RB-Neuzugang Hwang: Weit entfernt von Werners Spuren

Am Mittwochabend musste RB Leipzig in der Champions League eine herbe Niederlage verkraften. Gegen Manchester United kamen die Roten Bullen mit 0:5 unter die Räder. Beim Gastspiel im Old Trafford saß Sommerneuzugang Hee-chan Hwang wieder nur auf der Bank. Der Südkoreaner blieb bislang hinter den Erwartungen zurück und scheint die Lücke, die durch den Abgang von Timo Werner entstanden ist, auch in absehbarer Zeit nicht schließen zu können.

Vier Jahre lang ging Werner für die Sachsen auf Torejagd und stellte vor allem in der letzten Saison seine Qualitäten eindrucksvoll unter Beweis. 34 Tore und 13 Vorlagen steuerte der Angreifer in 45 Pflichtspielen bei. Anfang Juli folgte der Wechsel zum FC Chelsea, für den der Ex-Stuttgarter bislang vier Treffer erzielt hat. Auf der Suche nach einem passenden Nachfolger wurde RB Leipzig beim Schwesterklub Red Bull Salzburg fündig. Für neun Millionen Euro Ablöse wechselte Hwang nach Leipzig, wo er einen langfristigen Vertrag bis 2025 unterschrieben hat.

Dass der Südkoreaner Werner nicht eins zu eins ersetzen kann, war von vornherein klar. In Leipzig dürfte man sich von Hwang allerdings etwas mehr erhofft haben als das, was er in den vergangenen Wochen und Monaten gezeigt hat, zumal der Nationalspieler in der letzten Saison mit insgesamt 38 Torbeteiligungen auf sich aufmerksam gemacht hatte. Der Rechtsfuß glänzte nicht nur in der schwächeren österreichischen Liga, sondern auch in der Champions-League-Gruppenphase mit drei Treffern und fünf Torvorlagen.

In Deutschland, wo Hwang bereits in der Saison 2018/19 für den Hamburger SV gespielt hat, läuft es für den vermeintlichen Werner-Nachfolger bislang allerdings auch im zweiten Anlauf nicht wirklich rund. Nach seinem vielversprechenden Startelfdebüt im DFB-Pokal gegen den 1. FC Nürnberg (3:0), bei dem der 24-Jährige an zwei Treffern (ein Tor/eine Vorlage) direkt beteiligt war, reichte es in den anderen Wettbewerben nur zu vier Einwechslungen ohne weiteren Scorerpunkt. Bei drei Partien war der Angreifer zudem überhaupt nicht zum Zug gekommen.

Nagelsmann: Hwang braucht noch Zeit

Trainer Julian Nagelsmann erklärte in der vergangenen Woche, dass der eine oder andere Neuzugang noch etwas Zeit benötige, um seine Spielphilosophie zu verinnerlichen. "Die Anforderungen, die ich an einen Spieler habe, sind, glaub ich, schon komplex", sagte der Übungsleiter (via kicker), dessen Aussagen auch auf Hwang bezogen waren. "Da geht es darum, wer wann in welcher Grundordnung attackiert, wo wir die Grundordnung hinlenken wollen, wo wir Ballgewinne haben wollen, wo die Umschaltmomente sind."

Der 33-Jährige verwies zudem darauf, dass RB Leipzig überwiegend Spieler mit Potenzial verpflichtet. "Aber in Potenzial steckt Training und Entwicklung", so der RB-Coach, der für seine Neuzugänge auch Geduld aufbringt. "Das ist ein bisschen schleppender. Man muss Negativmomente einkalkulieren und Wege finden, den Jungs trotzdem zu helfen", führte Nagelsmann weiter aus. Bei Hwang, der zweifelsohne ausreichend Potenzial mitbringt, scheint sich dieser Lernprozess etwas in die Länge zu ziehen, weshalb er bislang vergebens auf seinen ersten Startelfeinsatz in der Bundesliga gewartet hat.

Angesichts der starken und zahlreichen Konkurrenten in der Offensive dürfte es der 24-Jährige auch in den nächsten Wochen schwer haben, mehr Spielzeit zu erhalten, obwohl für die Roten Bullen bis zur Winterpause noch zahlreiche Partien auf dem Programm stehen. Daher wird der Südkoreaner wohl noch einige Zeit brauchen, um in die großen Fußstapfen von Werner zu treten, sofern ihm dies überhaupt gelingen sollte.