Pressekonferenz mit Hainer und Dreesen: "Gespräch mit Kahn war sehr emotional"
Von Oscar Nolte
Am Sonntagvormittag hat der FC Bayern Stellung zu den jüngsten Personalentscheidungen bezogen. Auf einer Pressekonferenz sprachen Präsident Herbert Hainer und der neue Vorstandsvorsitz Jan-Christian Dreesen. Der Darstellung Oliver Kahns widersprach Hainer.
Oliver Kahn selber hatte am Sonntag Stellung bezogen und die Berichterstattung darüber, dass er nach seiner Abberufung "komplett ausgetickt" sein soll, geradegerückt. Er habe die Entscheidung des Vereins, sowohl hinsichtlich seiner Abberufung, als auch seines Reise-Verbots nach Köln, "sachlich und ruhig" aufgenommen und besprochen.
Ruhiges Gespräch über Trennung? Hainer widerspricht Kahn
Dieser Darstellung widersprach Herbert Hainer auf der Pressekonferenz, auf der Jan-Christian Dreesen als neuer Vorstandsvorsitz vorgestellt wurde. "Das Gespräch mit Oliver Kahn war sehr emotional", beteuerte Hainer. Anders als mit Hasan Salihamidzic, der als Sportvorstand ebenfalls entlassen wurde, konnte man sich mit Kahn nicht auf eine einvernehmliche Trennung einigen. Darum wurde die Entscheidung getroffen, dass Kahn nicht mit nach Köln reist.
Das heißt - und da werden Erinnerungen an das Drama um die Trennung von Julian Nagelsmann vor wenigen Monaten wach: eine der beiden Seiten sagt die Unwahrheit.
Ausgelöffelt ist die Suppe für den FC Bayern zweifellos noch nicht, zumal Hainer nachdrücklich Kritik an der jüngsten Entwicklung äußerte: "Es gab schon eine gewisse Verunsicherung innerhalb der Mitarbeiterschaft auch an der Säbener Straße, die wir als Warnsignale empfunden haben und die wir auch so wahrgenommen haben."
Hainer über Tuchel: "Sind von ihm überzeugt"
Hainer nahm zudem auch zur Causa Thomas Tuchel Stellung. "Wir sind von ihm überzeugt. Ich habe am Freitag mit Thomas gesprochen, er hat verständnisvoll auf die Entscheidung reagiert. Ich weiß nicht, warum er nächste Saison nicht unser Trainer sein sollte."
Tuchel selber hatte nach dem Gewinn der Meisterschaft aufhorchen lassen. "Jetzt ist es selbstverständlich, dass ich da bin, dass ich da bleibe. Vor allem auch nicht nach den Entscheidungen von gestern, muss ich da sein, muss Verantwortung übernehmen, muss meine Meinung sagen, muss drüber nachdenken. Weil ich natürlich Verantwortung für die sportliche Weiterentwicklung der Mannschaft habe. Mehr kann ich dazu nicht sagen, weil ich nicht weiß, wie es genau inhaltlich weitergeht. Aber klar ist, dass ich erstmal da bin", ließ Tuchel auf der PK wissen.
Der Münchner Cheftrainer hatte zu bedenken gegeben, dass eine mögliche Feier durch die Vereinspolitik getrübt wurde. Die Sky-Experten Didi Hamann und Erik Meijer hatten nach Tuchels Aussagen darauf geschlossen, dass er den Verein vermutlich ebenfalls verlassen wird.
Dreesen "kennt das Unternehmen"
Etwas in den Hintergrund rückte auf der Münchner PK die Vorstellung von Dreesen als neuer Vorstandsvorsitz. Hainer verwunderte mit seiner Aussage, dass Dreesen "das Unternehmen in- und auswendig kennt." Bei den Fans dürfte es nicht gerade gut ankommen, dass Hainer von einem Unternehmen, nicht vom Verein spricht.
Dreesen selbst sagte:
"Ich hatte eine andere Lebensplanung. Ich hatte hier wunderbare Jahre und es war vor zehn Jahren eine der besten Entscheidungen meines Lebens. Wenn es einem das Herz berührt, sollte man überlegen, ob man Pläne ändert. Ich möchte dem gesamten Aufsichtsrat danken für diese Chance. Die Aufgabe wird in den nächsten Wochen sicher nicht einfach, aber ich freue mich, es jetzt anzugehen."
"Ich bin seit zehn Jahren im Verein, ich bin eher ein neuer Alter. Das Füreinander und Miteinander ist mir sehr wichtig. Das fängt oben an. Es ist wichtig, dass wir im Vorstand und im Aufsichtsrat ein enges, vertrauensvolles Verhältnis haben und das vorleben."
Rummenigge kehrt zurück
Dreesen verwies auf der Pressekonferenz mehrfach auf die Team-Dynamik beim FC Bayern - ein Miteinander, um wieder erfolgreicher zu arbeiten.
Eine Rolle in diesem Team soll und wird wohl Karl-Heinz Rummenigge spielen. Der langjährige Bayern-Macher soll in neuer Funktion in den Aufsichtsrat zurückkehren, wie Präsident Hainer bestätigte.
"Karl-Heinz Rummenigge hat für den Club viel geleistet und ist im europäischen Fußball sehr angesehen. Wir werden ihn wieder stärker einbinden und am Dienstag vorschlagen, ihn in den Aufsichtsrat mitaufzunehmen."