Schalke siegt trotz Problemchen verdient im DFB-Pokal: Erkenntnisse zum Spiel

Marius Bülter war der Spieler des Spiels beim 1:4-Sieg (Archivbild)
Marius Bülter war der Spieler des Spiels beim 1:4-Sieg (Archivbild) / Selim Sudheimer/Getty Images
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Die erste Pokal-Runde wurde für Schalke nicht zur Blamage. Am Sonntagnachmittag bezwang der Zweitligist den Oberligisten des FC 08 Villingen mit 4:1. Im Fokus standen Neuzugang Rodrigo Zalazar, das weiterhin ausbaufähige Spiel mit dem Ball, der Team-Spirit sowie die perfekte Fußball-Atmosphäre.


FC 08 Villingen vs. Schalke 04 - 1:4 (1:1)

Torschützen: Marius Bülter (17.) - Nedzad Plavci (31.) - Rodrigo Zalazar (49.) - Marius Bülter (50.) - Yaroslav Mikhailov (79.)

Einige Erst- und auch Zweitligisten hatten mit der diesjährigen ersten Runde im DFB-Pokal und ihren unterklassigen Gegnern zu kämpfen. Schalke 04 hingegen konnte schlussendlich verdient und ungefährdet einen 4:1-Auswärtssieg beim Fünftligisten des FC 08 Villingen einfahren. Gänzlich überzeugend war der Auftritt der Knappen allerdings nicht.


Schalke bezwingt Villingen im DFB-Pokal - die Erkenntnisse und Schlüsselpunkte zum Spiel

1. Sonne, Bratwurst und ein Bier - der Fußball ist zurück

Sonntagnachmittag. Es ist sonnig und ein Fußballspiel steht kurz vor dem Anpfiff. Die Szenerie im Schwarzwald hätte zur ersten Pokal-Runde wohl nicht besser passen können. Leicht über 20 Grad, Fangesänge und alles was dazugehört. Wie S04-Keeper Ralf Fährmann es formulierte: "Es ist schön, die Emotionen zu spüren, die Bratwürste zu riechen und die Biere fliegen zu sehen."

Recht hat er. Nach zahlreichen Monaten voller Geisterspiele und all der Sterilität dabei ist es umso schöner, diese Partien wieder so begleitet zu sehen. Wie immer hing ein leichter Hauch von Testspiel-Atmosphäre über dem ersten Pokal-Duell. Jede noch so kleine Szene wurde lautstark begleitet. Die üblichen Sprüche wie das empörte "immer der selbe!" beim allerersten Foul - so muss es doch sein.

Völlig unabhängig vom Spielverlauf und dem Resultat, nach den letzten anderthalb Jahren genießen wir solche Spiele umso mehr. Die Fans haben dem Fußball so sehr gefehlt. Und wer das als TV-Zuschauer schon so empfindet, der kann sich vorstellen, welch ein Gefühl das für die Spieler auf dem Platz sein muss.


2. Schalke erstmals mit mehr Ballbesitz - und die bekannten Probleme waren zu sehen

Sowohl gegen den HSV als auch gegen Kiel konnte sich Schalke bisher vom Ballbesitz weitestgehend fernhalten. Die Partie gegen Villingen lief da zwangsweise ganz anders. Fast 70 Prozent des Balles gehörten Königsblau, im ersten wie im zweiten Durchgang. Die Konsequenz: Nun muss der Aufbau und das Erspielen der Torchancen nicht auf gegnerischen Fehlern, sondern auf der eigenen Kreativität und Stärke beruhen.

Was zu erwarten war trat dann auch ein: S04 hatte phasenweise große Probleme, im gegnerischen Strafraum gefährlich zu werden. In Halbzeit eins wurden gegen den Oberligisten lediglich drei Torschüsse herausgespielt. Einer sehenswert über Marius Bülter, den Spieler des Spiels, und Dominick Drexler. Dieser führte dann zum verdienten Führungstreffer, zum 1:0.

Auch wenn es in den zweiten 45 Minuten spürbar mehr Räume und Chancen für die Gäste gab, eines lässt sich trotz des am Ende verdienten Erfolgs nicht abstreiten: das Team von Dimitrios Grammozis wird noch einige Zeit am eigenen Spiel mit Ball zu knabbern haben. Das war bereits vor dem Saisonstart zu erwarten, und das ist noch immer gut zu sehen.

Dahingehend hat dieses Spiel auch Aussagekraft für die 2. Bundesliga. Denn durch die Partien gegen Hamburg und Kiel bleiben nur noch sehr wenige Gegner, die gegen Schalke aktiv versuchen werden, den Ball zu haben. Die allermeisten Mannschaften werden sich darum kaum bemühen. Und genau dann muss das Team die Waffen haben, damit auch umzugehen. Insofern bleibt ein offensives, kreatives Spiel durch Ballbesitz weiter die größte Problemstelle.


3. Zalazar mit Debüt und Tor - ein (junger) Mann, der Hoffnung säht

Wenige Tage ist er erst auf Schalke, dennoch stand Rodrigo Zalazar direkt in der Startelf. Nicht verwunderlich, angesichts seiner so sehr erhofften Verpflichtung und seines Könnens. Und obwohl er noch nicht richtig ins Team integriert ist, hat er schon für manche Fan-Hoffnung gesorgt. Als jemand, der mit dem Ball umgehen kann, kreativ und vielleicht etwas verspielt ist.

Zalazar sei jetzt erst gekommen, so Grammozis, der ausführt (via WAZ): "Er kennt die Abläufe nicht, so muss man einige Aktionen sehen. Das Tor, das er gemacht hat, zeigt die Qualität, die er hat." Und obwohl er so gut wie ohne jegliche Vorbereitung ins Spiel startete, war er einer der auffälligsten Akteure. Neben seinem Treffer konnte er bereits drei Schlüsselpässe zu Torchancen spielen, mehrere Schüsse abgeben und zeigen, dass er das Offensivspiel beleben kann.

Die Fans freuen sich schon jetzt über und mit dem Youngster, der am nächsten Donnerstag erst 22 Jahre alt wird. Doch ein bisschen auf die Vorsicht-Bremse muss dennoch getreten werden: Auch wenn man es nicht hofft, doch so kann es durchaus sein, dass Zalazar sein volles Potenzial bei S04 nicht entfalten kann. Das könnte (muss nicht!) passieren, wenn in Ballbesitz weiter die Ideen und Lösungen fehlen.

Allerdings ist schon jetzt davon auszugehen, dass der Uruguayer an diesem Hebel ansetzen wird. Dafür wurde er schließlich (mit Kaufoption) ausgeliehen, dafür hat er den Schritt in Liga zwei und nach Gelsenkirchen gemacht.


4. Der Schalker Team-Spirit ist erstklassig

Über die letzten Jahre gab es auf Schalke regelmäßig das große Problem der internen Zerrüttung. Immer wieder war von einer Mannschaft zu hören, die sich als solche eigentlich gar nicht bezeichnen dürfte. Beim Kaderumbau für die neue Saison war das ein Aspekt, an dem angesetzt wurde. Bislang lässt sich sagen: das ist absolut gelungen.

In den bisher drei Pflichtspielen war immer zu spüren, dass die Knappen ein Team auf den Platz stellen. Es scheint eine sehr gute Stimmung vorzuherrschen, alle Spieler ziehen mit. Es wird sich zusammen und füreinander gefreut. Ein solch positiver Team-Spirit ist nicht nur gut anzusehen, sondern auch hilfreich. In guten und erst recht in schlechten Phasen, die es zweifelsfrei geben wird.

Gegen Villingen war dies besonders zu Beginn der zweiten Hälfte zusehen. Das Team wollte für Klarheit sorgen und ist dafür sehr ge- und entschlossen aufgetreten. Das hat den Doppelschlag zum 2:1 und 3:1 innerhalb von zwei Minuten ermöglicht. Dementsprechend groß war die Freude bei allen Spielern - und natürlich auch bei den Fans.