Schalke kämpft um Stambouli: Darum wäre ein Verbleib des Franzosen so wichtig

Schalke kämpft noch immer um einen Verbleib von Benjamin Stambouli
Schalke kämpft noch immer um einen Verbleib von Benjamin Stambouli / TF-Images/Getty Images
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Am Mittwoch erklärte Schalkes Sportvorstand Jochen Schneider, dass man sich weiterhin mit Benjamin Stambouli in Gesprächen befinde, das Ziel: Der Franzose soll bleiben. Die sportliche Führung sieht klare Vorteile im Verbleib des Fanlieblings.

Rein theoretisch gesehen, ist Benjamin Stambouli zurzeit vereinslos. Der Defensivspieler hat seinen zum 30. Juni bei Schalke 04 auslaufenden Vertrag noch nicht verlängert oder anderweitig angeheuert. Königsblau möchte ihn aber halten, weshalb sich die beiden Parteien noch immer in fortlaufenden Gesprächen befinden - das erklärte Sportvorstand Jochen Schneider am Mittwoch auf der Pressekonferenz.

Fokussiert und professionell eingestellt: Benjamin Stambouli
Fokussiert und professionell eingestellt: Benjamin Stambouli / TF-Images/Getty Images

Es gibt verschiedene Gründe, weshalb sich die Gespräche und Verhandlungen ziehen. Zum einen hat die Coronakrise weite Teile des Fußball-Geschäfts lahm gelegt. Beim S04, so wie bei so gut wie allen anderen Klubs auch, gab es vorläufig keinerlei Vertragsgespräche. Es war schlicht noch nicht klar, ob und in welchem Maße der Verein Schaden nehmen wird.

Zum anderen dauern die Gespräche, weil Stambouli eigentlich auch gerne bleiben würde. Wäre dies nicht der Fall, wären die Gespräche längst beendet und der Franzose hätte seinen neuen Arbeitgeber präsentiert.

Gute Gründe für Stambouli-Verbleib: Schalke sieht diverse Stärken des Franzosen

Es gibt gute Gründe, weshalb Schalke weiterhin sehr daran interessiert ist, den 29-Jährigen zu halten - sowohl, was seine Persönlichkeit und sein Standing betrifft, aber auch aus sportlichen Aspekten.

Stambouli, der Fanliebling

Denkt man beim S04 an Stambouli, wird an den Fanliebling gedacht, der geschenkte Fan-Kappen trägt, der gerne Fanlieder unter der Dusche trällert, der auf der Tribüne zuletzt für mehr Stimmung und Motivation sorgte, als die ganze Bank samt Trainer zusammen. Eine Identifikationsfigur ist wichtig für die Fans, so etwas braucht die Fan-Seele. Dass aus reiner Dankbarkeit keine neuen Verträge vergeben werden können, hat Schneider schon einmal erklärt. Das ist auch richtig so - nur wegen des Status als Fanliebling sollte kein Spieler weiter, wieder oder mehr bezahlt werden.

Stambouli, der Anker

Bei Stambouli ist das aber auch gar nicht der Fall. Neben der Sympathie, die er als Person mit sich bringt, ist er auch für die Mannschaft sehr wichtig. Er gilt als professionell, als Macher, der intern auch seine Stimme erhebt. Sichtbar nahm er beispielsweise Amine Harit bei vielen Trainingseinheiten unter seine Fittiche, als dieser eine persönlich schwere Zeit durchlebte.

Da eine junge Mannschaft anvisiert wird, die ausbildungsfähige und zukunftsträchtige Spieler beinhaltet, werden auch sogenannte Anker gebraucht. Sie geben einem Team Stabilität, können junge, noch unerfahrene Spieler zur Vernunft bringen, ihnen Tipps und Ratschläge geben. Nur junges und talentiertes Blut ergibt noch keinen automatischen Erfolg. Wer, wenn nicht der zuverlässige Franzose, könnte diesen Pfeiler im Team geben?

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Stambouli, der Spieler

Aber auch auf dem Platz sprechen seine Qualitäten für ihn. Wer sich an die ersten neun Partien der vergangenen Hinrunde erinnern kann, der weiß, wie stabil die Abwehr mit dem Innenverteidiger-Duo Salif Sané und Benjamin Stambouli stand. Er gewinnt zuverlässig seine Zweikämpfe, verfügt über eine souveräne Passgenauigkeit und -qualität - das macht ihn auch im Spielaufbau zu einem wichtigen Akteur.

Natürlich wäre er durch die starke Konkurrenz von Sané, Ozan Kabak und Matija Nastasic nicht automatisch gesetzt. Unter Umständen kann das durchaus passieren, doch auch ein so starker Backup wäre - zusammen mit den weiteren Vorteilen einer weiteren Zusammenarbeit - ebenso viel wert. Dazu kann Stambouli auch flexibel im defensiven Mittelfeld agieren. Neben Omar Mascarell könnte er als Teil einer Doppelsechs den Spielaufbau weiter verbessern und für sehr viel abgefangene Bälle garantieren.

Stambouli müsste starke Gehalts-Einschnitte hinnehmen - Verbleib auf Schalke wäre ein Erfolg

Die Probleme bestehen vor allem in der starken Gehaltskürzung, die der Routinier hinnehmen müsste. Im Sommer 2016 wechselte er von Paris Saint-German ins Ruhrgebiet, hat von Ex-Sportvorstand Christian Heidel einen (gewohnt) sehr gut bezahlten Vertrag unterschrieben. Aufgrund der aktuellen Lage wäre also ein scharfer Einschnitt notwendig.

Stambouli könnte ein sicherer Anker in unruhigen Schalke-Zeiten sein
Stambouli könnte ein sicherer Anker in unruhigen Schalke-Zeiten sein / TF-Images/Getty Images

Stambouli wäre nicht darauf angewiesen, für deutlich weniger Geld zu spielen. Mit seinen 29 Jahren könnte er noch ein, vermutlich auch zwei besser dotierte Verträge bei anderen Vereinen unterschreiben, die es ihm womöglich zusätzlich sogar versichern könnten, dass er Stammspieler wäre. Dass die Gespräche aber noch immer laufen, auch wenn Schneider keine Auskunft geben wollte, spricht zumindest dafür, dass sich beide Seiten einigen wollen.

Ob das gelingt, ist natürlich ein anderes Thema. Für Schalke wäre es jedoch sportlich wie menschlich eine gute Nachricht, wenn Benjamin Stambouli auch in den kommenden Jahren ein Knappe bliebe - denn das ist er tatsächlich. Allerdings muss auch Königsblau bedenken, dass sie mit ihrem Geld zurzeit sehr vorsichtig umgehen müssen und nichts zu verschenken haben - aber auch ohne das ausgewiesene Ziel Europa wäre es ein Erfolg, den aus Marseille stammenden Innenverteidiger weiter halten zu können.