Road to EM 2020 - Die Außenseiter im Blick: Wer kann neben Neuhaus noch auf den Zug aufspringen?

Florian Neuhaus wird zur EM fahren
Florian Neuhaus wird zur EM fahren / Martin Rose/Getty Images
facebooktwitterreddit

Neben den bereits etablierten Spielern im DFB-Team reihten sich in den letzten Monaten auch "neue" Kräfte in die Landesauswahl ein. Während drei von ihnen einen blendende Zukunft versprechen, stieß ein Duo eher spät (wieder) zum möglichen Kandidatenkreis für die kommende Europameisterschaft.


90min wirft während der Länderspielpause einen ausführlichen Blick auf den aktuellen Kader der deutschen Nationalmannschaft und stellt die einzelnen Spieler in einer kleinen Serie vor. Dabei betrachten wir die bisherigen Erfolge und ordnen die Chancen der Profis in Bezug auf eine Teilnahme an der EM 2020 ein.


Florian Neuhaus hat sich in kurzer Zeit festgespielt

Der gebürtige Landsberger durchlief die Ausbildung des TSV 1860 München, bevor er 2017 im Alter von 20 Jahren von Borussia Mönchengladbach ablösefrei! verpflichtet wurde. Sofort wurde Florian Neuhaus für eine Saison an Fortuna Düsseldorf verliehen, die er direkt zum Aufstieg in die Bundesliga trug.

Danach ging es für den Spielmacher trotz kleinerer Durchhänger stetig nach oben, bis er zur Krönung im Oktober 2020 sein Debüt für die A-Nationalmannschaft Deutschlands gab. Bislang stehen zwar erst vier Länderspiel-Einsätze für Neuhaus zu Buche, dennoch scheint er seinen Platz im Kader für die EM 2020 sicher zu haben.

Florian Neuhaus
Florian Neuhaus wird an der EM teilnehmen / Pool/Getty Images

Denn bei seinen bisher vier Auftritten unter Bundestrainer Jogi Löw konnte Neuhaus stets überzeugen und sogar schon einen Treffer erzielen. In der grandios besetzten deutschen Zentrale um Kroos, Gündogan, Kimmich und Goretzka sollte Neuhaus die Rolle des aufstrebenden Dirigenten, der sich ohne zu Murren vorerst mit der Bank abfindet, zukommen.

Im Vergleich zu Konkurrenten wie Nadiem Amiri oder Julian Brandt scheint er nicht nur im aktuellen Aufgebot die Nase vorn zu haben. Als qualitativ hervorragender Backup für die arrivierten Spieler sollte Neuhaus in jedem Fall sein Ticket für die EM 2020 sicher haben. Auch wenn es im Verein zuletzt wenig rund lief, fiel der 24-Jährige auch bei der Borussia über weite Strecken der laufenden Saison durch starke Leistungen auf.


Jonas Hofmann und Amin Younes profitieren von ihren besonderen Qualitäten

Mit Hofmann und Younes spielten sich zuletzt zwei erfahrene Spieler in der Bundesliga ins Rampenlicht. Beide können sich berechtigte Hoffnungen auf eine Teilnahme an der Europameisterschaft machen, auch wenn sie wohl eher geringe Chancen auf regelmäßige Einsätze haben werden.

Younes wurde dabei schon im Juni 2017 erstmalig für die DFB-Elf berufen, doch seitdem sammelte er nur sechs magere Einsätze für Deutschland, inklusive der vier Minuten beim 3:0 zuletzt gegen Island. Bei seinem Debüt war der in Gladbach ausgebildete Offensivspieler noch für Ajax Amsterdam aktiv, bevor er über den SSC Neapel im Sommer 2020 in die Bundesliga zu Eintracht Frankfurt zurückkehrte.

Bei der Eintracht spielte er sich nach anfänglichen Problemen mittlerweile in die Stammformation und trug einen großen Teil dazu bei, dass man bei den Hessen von der Champions League träumen darf.

Amin Younes
Amin Younes debütierte bereits 2016 für das DFB-Team / Boris Streubel/Getty Images

Im DFB-Team wird der mittlerweile 27-Jährige auf absehbare Zeit wohl keine tragende Rolle übernehmen. Aufgrund seiner im aktuellen Kader wohl einzigartigen Fähigkeit, mehrere Gegner "in der Telefonzelle" ausspielen zu können, könnte sich Younes jedoch sein Ticket für die EM sichern, wenn auch nur als Ergänzungsspieler für die speziellen Momente eines Turniers.

Vieles spricht dafür, dass sich der Frankfurter mit dem Gladbacher Jonas Hofmann um einen Platz im Kader streiten - und obsiegen - könnte. Der 28-Jährige Hofmann gab erst im Oktober 2020 seine Visitenkarte in der Landesauswahl ab, nachdem er sich in den letzten Jahren bei der Borussia stetig verbesserte und neben seiner Laufstärke und Vielseitigkeit auch Tore und Vorlagen sammelte.

Aktuell musste Hofmann jedoch aufgrund einer Covid-Infektion die Spiele mit dem DFB-Team absagen, was ihn im Hinblick auf die EM 2020 den Startplatz kosten könnte.

Jonas Hofmann
Jonas Hofmann wird nicht mehr viele Chancen bekommen / Lars Baron/Getty Images

Hofmanns Vorteil wäre, dass er sowohl als Backup für die offensiven Außen, als auch als Ersatz für die Mittelfeldzentrale zur Verfügung stehen könnte. Geht man davon aus, dass von den wohl eingeplanten sechs Angreifern mit Leroy Sané, Serge Gnabry, Timo Werner, Kai Havertz und wohl auch Thomas Müller bereits fünf Plätze vergeben sind, könnte die Frage hier lauten: Hofmann oder Younes?

Mit Joshua Kimmich, Leon Goretzka, Ilkay Gündogan, Toni Kroos und Florian Neuhaus scheinen ebenfalls fünf von sechs zentralen Spielern festzustehen. Hofmanns Vielseitigkeit könnte ihn somit zwar für zwei offene Plätze ins Spiel bringen, allerdings wird Löw wohl auch noch einen Youngster mit in sein letztes Turnier nehmen.

Auch aufgrund seiner aktuellen Infektion und der wenigen Anzahl an Partien, die das DFB-Team vor dem Turnier noch absolviert, wird es für Jonas Hofmann mehr als eng werden, an der EM 2020 teilzunehmen.

Florian Wirtz und Jamal Musiala: Wer darf die erste Turnier-Erfahrung sammeln?

Mit Florian Wirtz und Jamal Musiala stehen auch zwei absolute Talente im aktuellen Aufgebot der Nationalmannschaft. Der Leverkusener Wirtz, der im Januar 2020 unter berüchtigten Umständen aus der Jugend des 1. FC Köln zur Werkself kam, machte bislang schon 40 Spiele für Bayer - und wird dabei erst im Mai 2021 seinen 18. Geburtstag feiern.

Als offensiver Taktgeber und Vollstrecker spielte er sich schnell in der Leverkusener Startelf fest und wurde kürzlich mit einer Nominierung von Jogi Löw belohnt. Zu einem Einsatz in der A-Nationalmannschaft reichte es bislang nicht, doch Wirtz hat für die Zukunft absolute Top-Aussichten.

Florian Wirtz
Florian Wirtz ist eines der größten deutschen Talente / Lars Baron/Getty Images

Geht man davon aus, dass Löw an seiner Tradition festhält, wird auch diesmal wieder ein Talent die erste Turnier-Erfahrung sammeln dürfen. Doch damit ist die EM-Teilnahme für Florian Wirtz nicht gesichert, denn auch ein 18-Jähriger steht dem Bundestrainer zur Auswahl.

Dabei hatte die kürzliche Nominierung von Jamal Musiala nicht nur den Beigeschmack, ihn damit für Auftritte bei der englischen Nationalmannschaft zu disqualifizieren - der Junge ist einfach bockstark.

Jamal Musiala
Jamal Musiala debütierte gegen Island / Martin Rose/Getty Images

Seit dem Sommer 2019 spielt Musiala für den FC Bayern, für den er bereits 30 Einsätze sammeln durfte. Dass der zentral-offensive Mittelfeldspieler dabei auch fünfmal in der Königsklasse auflief, zeigt seinen Stellenwert innerhalb des Münchner Star-Ensembles.

Beim 3:0 gegen Island kam der gebürtige Stuttgarter zu seine ersten Spiel für die DFB-Elf. Vieles deutet darauf hin, dass Löw den Youngster als Überraschungsmoment einplant. Demnach würde für Wirtz nur die Rolle auf der heimischen Couch bleiben, wenn am 15. Juni das erste Gruppenspiel der deutschen Mannschaft gegen Frankreich angepfiffen wird.