Schalke mit Remis gegen Union: Gewinner, Verlierer und Erkenntnisse des Spiels

Schalke gegen Union als umkämpftes Spiel: Ein Punkt bringt kein Team weiter
Schalke gegen Union als umkämpftes Spiel: Ein Punkt bringt kein Team weiter / Frederic Scheidemann/Getty Images
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Das 1:1-Unentschieden von Schalke gegen Union Berlin hat aus S04-Sicht sowohl Licht, als auch Schatten. Wieder nicht gewonnen, erneut offensiv zu ungefährlich - dennoch ein verändertes Gesicht gezeigt und wieder aufgestanden. Die Erkenntnisse, sowie die Gewinner und Verlierer von Blau-Weiß.

Die Fakten sprechen nach der Partie erneut gegen Schalke 04: Auch gegen die Gäste von Union Berlin gelang kein Befreiungsschlag, damit steigt der Sieglos-Zähler auf inzwischen 20 Spiele. Eine so hohe Anzahl an verpassten Erfolgen, dass es so manchem Fan schwerfallen dürfte, sich an das Gefühl von drei Punkten zu erinnern.

Und dennoch ist das 1:1 gegen die Eisernen aus S04-Sicht nicht so negativ zu bewerten. Selbstverständlich gab es Kritikpunkte, Aspekte im Spiel, die erneut alles andere als gut liefen - andererseits auch kleine Hoffnungsschimmer und positive Entwicklungen, an denen sich das Team von Trainer Manuel Baum hochziehen muss.


Gewinner, Verlierer und Erkenntnisse aus S04-Sicht

1. Gewinner: Kilian Ludewig

Schalkes Leihspieler Kilian Ludewig gab ein gutes Bundesliga-Debüt ab
Schalkes Leihspieler Kilian Ludewig gab ein gutes Bundesliga-Debüt ab / Frederic Scheidemann/Getty Images

Mit 20 Jahren und so gut wie nicht vorhandener Erstliga-Erfahrung im Profi-Fußball gab Kilian Ludewig sein Bundesliga-Debüt für Schalke - und das in seiner erst zweiten Partie überhaupt für den Klub. Der junge Hamburger ist als Leihgabe von RB Salzburg der einzige Rechtsverteidiger im Kader, ist somit fast automatisch in der Startelf gesetzt.

Im Spiel selbst lieferte er einen guten Eindruck ab. Auf der rechten Seite versuchte er immer wieder, auch in der Offensive Akzente zu setzen, was ab und zu gelang. Er gewann sechs seiner insgesamt sieben Zweikämpfe, konnte drei gegnerische Aktionen klären und zweimal den Ball abfangen (via SofaScore).

Ein Auftritt, der insofern Hoffnung macht und positiv stimmt, dass man bei ihm offenbar keine allzu große Sorgen haben muss, dass er zur Schwachstelle in der S04-Defensive werden könnte - und das trotz der fehlenden Erfahrung. Deshalb ist er ein Gewinner des Abend-Spiels.


2. Gewinner: Frederik Rönnow

Frederik Rönnow bewahrte Schalke vor einem doppelten Rückstand
Frederik Rönnow bewahrte Schalke vor einem doppelten Rückstand / Frederic Scheidemann/Getty Images

Der zweite große Gewinner des Abends war Frederik Rönnow. Der Leihkeeper, eingesprungen für den verletzten Ralf Fährmann, gab einen sehr soliden Rückhalt ab und bewahrte sein Team das ein oder andere Mal vor dem doppelten Rückstand.

Beim Gegentor sah er zwar etwas unglücklich aus, weil er der Flanke entgegenkommen wollte und Unions Marvin Friedrich im Lauf doch noch an den Ball kam, aber daraus einen alleinigen Torwart-Fehler zu machen, wäre wohl zu viel des Guten.

Schon jetzt ist wohl davon ausgehen, dass Rönnow vorerst im Tor bleiben wird - auch wenn Fährmann wieder einsatzbereit ist. Da dieser in der Derby-Woche, wenn überhaupt, erst spät ins Training einsteigen wird, wird Manuel Baum wohl auf den Dänen setzen - und das zurecht.


3. Verlierer: Benito Raman

Seine Geschwindigkeit konnte Benito Raman kaum einsetzen
Seine Geschwindigkeit konnte Benito Raman kaum einsetzen / Frederic Scheidemann/Getty Images

Ein Verlierer des Spiels war Benito Raman. Aber nicht, weil er eine absolut schlechte Leistung ablieferte und sein eigenes Team in Gefahr brachte - viel eher, weil der Außenbahn-Spieler so gut wie zu keinem Zeitpunkt wirklich ins Spiel fand. An der Startelf bemessen hatte er, abgesehen von Sturmspitze Vedad Ibisevic (auch 25 Minuten früher ausgewechselt als Raman), die wenigsten Ballaktionen.

Bekam er auf der linken Seite den Ball, konnte er nie wirklich aufdrehen, sein Tempo nutzen und gefährliche Offensivaktionen kreieren. Dabei schien es aber auch so, als wäre er auf der Außenbahn etwas verweist. Oftmals musste er in Zweikämpfe gehen oder den Ball primär behaupten und abschirmen - sicher nicht die Qualitäten des pfeilschnellen Offensivspielers.

Zwar hatte er einen soliden Abschluss, der abgefälscht wurde und somit zu einer Ecke führte - allerdings gab er insgesamt zu wenig Input. Weil Union ihn so häufig in die Zweikämpfe zwang, von denen er lediglich zwei von elf gewann, war es ein sehr durchwachsenes Spiel für den Belgier.


4. Schalker Defensive stark verbessert - Standards bereiten Kopfschmerzen

Wieder einmal im positiven Fokus: Abwehrchef Salif Sané
Wieder einmal im positiven Fokus: Abwehrchef Salif Sané / Frederic Scheidemann/Getty Images

Aus dem Spiel heraus ließ die S04-Defensive so gut wie keine Chancen zu. Erneut wusste Salif Sané als Wortführer und Abwehrchef zu überzeugen: Mit Abstand die meisten Ballaktionen (106), neun von elf Zweikämpfen gewonnen, drei abgefangene Bälle und eine - trotz mutigerem Spiel nach vorne - stabile Passquote von 80 Prozent.

Auch Innenverteidiger-Partner Matija Nastasic, des Öfteren eher unter dem Radar, lieferte - bis auf die Szene beim Gegentor - eine souveräne Leistung ab. Auch er gewann einen Großteil seiner Zweikämpfe (fünf von sieben) und brachte seine Pässe zuverlässig zum Mitspieler (82 Prozent). Defensiv machten auch Ludewig einen soliden Eindruck. Bastian Oczipka hingegen gewann lediglich einen seiner sechs Zweikämpfe, konnte dafür aber mehr lange Bälle an den Mann bringen.

Während die Defensive, auch mit Sechser Omar Mascarell, im Spiel überzeugte, stellten sich gegnerische Standards erneut als sehr gefährlich heraus. Angesichts der großen und vielen Baustellen, die Manuel Baum angehen muss, wird es schwierig sein, auch noch das Verteidigen von Ecken und Freistößen zu trainieren - dennoch zeigt sich immer wieder, dass dort eine der aktuell großen Schwächen von Schalke liegt.


5. Schalker Offensive weiterhin harmlos - Zeit, Geduld und Beharrlichkeit nötig

Jubel und Freude beim Schalker Ausgleich - aber zu viel Zufall als Klarheit
Jubel und Freude beim Schalker Ausgleich - aber zu viel Zufall als Klarheit / Frederic Scheidemann/Getty Images

Vor der Partie hatte Baum erklärt, primär an den Schrauben der Offensive drehen zu wollen. Das ist auch bitter nötig, schließlich schafft Königsblau es seit mehreren Jahren (!) nicht, sich mehrere klare Torchancen zu erspielen. Ob (in der zweiten Saison) unter Domenico Tedesco, oder in der Zeit von David Wagner - stets fehlte es an klaren Offensivkonzepten und -ideen, die zu großer Torgefahr führten.

Gegen Berlin war davon allerdings noch nichts zu sehen. Dementsprechend unzufrieden zeigte sich der Coach nach dem Spiel auch, sprach den Spielaufbau an, in dem das Team noch viel mehr Potenzial habe. Dass nach zwei Wochen nicht ganze Jahre auf einmal umgekehrt werden können, das war zu erwarten. Zudem hat Union erneut kompakt und leidenschaftlich verteidigt, auch das darf nicht vergessen werden.

Es wird also dauern, bis sich die königsblaue Torgefahr entwickelt und sich zeigt. Kann man selbst zwei, vielleicht mal wieder drei Tore in einem Pflichtspiel schießen, dann kann man nicht nur auch mal ein Gegentor verkraften, sondern hat gleichzeitig auch den Mut und das Selbstbewusstsein, weiter aktiv und mit erhobenem Kopf zu spielen. Es ist und bleibt eine schwierige Mission für Baum, die einige große Baustellen beinhaltet. Bis dahin bleibt die S04-Offensive eine Schwäche.