Schalke-Star Palsson spricht über Alkoholsucht und Suizidgedanken
Von Christian Naß
Während die Teamkameraden von Victor Palsson nach dem Aufstieg und der Zweitliga-Meisterschaft mit Schalke 04 das ein oder andere Glas Hochprozentiges zu sich nahmen, verzichtete der Isländer.
In einem Interview mit dem Spiegel hat der Mittelfeldspieler von Schalke tiefe Einblicke in eine dunkle Zeit seine Karriere gegeben. „Wenn wir einen Tag freihatten, schüttete ich mich zu und trank am nächsten Tag weiter, um mir nicht eingestehen zu müssen, wie falsch ich mich verhielt“, schildert der Vizekapitän. „Ich konnte mich den Konflikten und dem Schmerz meiner schweren Kindheit nicht stellen, also griff ich zum Glas. Das Trinken war eine Form von Flucht.“
Palsson trank häufig bis zum Filmriss
Mit 17 Jahren wechselte Palsson von Aarhus GF zum FC Liverpool. Während dieser Zeit begann er mit dem Trinken. Von da an ging es für ihn abwärts und er wechselte nahezu jährlich den Verein. „Ich habe mich damals von vielen Themen außerhalb des Fußballs ablenken lassen, wie dem Glücksspiel und Alkohol. Ich war geplagt von mentalen Problemen“, erklärt der 31-Jährige. Wenn der Isländer zur Flasche griff, dann endete es häufig mit einem Filmriss.
Hinzukamen immer wieder Suizidgedanken. Diese Probleme sprachen sich in der Fußballwelt schnell herum, sodass er 2014 nur noch ein einziges Vertragsangebot über drei Monate erhielt. „Ich hatte das Messer am Hals. Aber es bedeutete den Wendepunkt“, reflektiert Palsson. Er suchte sich Hilfe und die passende Unterstützung. Dies war der Weg zurück in ein Leben ohne Sucht. „Von diesem Sommer an habe ich keinen einzigen Tropfen Alkohol mehr angerührt. Schließlich bekam ich einen langfristigen Vertrag.“
Palssons Mutter starb aufgrund ihres Drogenkonsums
Seine Familie hingegen hatte weniger Glück. Sein Vater war ebenfalls alkoholsüchtig und drogenabhängig. Palssons Mutter ist sogar infolge ihres Drogenmissbrauchs gestorben. Unter diesem einschneidenden Ereignis leidet der defensive Mittelfeldspieler bis heute. Unterstützung erhält er bei regelmäßigen Treffen mit Therapeuten und Sportpsychologen. „Sie haben mir aus meinen Tiefs geholfen. Es ist kein Zeichen von Schwäche, wenn du offen über deine Probleme redest, sondern eines der Stärke“, weiß Palsson inzwischen.
Anmerkung der Redaktion: Wenn du dich selbst von Depressionen und Suizidgedanken betroffen fühlst, kontaktiere bitte umgehend die Telefonseelsorge (telefonseelsorge.de). Unter der kostenlosen Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 erhältst du Hilfe von Beratern, die schon in zahlreichen Fällen Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen konnten.