Schalke droht Abgangs-Flut in der Defensive: Auf welche Transfers Schneider sich nun fokussieren muss

Schalke 04 Training Session
Schalke 04 Training Session / TF-Images/Getty Images
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Während die Bundesliga weiterhin ruht und nach einem möglichen Restart-Termin sucht, gibt es beim FC Schalke 04 eine Reihe an sportlich wie finanziell schlechten Nachrichten. Der Verein aus dem Ruhrpott kämpft offenkundig um die wirtschaftliche Stabilität, während er wohl einige Spieler verlieren wird - und das aus völlig verschiedenen Szenarien.

Die deutlichen Worte seitens des S04-Vorstands, dass die derzeitige und durch das Coronavirus verursachte Lage für den Klub "potenziell existenzbedrohend" sein könnte, ist mittlerweile in jedem Fan-Ohr angekommen. Während die Vereinsverantwortlichen jedoch weiterhin eher grobe Umschreibungen für das etwaige Ausmaß wählen, werden sportliche Folgen ganz genau zu betrachten sein. Mögliche Entwicklungen in diesem Bereich sind bereits angekündigt worden.

Spieler wie Benjamin Stambouli, Daniel Caligiuri, sowie die Leihspieler Jean-Clair Todibo, Juan Miranda und Jonjoe Kenny stehen vermutlich vor dem Abschied. Aus unterschiedlichen Gründen, mit unterschiedlichen Betrachtungsweisen.

Gespräche mit Stambouli liegen brach - Auch Todibo wird Schalke wohl verlieren

Gegenüber Sky Sports hatte sich der Berater von Fanliebling Benjamin Stambouli zu den seit einigen Wochen laufenden Vertragsgesprächen geäußert. Die Situation: Schalke möchte den im Sommer auslaufenden Vertrag verlängern, Stambouli - so hört und schätzt man - auch in Gelsenkirchen bleiben. Allerdings liegen die Gespräche brach, es gibt keine Fortschritte. Schon zu Beginn der Virus-Krise waren sämtliche Verhandlungen auf Eis gelegt worden, so auch bei Jungspielern wie Malick Thiaw und Timo Becker, die man vorzeitig wie langfristig halten möchte. Dass es also auch bei Stambouli keinen Durchbruch gibt, ist zwar nicht allzu überraschend, aber aus Fan-Sicht dennoch enttäuschend.

Der Franzose gehört zu den beliebtesten Spielern bei Königsblau. Er interessiert sich für Verein und Geschichte, er kennt die Fans und ihre Wünsche, konkret: er identifiziert sich mit dem Klub. Das wird auf Schalke honoriert. Lässt man die Gefühle jedoch beiseite, muss man aus der sportlichen Sicht festhalten, dass ein Abgang Stamboulis zu verkraften wäre. Mit Salif Sané, Ozan Kabak und Matija Nastasic (dazu Becker und Thiaw) hätte man eine schlagkräftige Innenverteidigung. Das etwaige hohe Gehalt, so muss man feststellen, könnte sogar besser eingespart werden.

Ein weiterer Abgang in der Innenverteidigung wird wohl Jean-Clair Todibo werden. Der 20-Jährige ist bis zum Saisonende vom FC Barcelona ausgeliehen. Die Kaufoption von 25 Millionen Euro, mit einer Rückkauf-Option für Barca in Höhe von 50 Millionen Euro, war ein strategisch großer Erfolg für Sportvorstand Jochen Schneider. Nicht zuletzt aufgrund der aktuellen finanziellen Schieflage rückt dieses Wertsteigerungs-Szenario jedoch in weite Ferne. Eine Anfrage zur Verlängerung der Leihe soll Barcelona laut der spanischen Sport abgelehnt haben.

Demnach laufen bereits Gespräche mit dem FC Everton. Der englische Erstligist würde den jungen Franzosen, der als großes Talent gilt, gerne für etwa 25 Millionen Euro verpflichten - die Katalanen sollen nicht abgeneigt sein. Was wohl vorhersehbar war, ist dennoch ärgerlich für Schalke. Schneiders gute Verhandlung hat - bis auf die Rückrunde - keinen Mehrwert.

Geringe Erfolgsaussichten bei Kenny und Miranda - Transferfokus erneut der Defensive statt der Offensive gewidmet?

Dazu verliert man mit Jonjoe Kenny und Juan Miranda wohl zwei ausgeliehene Außenverteidiger. Miranda benötigt Spielpraxis, was er zuletzt gegenüber der Mundo Deportivo einforderte. Unter David Wagner stand er stets hinter Bastian Oczipka. Ein 20-jähriger Spieler benötigt die Einsätze, die er bei S04 offensichtlich nicht bekommt. Ein vorzeitiger Abschied wäre aus seiner Sicht ebenso verständlich, wie aus der Sicht des Vereins unnötig. So entsteht Handlungsbedarf auf der linken Abwehrseite.

Kenny werden die Knappen ebenfalls nicht verpflichten, sondern höchstens erneut ausleihen können. Sollte Everton ihn jedoch verkaufen wollen, dann wäre Schalke "mehr oder weniger chancenlos", erklärte Wagner.

Jonjoe Kenny verbringt womöglich die letzten Wochen auf Schalke
Jonjoe Kenny verbringt womöglich die letzten Wochen auf Schalke / TF-Images/Getty Images

Sportlich sind dies keine guten Aussichten, so zeigen sie doch einmal mehr, wie sehr Schalke vom lieben Geld abhängig ist. Bleibt die Frage nach dem Handlungsbedarf. Wie bereits angesprochen, müsste man sich für die Innenverteidigung nicht erneut verstärken, auch wenn Stambouli und Todibo gehen. Mit den drei gestandenen Profis, dazu den zwei Youngstern, hat Königsblau eine gute Basis. Um einen Spieler zu holen, der das qualitative Level wie ein Kabak oder Sané hat, fehlt ohnehin das Geld. So kann der Fokus, falls notwendig, auf die talentierten Spieler aus der Knappenschmiede gelegt werden.

Die Außenverteidiger-Posten hingegen werden aufgebessert werden müssen, wenn Miranda und Kenny wegbrechen. Hinter Oczipka braucht es mindestens einen Backup, wenn nicht gar einen guten Konkurrenten. Geht Kenny, und geht auch Caligiuri, ist Schalke auf der rechten Seite blank. Der dringende Handlungsbedarf ist mehr als offensichtlich. Umso ärgerlicher, da der Transfer-Fokus eigentlich der Kreativität und der Offensive gewidmet werden müsste. Eine komplizierte Lage für Sportvorstand Schneider, stark verschärft durch die Folgen des Virus'. Es wartet der nächste komplizierte Sommer auf den 49-Jährigen.