Schalke als Spitzenreiter: Trotz Demut mit Euphorie in die Schlussphase
Von Yannik Möller
Schalke 04 hat am Wochenende die Tabellenführung erobert. Während die Euphorie gerechtfertigt ist und sie auch nicht zurückgehalten werden sollte, braucht es für die nächsten Wochen auch eine gewisse Portion Demut. Ein Kommentar.
Die Veränderung auf der Trainerposition hat Schalke die Tabellenführung gebracht. So provokant diese These auch sein mag, so offensichtlich sind die Zeichen: Seitdem Mike Büskens als Interimscoach an der Seitenlinie steht, hat Königsblau vier von vier Partien gewonnen.
Als Dimitrios Grammozis freigestellt wurde, belegte S04 den sechsten Rang. Lediglich zwei Punkte Abstand auf Heidenheim darunter, dafür sieben Zähler auf Platz eins. Dieser konnte nun erklommen werden - bei nun noch fünf offenen Partien ein deutliches Ausrufezeichen an die Konkurrenz.
Keine andere Mannschaft in Liga zwei ist derzeit so formstark wie die Gelsenkirchener. Ein Vorteil für die Schlussphase, in der die Spitzengruppe noch immer sehr eng beieinander ist. Darmstadt, zurzeit Vierter, liegt gerade einmal zwei Punkte hinter den Knappen.
Tabellenführung gibt Schalke weiteren Boost - kühler Kopf für Top-Duelle notwendig
Die Welle der Euphorie, die mit dem wichtigen Heimsieg über Heidenheim durch die Veltins Arena schwappte, ist völlig berechtigt. Sie muss auch nicht in Abrede gestellt werden, weil etwa der spielerische Ansatz in den letzten Wochen teilweise noch immer nicht souverän war. Daran wird sich aber auch nichts mehr ändern können, dafür wäre ein vorzeitiger Trainerwechsel notwendig gewesen.
Dementsprechend läuft der nächste Zweitliga-Spieltag zum ersten Mal mit Schalke als Tabellenführer an. Die sehr gute Tordifferenz gibt den entscheidenden Vorteil über ein punktgleiches Werder Bremen. Schon alleine das Bewusstsein, die Liga zumindest zwischenzeitlich, wird nochmal das ein oder andere Prozent an Selbstvertrauen freisetzen.
Bei all der berechtigten Freude, die es gewiss auch auszukosten gilt, darf die nötige Demut aber nicht auf der Strecke bleiben. So ist Königsblau derzeit selbst das perfekte Beispiel dafür, wie schnell sich die tabellarische Ausgangslage über den Kurs von wenigen Spieltagen noch drehen kann.
Und nicht nur das: Mit Heidenheim wurde zwar schon ein Team aus der Top sieben besiegt. Doch stehen noch immer die Duelle gegen Darmstadt, Bremen, den FC St. Pauli und gegen den 1. FC Nürnberg aus - zwischenzeitlich muss auch noch gegen Sandhausen gewonnen werden.
Alles andere als eine einfache Aussicht. Diese macht nur noch deutlicher, wie wichtig es ist, dass man sich in der aktuell schönen Tabellen-Ansicht nicht verliert. Es waren vier sehr wichtige Siege, die mit dem Anpfiff der nächsten Partie jedoch schon wieder wertlos sein werden.
Es ist gut und wichtig, mit diesem erarbeiteten Selbstbewusstsein in diese Partien gehen zu können. Daher wäre es gleichzeitig auch falsch, das Erklimmen der Tabellenspitze als null und nichtig anzusehen. Natürlich gehört diese Ausgangslage zum Gesamtbild dazu. So muss eine feine Balance zwischen Euphorie und Demut gefunden werden, damit auch aus den übrigen fünf Partien noch möglichst viele Punkte geholt werden können.