Plötzlich wieder dominant: Das macht Kompanys Bayern besser als Tuchels
Von Lennart Sörnsen
Die Furcht vor dem FC Bayern ist zurück. Der Rekordmeister ist mit einer fast schon unheimlichen Dominanz in die neue Saison gestartet. Am Samstagabend bekam auch der amtierende Meister Bayer Leverkusen beim Topspiel des Bundesliga-Spieltags die neuen Bayern zu spüren.
Zwar gelang es der Elf von Xabi Alonso am Ende ein Unentschieden zu holen. Den Münchnern wirklich viel entgegenzusetzten hatte Leverkusen jedoch nicht. Mit knapp 70 Prozent Ballbesitz, einer Passquote von 90 Prozent und 18 zu drei Torschüssen war es - zumindest auf dem Papier - eine sehr klare Angelegenheit.
Letztlich scheiterte das Team von Vincent Kompany vor allem an der eigenen Chancenverwertung - und ein wenig Pech war auch dabei. Der Führungstreffer für Leverkusen entsprang einer Ecke, die Aleksander Pavlovic mit einem unglücklichen Rückpass verursachte. Serge Gnabry wiederum scheiterte in der zweiten Hälfte sowohl an Pfosten als auch an der Latte. Auch die vielen weiteren Offensivbemühungen der Bayern blieben ohne Erfolg. Dennoch dürfte jeder Zuschauer gesehen haben, welche Sicherheit und Überlegenheit diese Mannschaft nur wenige Spieltage nach dem Debüt von Kompany bereits ausstrahlt.
Auch Alonso zeigte sich hinterher beeindruckt von seinem Gegner. "Sie geben Vollgas – mit dem Ball und gegen den Ball. Ihre Energie ist groß und ihre Mentalität gut. Es war sehr hart heute. Wir können mit einem Punkt glücklich und zufrieden sein", so der Spanier nach dem Spiel zur Presse.
Doch was hat Kompany eigentlich geändert? Was macht der Belgier anders als sein Vorgänger Thomas Tuchel?
Zunächst sind hier die weichen Faktoren. Wie Alonso in seiner Aussage bereits andeutete, scheint die Stimmung und die Energie beim Rekordmeister eine andere zu sein. Auch Thomas Müller bestätigte zuletzt: Es macht wieder Spaß Fußball zu spielen. Wieviel davon auf Kompany zurückzuführen ist, ist schwer zu beziffern. Schließlich dürfte auch der zuletzt ausgebliebene Titel eine neue Mentalität geweckt haben. Doch erste Berichte aus dem Bayern-Lager legen nahe, dass Kompany die Stimmung im Team entscheidend geprägt hat. Mit Maßnahmen wie der mittlerweile häufig laufenden Musik beim Training und seiner insgesamt entspannten, aber dennoch bestimmten Art, hat der 38-Jährige den Spaß am Fußball zurück gebracht.
Dazu kommen jedoch auch greifbare Faktoren. Kompany hat einiges an Taktikanpassungen vorgenommen. Die neuen Bayern zeichnen sich vor allem durch eine hohe Abwehrreihe und offensives Pressing aus. Der Belgier lässt über den ganzen Platz mutig Mann-gegen-Mann verteidigen. Ein Ansatz, der sich bisher auszahlt. Die Bayern wirken stabiler, das hohe Pressing scheint den Spieler zu liegen. Unter Tuchel hatte inbesondere die Verteidigung häufiger unsicher gewirkt. Dieses Gefühl ist derzeit wie verflogen.
Statistiken: Hier zeigt sich Kompanys Ansatz bereits
Auch statistisch lässt sich der taktische Ansatz des ehemaligen City-Verteidigers bereits erkennen. Der Ballbesitz unter Kompany liegt derzeit durchschnittlich bei 64 Prozent. Zwar waren auch die Tuchel-Bayern bereits erster in dieser Statistik, mit 59 Prozent war die Dominanz dennoch weniger deutlich. Gegen Leverkusen, ein Team das ebenfalls dominant auftreten möchte, spielten die Bayern letztlich mehr als doppelt so viele Pässe. Das zeigt: sSelbst gegen starke Gegner schaffen es die Bayern derzeit ihre Spielweise auf den Rasen zu bringen.
Ebenfalls für eine größere Dominanz spricht hierbei die hervorragende Passquote von durchschnittlich 91 Prozent. In der vergangen Saison hatte diese noch bei knapp unter 90 Prozent gelegen. Das mag nach einer kleinen Veränderung klingen, die gesamte Bundesliga variierte in der letzten Spielzeit jedoch innerhalb von 15 Prozentpunkten. Bereits kleine Veränderungen können da große Wirkung zeigen.
Die Kompany-Bayern führen zudem weitaus mehr Zweikämpfe im voderen und mittleren Drittel des Platzes. Pro 90 Minuten führen die Bayen unter Kompany laut der Statistikwebsite FBref 3.4 Zweikämpfe im offensiven Drittel, unter Tuchel waren das mit genau drei Zweikämpfen pro 90 Minuten weniger. Im mittleren Drittel sind es mit 6.6/90min gar deutlich mehr als letztes Jahr (5.62/90min). Im defensiven Drittel wiederum waren es unter Tuchel noch deutlich mehr. Nur 5.2 Zweikämpfe führen die Münchener hier unter Kompany, bei seinem Vorgänger wiederum waren es 6.68.
Die Bayern schaffen es in dieser Spielzeit demnach um einiges besser den Gegner vom eigenen Tor fern zu halten. Das belegt auch die xGa-Statistik. Die Bayern lassen deutlich weniger erwartete Tore zu, als noch in der vergangenen Saison. Im Schnitt zeigt die Statistik der erwarteten Tore gegen die Bayern, dem sogenannten xGa-Wert ('expected goals against') in dieser Saison einen Wert von 0,66 pro Spiel auf. In der vergangenen Spielzeit lag dieser Wert noch bei 0.94. Zudem stammt der Gesamtwert von 3.3 zu erwarteten Gegentoren in den bisherigen fünf Bundesliga-Partien vor allem aus den ersten Spielen gegen VfL Wolfsburg (1.9 xGa) und den SC Freiburg (1.0 xGa). Seitdem findet sich das Team von Kompany immer besser zurecht. Zuletzt lagen die Werte gegen Holstein Kiel (0.3), Werder Bremen (0.0) und Leverkusen (0.1) allesamt äußerst niedrig. Die Bayern ließen in diesen Partien kaum noch gefährliche Chancen zu.
Schaffen es die Bayern diese Statistiken hochzuhalten, dürfte es äußerst schwierig sein die Münchener zu schlagen. Die beeindruckende Dominanz, mit der die Kompany-Elf zur Zeit aufläuft hat bereits erste Guardiola-Vergleiche hervorgerufen.
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