Russland bei der EM 2020: Hoch und weit auf Dzyuba oder neue Ideen?

Russland will den Heimvorteil nutzen
Russland will den Heimvorteil nutzen / DIMITAR DILKOFF/Getty Images
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Am 11. Juni 2021 beginnt mit einem Jahr Verspätung die Euro 2020. Im Vorfeld des Turniers werfen wir einen Blick auf die teilnehmenden Nationen und stellen Schlüsselspieler vor. Zudem findet ihr bei uns die Termine und möglichen Aufstellungen aller 24 Mannschaften.

Russland konnte bei der WM 2018 im eigenen Land für eine Überraschung sorgen und bis ins Viertelfinale vordringen. Dort scheiterte man denkbar knapp im Elfmeterschießen gegen Kroatien. Der Heimvorteil gereichte sicherlich zu ungeahnten Leistungen der Sbornaja, deshalb trifft es sich gut, dass man auch diesmal wenigstens zwei der drei Vorrundenspiele in Sankt Petersburg austragen darf.

Zudem befinden sich gleich sechs Spieler vom Abo-Meister Zenit St. Petersburg im Kader der Russen. Die meisten von ihnen werden auch den Kern der Stammelf bilden. Legionäre kann man an einer Hand abzählen, auch wenn man im Sägewerk nicht aufgepasst hat. Die Premier Liga stellt das Gros des russischen Kaders, internationale Stars sucht man vergeblich.

Das Team verfolgt einen einfachen und geradlinigen Ansatz, wie auch schon bei der WM 2018. Dabei wird man abwarten müssen, ob hohe und weite Bälle auf Dzyuba und geniale Momente von Denis Cheryshev ausreichen werden, um auch bei der Euro 2020 zu brillieren.

In Gruppe B wird man es mit Belgien, Finnland und Dänemark zu tun bekommen.

Der Kader

Nationaltrainer Stanislav Cherchesov nominierte mit Wahl-Spanier Denis Cheryshev (FC Valencia), Aleksey Miranchuk (Atalanta Bergamo), Aleksandr Golovin (AS Monaco) und Fedor Kudryashov (Antalyaspor) lediglich vier Spieler, die zuletzt nicht in der Heimat aktiv waren. Dabei spielen fast alle anderen Akteure in den Klubs aus Moskau oder St. Petersburg.

Während der ewige Igor Akinfeev nach der WM 2018 seine internationale Karriere beendete, rückte der mittlerweile 34-jährige Anton Shunin (Dinamo Moskau) zur neuen Nummer Eins auf. Auf der linken Bahn heißen die Alternativen Yuri Zhirkov (Zenit) und Kudryashov - beide sind bereits 37 bzw. 34 Jahre alt. Innenverteidiger Andrey Semenov (Grozny) ist 32, ebenso wie Angreifer Aleksey Ionov (Krasnodar) und Leuchtturm Artem Dzyuba (Zenit).

Ansonsten kann man nicht unbedingt davon sprechen, dass Russland mit einem Schnitt von 27,9 Jahren stark überaltert in das Turnier gehen wird, doch die jüngeren Spieler werden nur in wenigen Fällen in der Stammelf erwartet.

Zuletzt ließ Cherchesov in einem 3-4-2-1 auflaufen, in der Verteidigung werden wohl Georgiy Dzhikiya (Spartak) und Kudryashov, der den Part in der Dreierkette ebenso spielen kann, erste Wahl neben Semenov sein. Links muss dann zwangsläufig Zhirkov agieren, während Mario Fernandes (ZSKA) und Vyacheslav Karavaev (Zenit) ein relativ offenes Duell um die rechte Bahn austragen.

In der Zentrale wird Magomed Ozdoev (Zenit) gesetzt sein, neben ihm wird wahrscheinlich Roman Zobnin (Spartak) agieren. Doch auch Daler Kuzyaev (Zenit) rechnet sich Chancen aus.

Offensiv wird Artem Dzyuba wieder versuchen, Bälle elegant abzulegen oder brachial in den Kasten zu würgen. Hinter dem Hünen hat Golovin seinen Platz sicher. Cheryshev wird wie gewohnt nur bei den großen Turnieren eingesetzt, sollte Cherchesov jedoch auf heimische Kräfte setzen, dann könnte Rifat Zhemaletdinov (Lokomotive) davon profitieren.

Generell wird man jedoch die größtmögliche Qualität auf den Platz bringen wollen, Cheryshev sollte somit seinen Platz sicher haben.

Die mögliche Aufstellung Russlands in der Vorrunde:


Der Schlüsselspieler - Artem Dzyuba

Artem Dzyuba
Artem Dzyuba geht voran / JUAN MABROMATA/Getty Images

Der Kerl wie ein Baum ist nicht nur bei den gegnerischen Verteidigern gefürchtet, vielmehr verkörpert der Kapitän auch das emotionale Zentrum des russischen Teams. Für seine Statur ist er ungewöhnlich wendig im Strafraum und filigran an der Kugel, wobei er es auch ordentlich scheppern lassen kann.

Sollte Dzyuba seine Rolle als Anführer genauso ausfüllen, wie er es bei der WM 2018 tat, dann wird er die Verteidiger des Gegners abprallen lassen und mannschaftsdienlich seine Kollegen in Szene setzen.


Der Aufstrebende - Aleksandr Golovin

Aleksandr Golovin
Aleksandr Golovin will seine Bekanntheit erweitern / Thomas Eisenhuth/Getty Images

Der 25-Jährige ist längst dem Status eines Talents entwachsen, doch so richtig angekommen ist er noch nicht in den Köpfen der europäischen Fans. Golovin ist ein waschechter Spielgestalter und neben Cheryshev wohl der beste Fußballer im Aufgebot.

Mit der AS Monaco spielte er bis zuletzt um den Titel in der Ligue 1, wurde letztlich Dritter und darf in der Qualifikation zur Königsklasse ran. Im russischen Team hat er die Rolle des stillen Chefs inne, bei der Euro 2020 wird er seinen Namen bekannter machen - obwohl er dies nicht als erstes Ziel ansehen wird.


Die Termine Russlands in der Vorrunde:

Samstag, 12.06.2021, 21:00 Uhr: Belgien - Russland (St. Petersburg)

Mittwoch, 16.06.2021, 15:00 Uhr: Finnland - Russland (St. Petersburg)

Montag, 21.06.2021, 21:00 Uhr: Russland - Dänemark (Kopenhagen)