Schalke in der Krise: Nein, Tönnies wäre alles andere als die Rettung!
Von Yannik Möller
Wenn der FC Schalke in der Krise steckt, wird seitens mancher Fans und vor allem von TV-Experten, die den Klub und den Abstieg der letzten Jahre nicht wirklich begleitet haben, oftmals nach Clemens Tönnies gerufen. Dabei wäre er gewiss nicht die Rettung. Viel eher ist er ein Teil des großen Verfalls des Klubs. Ein Kommentar.
Nach zehn Spieltagen steht Schalke 04 auf dem 16. Tabellenplatz. Dementsprechend droht der Klub direkt in Liga drei durchgereicht zu werden. Das ist eine äußerst große Bedrohung, zumal die finanzielle Ausgangslage ohnehin schon für Komplikationen sorgt und die Handlungsfähigkeit des Ruhrpott-Vereins sehr stark einschränkt.
Angesichts dieser Situation werden mal wieder die Rufe nach einem Heilsbringer laut. Aus welchen Gründen auch immer, sehen manche Fans und gerne auch TV-Experten dann Clemens Tönnies als diese Figur.
So nun auch Lothar Matthäus. Der ausgewiesene Schalke-Kenner, oder so ähnlich, ist sich in seiner Sky-Kolumne sicher: "Unter Tönnies würde es mit Schalke wieder aufwärts gehen." Dazu erklärt er: "Als Clemens Tönnies noch da war, hatte der Verein Erfolg, hat in der Champions League gespielt. [...] Mit Rudi Assauer und Clemens Tönnies gab es erfahrene Leute, die den Klub, ähnlich wie Uli Hoeneß beim FC Bayern, als Vaterfiguren und Führungspersönlichkeiten im Griff hatten."
Matthäus plädiert für Tönnies: Ein nur mit Unkenntnis zu begründendes Urteil
Zunächst einmal fängt das Problem schon damit an, Assauer und Tönnies auf eine Stufe zu stellen. Das ist vor allem vor dem Hintergrund, dass Assauer in Tönnies und dessen Entscheidungen schon vor vielen Jahren den Anfang vom Ende des Klubs gesehen hat, beinahe unangebracht. Andererseits: Ja, als Tönnies noch der Alleinherrscher - sorry! - Aufsichtsratsvorsitzende war, spielte S04 noch international.
Wer allerdings verkennt, dass der große Abwärtstrend nicht nach Tönnies angefangen hat, sondern erst nach seinem Aus so richtig sichtbar und zuvor maßgeblich von ihm mit eingeleitet wurde, der hat nicht richtig aufgepasst. Das ist im Falle von Matthäus weniger schlimm, weil er sich vermutlich nicht allzu eindringlich mit den Gelsenkirchenern beschäftigt hat, im Laufe der letzten 13 Jahre. Dann, allerdings, sollte man auch nicht so vollmundige und nachvollziehbar falsche Forderungen aufstellen.
"Aber Tönnies hat Schalke finanziell noch geholfen!", höre ich aus einer Ecke rufen. Jein. Richtig ist: Er hat dem Verein Kredite gegeben, ja. Richtig ist aber auch: Diese hat er sich mit vergleichsweise hohen Zinsen wieder zurückzahlen lassen. Das war nichts anderes als der große Anfang des riesen Schuldenbergs, den der Klub seit Jahren abarbeiten muss und welcher der Hauptgrund für die finanzielle Last ist.
Unter ihm als Aufsichtsratsvorsitzender hat Schalke also stets auf Pump gearbeitet. Der internationale Wettbewerb wurde quasi auf gut Glück prognostiziert, sodass mit Geld gearbeitet wurde, das der Verein eigentlich gar nicht hatte. So konnte sich der Klub-Chef als Retter darstellen, der am wachsenden Schuldenberg sogar indirekt noch Geld verdient hat. Das kann niemand verkennen.
Selbst wenn man seinen rassistischen Ausfall sowie die teils skandalösen Arbeitsbedingungen in seinen Firmen beiseite lässt, was man bei einer übergeordneten Beurteilung von Tönnies auch im Bezug auf Schalke (Außendarstellung!) nicht machen sollte, so ergibt sich keineswegs das Bild eines Verantwortlichen, der den Klub wieder in die richtige Spur bringen könnte. Es ergibt sich das Bild eines Funktionärs, der auf Schalke de facto ohne Widerspruch handeln wollte, zwischenzeitlich auch konnte und in dieser Zeit diverse falsche finanzielle sowie sportliche Entscheidungen getroffen hat.
Die Rufe nach Tönnies offenbaren nur eines: Das verzweifelte Klammern an einem Ideal, das es in dieser Form nie gegeben hat. Wer S04 auf gesunde Weise auf einem guten Weg sehen möchte, der kann nicht nach dem 67-Jährigen rufen.
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