Schalke im Pokal-Chaos - Muss die zweite Runde verschoben werden?

BFV-Präsident Rainer Koch ist vom Vorgehen Türkgücüs irritiert
BFV-Präsident Rainer Koch ist vom Vorgehen Türkgücüs irritiert / Handout/Getty Images
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Die Pokalpartie zwischen Schalke 04 und dem 1. FC Schweinfurt, angesetzt für den gestrigen Sonntag, wurde zwei Tage vorher abgesetzt. Das gerichtliche Vorgehen gegen diese Ansetzung seitens Türkgücü München sorgt indes für ein mögliches Pokalchaos und Irritationen beim Präsident des bayerischen Fußballverbandes.

Während zahlreiche Vereine über das Wochenende durch die erste Runde des DFB-Pokals in die ersten Pflichtspiele starteten, musste sich der FC Schalke 04 - äußerst kurzfristig - anderweitig beschäftigen. Der Grund: Nur zwei Tage vor der Partie gegen den 1. FC Schweinfurt wurde das Duell vom Landgericht München abgesetzt, weil Türkgücü München geklagt hatte.

Die letzten Tage mitsamt des Ärgers in Kurzform: Während der Coronakrise wurde der Liga-Betrieb gestoppt. Türkgücü als Erstplatzierter der Regionalliga Bayern war dementsprechend als Aufsteiger in Liga drei gemeldet, da es faktisch gesehen keinen Saisonabschluss mitsamt der Feststellung des Meisters, der Auf- wie Absteiger gegeben hatte. Paragraf 19 der Spielordnung sah es somit vor (via kicker), dass dieser Klub dann "mit diesem Tag" aus der Amateurliga ausscheidet. Die damals offene Situation zwang die Verbände zu solchen Entscheidungen, die möglichst im Sinne aller Vereine getroffen wurden. Dadurch rückte Schweinfurt auf den ersten Platz, wodurch der Verein das Spielrecht am DFB-Pokal erhielt. Im bayerischen Verband erhält der beste Amateurklub traditionell einen Platz im DFB-Pokal.

Koch sieht "massive Auseinandersetzung" auf dem Rücken des BFV

Bis zuletzt eine zwar sehr späte (erst vor einer Woche bestätigte), aber eine Entscheidung, die alle Parteien akzeptiert hatten - das glaubte zumindest der Bayerische Fußballverband (BFV) in Person von Präsident Dr. Rainer Koch. Gegenüber dem BR zeigte er sich "sehr überrascht" über dieses kurzfristige gerichtliche Urteil, das dem Klagen von Türkgücü entspricht. Koch beklagte, dass dessen Präsident, Hasan Kivran, eine Vereinbarung nicht eingehalten habe. Demnach ging es gegenseitig darum, dass das bereits erklärte Vorgehen des Verbands mitgetragen, akzeptiert und nicht gerichtlich angezweifelt werde.

Dr. Rainer Koch zeigte sich von Türkgücü München enttäuscht
Dr. Rainer Koch zeigte sich von Türkgücü München enttäuscht / Andreas Schlichter/Getty Images

"Seit dem 8. Mai stand fest, dass wir mit dem Aufstieg so verfahren werden, auch wenn ein Drittel der Spiele noch nicht gespielt werden konnte. Jetzt wird eine massive Auseinandersetzung zwischen Türkgücü München und dem FC Schweinfurt auf dem Rücken des BFV ausgetragen", erklärte Koch dem BR. Er vermutete, die Streitigkeiten zwischen den beiden Klubs habe Kivran dazu bewegt, die Vereinbarung nicht mehr einzuhalten - somit schiebt er die Verantwortung des Verbands zur Seite.

Zustimmen möchte Jochen Schneider dabei sicherlich nicht. Der Sportvorstand des S04, der sich nun völlig unverschuldet einem drohenden Pokal- und Termin-Chaos gegenübersieht, kritisierte gegenüber der Bild das gesamte Vorgehen: "Das ist doch keine Raketenphysik! Alle anderen Landesverbände haben es geschafft, nur der BFV nicht, der Schweinfurt erst eine Woche vorher benannt hat. Der BFV hat einen Fehler gemacht und versucht nun, den Schwarzen Peter Türkgücü zuzuschieben."

S04-Sportvorstand Jochen Schneider sieht die Schuld beim BFV
S04-Sportvorstand Jochen Schneider sieht die Schuld beim BFV / DeFodi Images/Getty Images

Rechtsstreit sorgt beim DFB für Sorgen: Schalke gerät zwischen die Fronten

Bei der Auslosung zur ersten Runde des Pokals hatte Schalke, wie einige andere Profi-Klubs auch, zunächst ein noch offenes Los gezogen. Gegen den besten Amateurverein aus Bayern sollte Königsblau antreten müssen, die Entscheidung ließ lange auf sich warten, weshalb Trainer David Wagner beide möglichen Gegner hatte beobachten und analysieren lassen.

Der Ausgang dieses Streits ist nun völlig offen. Das Landgericht München sprach dem Aufsteiger das Spielrecht zu, der BFV wird laut Bild noch am heutigen Montag Einspruch dagegen einlegen. Heißt: Je nachdem, durch welche und durch wie viele gerichtliche Instanzen dieser Rechtsstreit läuft, kann ein Urteil noch weit entfernt sein. Der DFB, so heißt es weiter, befürchte ein solches Hin und Her. Ob die nächsten Pokalrunden vorerst gestoppt oder zumindest verschoben werden müssen, ist offen. Am Ende steht Schalke als Verlierer da: Der Bundesligist gerät unverschuldet in ein großes Chaos.