Schalke-Kader: Fehlende Balance und ohne Struktur

Die allgemeine Zusammenstellung des aktuellen Schalke-Kaders, seit Jahren im Gange, wird schon länger kritisiert. Der sogenannte Matchday-Kader hingegen ist ein anderes Thema: Auch gegen die Bayern warfen die Nominierungen die ein oder andere Frage auf.

Eine Saisonvorbereitung, die in der Summe um die sechs bis sieben Wochen umfasst, bietet sämtlichen Spielern eine große neue Chance - egal ob ein neuer Trainer im Amt ist oder nicht. Beim FC Schalke 04 gab es eine ganze Reihe an diesen Chancen. Jugendspieler, zahlreiche Rückkehrer und Stammspieler konnten sich messen. Das interne Resultat sieht jedoch zum Teil anders aus, als die Vorbereitung.

Wagner ließ Bozdogan zu Hause

Am Freitagabend sorgte beispielsweise die Nicht-Nominierung von Can Bozdogan für die Partie gegen Bayern München für Fragen und Unverständnis. Der 19-jährige Youngster war nicht nur zum Schluss der vergangenen Saison sehr positiv aufgefallen, auch in der Vorbereitung machte er einen sehr soliden Eindruck. Rückblickend fällt einem auf Anhieb keine Testpartie ein, in der er entweder gar nicht spielte oder einen schlechten Eindruck machte. Am ersten Spieltag spielte er dennoch keine Rolle. David Wagner erklärte, er habe es schlichtweg nicht in den Kader geschafft.

Blickt man auf das aufgestellte Mittelfeld, so ist es verständlich, dass es definitiv nicht für die Startelf gereicht hat. Suat Serdar und Nabil Bentaleb geben gewöhnlich ein sehr sicheres wie kreatives Zentrum ab, Amine Harit kann - bei einem offensiven Spielstil - der Kreativspieler beim S04 sein und Rabbi Matondo hat über die letzten Monate hart an sich gearbeitet, wobei er natürlich auch als Konterspieler angedacht war.

Dass Bozdogan allerdings nicht einmal auf der Bank saß, war von außen nur sehr schwer zu verstehen. Stattdessen nahm Wagner mit Vedad Ibisevic, Steven Skrzybski, Benito Raman und Ahmed Kutucu ganze vier Stürmer mit, wobei klar war, dass zumindest Kutucu keineswegs spielen wird, um eine Verletzung erst gar nicht zu riskieren, die eine derzeit angedachte Leihe des Eigengewächses verhindern könnte. Warum also nicht reinen Tisch machen, in Anbetracht der Leihe auf eine Nominierung verzichten?

Dass auf der anderen Seite vollends auf Guido Burgstaller verzichtet wurde, zeugt von einer knallharten Entscheidung. So leid es einem auch tun mag, so sympathisch der Österreicher einem auch sein mag, so sehr er sich auch immer im Spiel reingehängt hat - sportlich spielt er keine Rolle mehr. Dass er dementsprechend zu Hause gelassen wird, ist mehr als verständlich.

S04-Kader nicht ausbalanciert - drei Aussortierte als Stammkräfte

Zwischen negativen wie positiven Aspekten der Zusammenstellung des Matchday-Kaders gibt es auch Faktoren, die im generellen Zusammenhang zu betonen sind. Mit Sebastian Rudy, Nabil Bentaleb und Mark Uth standen drei Spieler über die vollen 90 Minuten auf dem Platz, die nach nahezu erzwungenen Leihen zurückgekehrt sind. Rudy und Uth, so die diversen Berichte, wollten eigentlich erst gar nicht zum S04 zurück, beide hatten bei der TSG Hoffenheim beziehungsweise beim 1. FC Köln ihre Zukunft gesehen. Bentaleb wurde zunächst sogar freigestellt, um eventuelle Gespräche führen zu können.

Drei Spieler, die entweder nicht auf Schalke sein wollten oder sein sollten, die nun aber zu den wichtigsten Profis gehören - und das direkt am ersten Spieltag. Das ist schlussendlich natürlich nicht verwerflich dem Trainer gegenüber, sondern viel eher ein Rückschluss auf die allgemeine Zusammenstellung des Kaders der letzten Jahre. Dahingehend stehen nicht nur David Wagner und Sportvorstand Jochen Schneider in der Verantwortung. Zwar auch, aber nicht alleine. Es offenbart an dieser Stelle die Komplexität der Krise, in der sich der Klub derzeit befindet.