Schalke-Keeper Martin Fraisl schwärmt von S04 - und verteidigt Trainer Grammozis

Martin Fraisl ist S04-Stammkeeper
Martin Fraisl ist S04-Stammkeeper / Selim Sudheimer/GettyImages
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Martin Fraisl wurde auf Schalke überraschend zum Stammtorwart - eine Rolle, die er nun nicht mehr abgeben will. Der Österreicher schwärmt gerade zu vom Klub und der dazugehörigen Emotionalität. Er weiß aber auch um die Fan-Kritik an Dimitrios Grammozis.


Inmitten der zurzeit laufenden Saison entschied sich Dimitrios Grammozis dazu, seine Nummer eins zu tauschen. Seit dem achten Spieltag hütet nun Martin Fraisl das Tor von Schalke 04 - Ralf Fährmann wurde wieder einmal degradiert und sitzt seitdem nur noch auf der Bank. Der Neuzugang aus dem Sommer hat sein Ziel damit erreicht.

"Ich habe mir immer hohe Standards gesetzt", erklärte er im Gespräch mit Bild. Das passende Beispiel war seine Ansage kurz nach seinem Wechsel, er sei nicht zu S04 gekommen, um auf der Bank zu sitzen. Der Verein sei für seine Standards genau richtig: "An Mitgliedern gemessen ist es der drittgrößte Verein der Welt. Emotionalität? 100 von 100! Wucht? 100 von 100! Wiedererkennungswert auf der ganzen Welt? 100 von 100!"

Schalke als "bisher größtes Abenteuer": Fraisl schwärmt von S04

Einmal angefangen, kommt der Keeper kaum noch aus dem Schwärmen aus: "Der FC Schalke 04 steht für Werte und harte Arbeit. Diese Last zu ertragen, wenn es mal nicht läuft - aber auch nach einer positiven Serie direkt zum Mond geschossen zu werden - ist das, was den Fußball für mich ausmacht." Er fühle sich bei Königsblau einfach zu Hause.

Seine Unterschrift bei den Knappen bezeichnete er als sein sportlich "bisher größtes Abenteuer", damit sei für ihn "ein Traum in Erfüllung gegangen": "Ich laufe zu Hause mit Schalke-Klamotten rum, meine Tochter hat einen Schalke-Schnulli. Weil wir den Verein voll und ganz leben."

Martin Fraisl
Seit dem Hansa-Spiel ist Fraisl die Nummer eins / Selim Sudheimer/GettyImages

Das sportliche Ziel des 28-Jährigen ist klar: die Rückkehr in die Bundesliga. Für den Aufstieg und den Titel einer Spitzenmannschaft der 2. Bundesliga fehle dem Team vor allem Konstanz. Wenn die Automatismen über 90 Minuten durchgezogen werden könnten, wäre für ihn eine erneute Siegesserie gut denkbar.

Da das zuletzt aber sehr weit entfernt war, spielerisch und von den Resultaten her, wurde die Kritik an Dimitrios Grammozis spürbar lauter. "Ich lese tatsächlich viele Kommentare", so Fraisl, der sich damit auch beschäftigte. Seine Kritik an der Kritik: "In den sozialen Medien gibt man - oft unerkannt - schnell etwas von sich. Man sollte vorher reflektieren: Wie würde ich mich in der Position fühlen?"

"Ich finde es beachtlich, wie die Fans hinter uns stehen."

Martin Fraisl über den Fan-Support

"Der Trainer hat das Schiff Schalke zu lenken. Es sollte klar sein, dass das nach der mittelfristigen Vergangenheit ein unfassbar schweres Unterfangen ist", war er weiter um Rückhalt bemüht. Dabei nimmt er auch einen Standpunkt von Sportdirektor Rouven Schröder ein: "Ich finde die Kritik teilweise insofern überzogen, als dass das große Ganze nicht gesehen wird."

Das sei auch sein "Appell an alle": Durch die Umstrukturierungen und die zahlreichen Veränderungen inmitten und rund um den Verein, den Druck von außen und der Gegner, "die Spiele gegen Schalke wie ein Pokalfinale angehen", sei das Unterfangen nicht allzu leicht.


"Eine Frage der Philosophie": Fraisl verteidigt Grammozis' Defensiv-Fokus

Doch werden nicht nur die ausbleibenden Ergebnisse kritisiert - die Spielweise, der Defensiv-Fokus und der nicht erkennbare Offensiv-Plan sind seit Monaten ein Thema. "Das ist eine Frage der Philosophie", meinte Fraisl, der zugleich Manchester City und Atletico Madrid verglich: "Beide wurden Meister. Aber die Herangehensweise ist eine komplett andere."

Dimitrios Grammozis
Dimitrios Grammozis machte Fraisl zum Stammkeeper / Frederic Scheidemann/GettyImages

"Unser Trainer hat sich erst einmal darauf konzentriert, die Defensive zu stabilisieren. Denn wenn wir als Favorit erst einmal hinten liegen, wird es für uns in dieser Liga schwer", betonte der Torwart. Ein grundsätzlich nachzuvollziehender Ansatz. Einige Fans würden jedoch lieber hören, dass der Trainer möglichst früh das erste eigene Tor machen will, um so einen Rückstand zu verhindern.

Fraisl weiß um die Bedeutung der nächsten Wochen: "Es liegt jetzt an uns, die Balance zwischen Offensive und Defensive zu verbessern. Das Wichtigste ist aber, dass wir dem Gegner nicht das Gefühl geben dürfen, dass auf Schalke etwas zu holen ist. Und das gelingt nur dann, wenn du grundsätzlich defensiv stabil bist."