Schalke-Doku "Zurück zum Wir" - eine Rezension
Von Yannik Möller
Während der Zweitliga-Saison hat sich Schalke 04 von einem Kamerateam begleiten lassen. Die Doku "Zurück zum Wir" gibt intime Einblicke und lässt die Emotionen wieder aufleben. Die wirklich interessanten Aspekte kommen aber zu kurz.
Wenn man in die sozialen Netzwerke geschaut hat, um einige Reaktionen der Fans zur vor etwa zwei Wochen veröffentlichten Schalke-Doku "Zurück zum Wir" zu lesen, erblickte man ein größtenteils sehr zufriedenes Publikum.
Die sechsteilige Doku, die mit dem Tag des feststehenden Abstiegs und der furchtbaren Erlebnisse rund um den Arena-Ring beginnt und mit der Aufstiegsfeier vor dem Stadion endet, hat ein überwiegend positives Feedback der blau-weißen Anhängerschaft erhalten.
Und tatsächlich ist daraus ein Werk entstanden, das für alle Schalker die Möglichkeit bereitstellt, die so emotionale und schlussendlich sehr erfolgreiche Vorsaison nochmals zu erleben. Mit einigen Tiefen, wie schmerzhaften Niederlagen und dem notwendigen Trainer-Rauswurf von Dimitrios Grammozis. Mit einigen Höhen, wie der Siegesserie unter Mike Büskens und natürlich dem Aufstieg selbst.
Im Grunde ist alles dabei, was man sich als Fan wünscht. Während ein neutraler Zuschauer durchaus auch auf seine Kosten kommen kann, wenn er beispielsweise verstehen möchte, wieso dieser Verein den Menschen so viel bedeutet und welche Wucht er entfachen kann, ist die Doku natürlich allen voran für diejenigen gemacht, die mindestens Sympathien für Königsblau hegen.
Der negative Part: Nur wenige exklusive Einblicke, dafür zu viel Kratzen an der Oberfläche
Zur Rezension gehört aber auch die notwendige Kritik: Zwar sind so gut wie alle wichtigen Szenen beleuchtet worden, doch oftmals eher oberflächlich. Den Großteil nehmen die Spiele ein, die in einer Art Highlight-Zusammenfassung gezeigt und mit hier und da zu dramatischer Musik unterlegt werden. Sie sind der Handlungsrahmen - das ist auch in anderen Fußball-Dokus immer der Fall.
Sie sollten dann aber auch als Rahmen dienen und weniger als Hauptfokus. Einblicke in die Kabine gibt es nur selten. Eine Hand voll Ansprachen werden gezeigt, aber nur selten die Gemütslage vor und nach den wichtigen Spielen. Besprechungen zwischen Coach und Mannschaft haben so gut wie keinen Anklang gefunden.
Das, was die Fans von außen nie zu Gesicht bekommen, kommt nur sporadisch vor. Etwa die Spannungen am Deadline-Day des Transferfensters, oder die Posse um einen kaputten Scanner, der eine Verpflichtung scheitern lässt. Stattdessen bekommen Journalisten und mehrere "Kult-Fans" ihre Auftritte. Das ergänzt hier und da zwar passend den Rahmen, doch schaltet dafür niemand ein.
Es sind die intimen Augenblicke, die vereinzelt gezeigt werden, aber nie wirklich im Fokus stehen. Die große Feier nach dem besiegelten Aufstieg etwa, nach dem Heimsieg über den FC St. Pauli, ist kaum ein Thema.
Fazit: "Zurück zum Wir" als passendes Highlight für S04-Fans und -Sympathisanten
Womöglich ist man dieser Tage von aufwendig gestalteten Produktionen wie der 'All or Nothing'-Reihe verwöhnt, wo längere Ansprachen, Kabinen-Ärger und Vier-Augen-Gespräche zwischen wichtigen Akteuren immer wieder zu sehen sind. Vergleicht man die S04-Doku mit dieser Reihe, kann sie an exklusiven Einblicken kaum mithalten.
Aber: Dafür ist "Zurück zum Wir" auch gar nicht da. Die sechs Folgen dienen dazu, den erfolgreichen Saisonverlauf erneut zu erleben. Untermauert von der ein oder anderen internen Geschichte und Stories zu einzelnen Spielern, wie etwa Simon Terodde oder Mehmet Aydin. Für Schalker ist die Doku schlussendlich eine sehr schöne Gelegenheit, die Emotionen erneut aufleben zu lassen. Allzu spannende Einblicke sind jedoch eher weniger zu erwarten.