müssten: gut verteidigen und keine Gegentore kassieren, bei Ballgewinn schnell umschalten und Kontertore erzielen, im eigenen Spielaufbau super Spielzüge hinlegen und dabei aber nicht in einen Konter geraten", so der 43-Jährige. Sein Fazit zu diesem "Wunschdenken", wie er es nennt: "Das alles gleichzeitig zu trainieren, ist nicht möglich."
Deshalb verweist er auf die wichtigen Schritte, die nach und nach genommen werden: "Wir befinden uns nach dem riesigen Umbruch im Sommer in einem Entwicklungsprozess. Natürlich ist noch lange nicht alles perfekt, es gibt noch eine Menge zu tun. Aber ich erkenne mit jeder Woche, dass wir viele Dinge bereits gut und besser machen."
Den Sieg gegen Hannover 96 am vergangenen Wochenende bezeichnete er daher als einen "weiteren, wichtigen Schritt". Diesen bezog er auch auf die zuletzt sehr stabile Defensive. Es gebe dem Team "Geduld", zu wissen, dass auch mal ein, zwei eigene Tore zum Sieg reichen können.
"Dass es immer wieder Diskussionen und auch Kritik gibt, ist für mich nicht überraschend. Schalke ist ein Verein, über den immer geredet wird. Und über den sehr emotional diskutiert wird", weiß Grammozis. Dass der Klub den Fans so wichtig sei, sei aber auch "das Geile" daran. "Dennoch bin ich darauf bedacht, dass solche Diskussionen nicht auf mich und meine Arbeit einwirken. Und wir spüren die Unterstützung unserer Fans auf dem gemeinsamen Weg."