Partystimmung in Gladbach? Rose schlägt Alarm: "Wir bekommen zu viele Gegentore!"

Marco Rose ist unzufrieden mit der Defensivleistung seiner Mannschaft
Marco Rose ist unzufrieden mit der Defensivleistung seiner Mannschaft / DeFodi Images/Getty Images
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Zwischen Partystimmung und biederer Bundesliga-Realität. Borussia Mönchengladbach spielt im Winter 2020 so ein wenig heiß und kalt. Das liegt vor allem an defensiven Problemen. Marco Rose will deshalb den Finger in die Wunde legen. Schließlich sollen die hohen Ziele für 2021 nicht schon vor Weihnachten aus den Augen verloren werden.

Das Fohlen-Wunder ist vollbracht: Borussia Mönchengladbach steht im Achtelfinale der Champions League. Trotz der 0:2-Pleite in Madrid qualifizierte sich der VfL als Gruppenzweiter hinter den Königlichen für die K.o.-Phase im bedeutendsten Wettbewerb der Fußballwelt.

Also: Eitel Sonnenschein am Niederrhein? Mitnichten! Trainer Marco Rose wirkte schon direkt nach dem 0:2 gegen Real nicht in Partystimmung. Zu sehr wurde sein Team gegen zuvor schwächelnde Blancos dominiert, zu viele Torchancen und einfache Abschlüsse gewährte man dem Gegner. Und das war bei Weitem kein Einzelfall. "Keine Zeit zum Genießen", bleibe für Rose, wie er auf der PK am Freitag erklärte.

Und so gab Rose vor dem Bundesliga-Heimspiel am Samstag (15.30 Uhr) gegen die Berliner Hertha zu Protokoll, dass er "durchaus kritisch den Finger in die Wunde gelegt" habe. Ein Blick auf die nationale Tabelle genügt hier, um der Partystimmung Einhalt zu gebieten. Die Borussia liegt nach zehn Spielen, also knapp einem Drittel der Saison, nur auf Rang sieben. Grund zu großer Sorge ist das nicht - aber ein deutlicher Fingerzeig.

"Wir bekommen zu viele Gegentore."

Marco Rose

16 Gegentreffer hat Gladbach schon kassiert - nur die Bayern schluckten aus dem oberen Drittel genauso viele. Der Rekordmeister kann das aber mit überragenden 34 eigenen Treffern kompensieren. Die Borussia schoss dagegen nur 19 Tore - und steht bei einem Torverhältnis von +3, das nicht wirklich auf einen Champions-League-Aspiranten hinweist.

Gladbach läuft in der Bundesliga dem eigenen Anspruch hinterher

Dass die Fohlen aber mindestens ein Anwärter auf die ersten vier Plätze sind, sollte jedem klar sein. Viel zu hoch ist die Qualität in Roses Kader - auch in der Defensive. An einzelnen Spielern mag der VfL-Übungsleiter die Schwächen auch nicht fest machen. "Das ist ein grundsätzliches Problem. Es geht ja nicht um den Torhüter oder den Spieler, der den Gegner zum Kopfball kommen lässt. Es gilt, beim Pass auf den Flügel aufmerksam zu sein, bei der Verlagerung, und natürlich, die Flanke zu verhindern. Das ist ein mannschaftstaktisches Thema", hat Rose einen Erklärungsansatz.

Lösungen scheint er auch schon parat zu haben: "Wir müssen mehr investieren, wieder mehr an den Ketten ziehen. Wir müssen unbedingt draufpacken beim gemeinschaftlichen Anlaufen und Verteidigen." Problem dabei: Der vollgepackte Terminkalender, der der Truppe alles abverlangt. Bei den konstant hohen Belastungen fällt es umso schwerer, die intensiven Vorgaben des Trainers umzusetzen. Und gerade in der Abwehr hat Rose nicht ganz so viele Möglichkeiten wie auf den Positionen davor.

Gegen Real Madrid war Abwehrchef Matthias Ginter Teil der Gladbacher Fehlerkette
Gegen Real Madrid war Abwehrchef Matthias Ginter Teil der Gladbacher Fehlerkette / DeFodi Images/Getty Images

Ramy Bensebaini fällt wohl weiterhin aus, hinten rechts gibt es für Stefan Lainer keinen gleichwertigen Ersatz. Valentino Lazaro hat seine Stärken vielmehr in der Offensive. Und hinter dem Duo Ginter-Elvedi wird die Personaldecke ebenfalls dünn. Zuletzt mussten Denis Zakaria und Christoph Kramer hier aushelfen.

Kann die Mannschaft Rose bis Weihnachten glücklich machen?

Jammern und Lamentieren hilft aber nicht - und ist auch nicht Roses Sache. Vielmehr wird er versuchen, seine Mannschaft weiter zu pushen und den Finger in die Wunden legen. Nach dem Coup in der Champions League kann sich die Borussia immerhin voll und ganz auf die nationalen Aufgaben konzentrieren. Bis zur kurzen Winterpause sollte die aktuelle Tabellensituation Antrieb genug sein, um die defensiven Defizite zu verbessern und den Abstand auf die Spitze zu verringern.

Wie gut Gladbach tatsächlich sein kann, haben sie in der laufenden Saison nicht nur in der Königsklasse bewiesen. Alle Zutaten für ein weiteres Erfolgsjahr scheinen geben. Mehr defensive Stabilität und daraus resultierend mehr Konstanz in den Ergebnissen - und schon könnte rund um Weihnachten tatsächlich eitel Sonnenschein bei allen Gladbachern herrschen. Auch bei Marco Rose.