Schalke: Schneider nur noch zwei Spiele auf Bewährung im Amt?

Ist Jochen Schneider nur noch auf Bewährung beim S04?
Ist Jochen Schneider nur noch auf Bewährung beim S04? / INA FASSBENDER/Getty Images
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Schalke trudelt Woche für Woche dem Abstieg entgegen, längst bleibt nur noch eine minimale Chance auf den Klassenerhalt. Dementsprechend muss bereits für die 2. Liga geplant werden - Jochen Schneider soll das offenbar nicht mehr übernehmen, über die nächsten zwei Partien soll er dem Aufsichtsrat gegenüber auf Bewährung stehen.

Schon häufig wurde das Thema in den letzten Wochen durchgekaut, immer wieder lässt sich eine Bilanz ziehen: Den aktuellen Absturz von Schalke 04, der mit inzwischen hoher Wahrscheinlichkeit im Abstieg münden wird, hat Jochen Schneider nicht als Alleinschuldiger zu verantworten. Dennoch muss man festhalten, dass er diesen Prozess nochmals spürbar beschleunigt hat.


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Mit der viel zu späten Freistellung von David Wagner und dem damit verpassten Schnitt vor der Sommervorbereitung hat er zugelassen, dass die Mannschaft instabil, verunsichert und völlig ohne Selbstvertrauen in diese laufende Saison ging - und damit die Fortsetzung der Sieglos-Serie damit nahezu erzwungen. Ein Abwärtstrend, der sich verselbstständigt hat und schon nicht mehr aufzuhalten ist. Neben einigen anderen Aspekten wird dieser Fehler immer mit dem Sportvorstand verbunden bleiben.

Ein Sieg in der Rückrunde und Blamagen in der Vorbereitung: Schneider setzte den Weg mit Wagner fort
Ein Sieg in der Rückrunde und Blamagen in der Vorbereitung: Schneider setzte den Weg mit Wagner fort / Christof Koepsel/Getty Images

Schneider auf Bewährung: Freistellung, wenn Schalke nicht schleunigst gewinnt?

Allerdings soll er, wie es nun aussieht, nicht bis zum Saisonende mit Schalke verbunden bleiben. Mittlerweile sei der Aufsichtsrat, der Schneider schon ein ums andere Mal hat machen lassen, bereit zu handeln - das berichtet die Bild. Kein Vertrauen mehr in veranlasste Maßnahmen, kein Abwarten mehr. Stattdessen soll der 50-Jährige nur noch zwei Spiele auf Bewährung haben, in denen es nicht nur für den Klub, sondern damit auch für ihn dringend positive Ergebnisse geben muss.

Damit würde die Partie gegen Union Berlin am Samstagabend in dieses Raster fallen, ebenso wie ausgerechnet das Derby gegen den BVB eine Woche darauf. Sollten diese beiden Spiele ebenfalls verloren gehen, wie zum aktuellen Zeitpunkt bereits 14 (!) der 20 absolvierten Spieltage, wird Schneider demnach entlassen. Ebenfalls denkbar, dass dieser Aspekt nur eine Zeit-Beschaffung sein wird, um alle Details mit dem etwaigen Nachfolger zu klären.

Jochen Schneider könnte Schalke sehr bald verlassen
Jochen Schneider könnte Schalke sehr bald verlassen / Thomas Lohnes/Getty Images

Der Grund wäre dann nicht nur der kurzfristig ausbleibende sportliche Erfolg oder der drohende Super-GAU in Form des Abstiegs, sondern auch die notwendigen Planungen für die 2. Bundesliga. Schon in der ersten Saison wird es das Ziel sein, direkt wieder aufzusteigen - das hatte Marketing-Vorstand Alexander Jobst zuletzt betont. Diesen so wichtigen Schritt, erneut eine (enorm wichtige) Saison zu planen, traut das Kontroll-Gremium Schneider nun anscheinend nicht mehr zu.

Als potenzielle Nachfolger sind nach wie vor Peter Knäbel und Erik Stoffelshaus im Gespräch. Knäbel leitet seit rund drei Jahren die Knappenschmiede als Technischer Direktor, macht dort eigentlich einen guten Job, sodass diese Versetzung in die vorderste Reihe auch ein Risiko wäre. Die Erfahrung hätte er zumindest, war er in diesem Aufgabenfeld doch schon beim Hamburger SV unterwegs.

Stoffelshaus war zwischen 2000 und 2006 als Assistent der S04-Geschäftsführung aktiv, die drei Jahre danach als Teammanager. Knapp zwei Jahre fungierte er bis Ende 2018 als Sportdirektor bei Lok Moskau.


S04-Aufsichtsrat setzt (mal wieder) falsche Umstände: Weshalb braucht Schneider diese zwei Spiele?

Wie immer, wenn es um Entlassungen und Freistellungen im Fußballgeschäft geht, die von direkten Resultaten kommender Spiele abhängig gemacht werden, gibt es eine Frage: Was ändert das am dringend benötigten vollsten Vertrauen in die handelnde Figur? Wenn der Aufsichtsrat Schneider zutraut, auch trotz des Abstiegs eine gute nächste Saison zu planen, wenn ihm kaum Fehler angelastet werden und man ihn - warum auch immer - als Mann der Zukunft auf Schalke sieht, dann muss er bleiben. Ist dieses Vertrauen in all diesen Punkten nicht vorhanden, muss er gehen, und zwar noch gestern - unabhängig von den Resultaten der nächsten beide Spiele. Zumal es ganz aktuell auch darum geht, einen Sportdirektor zu installieren.

Auch die Kommunikation seitens des Kommunikations-Vorstands war eher schlecht als recht
Auch die Kommunikation seitens des Kommunikations-Vorstands war eher schlecht als recht / Frederic Scheidemann/Getty Images

Solch wichtige Fragen, die eigentlich dringend zu stellen sind und das schon seit einigen Wochen, dürfen in professioneller Umgebung niemals von einzelnen Partien abhängen - schon gar nicht eine solch übergeordnete Rolle wie die des Sportvorstands. Angenommen, S04 verliert gegen Union und Schneider steht im Hinblick auf das Derby kurz vor dem Rauswurf, es ist kaum noch Vertrauen da - und dann holen die Knappen überraschenderweise ein glückliches Unentschieden gegen den Rivalen. Dann wäre er plötzlich wieder der Richtige? Sorry, aber das ist - gerade unter den vorherrschenden Umständen - Schwachsinn.

Schneider hat längst bewiesen, dass er nicht derjenige ist, dem die Planung einer weiteren Spielzeit anvertraut werden sollte. Sämtliche Trainer-Entscheidungen gingen nach hinten los, weitere Personal-Entscheidungen (Beispiel: Fitness- und Rehabereich als Knackpunkt der Misere im letzten Jahr) waren sehr fragwürdig, die Kommunikation und Außendarstellung seinerseits ist äußerst mau, seine Netzwerke scheinen sich auf die guten alten Zeiten beim VfB Stuttgart zu beschränken. Daran ändern auch die kommenden zwei Partien nichts, weder in die eine, noch in die andere Richtung.