Neuer Investoren-Anlauf? Weitere Fan-Proteste? - die wichtigsten Fragen zum Investoren-Aus der DFL

Die DFL hat den geplanten Einstieg eines Investors vom Tisch genommen. Damit drängen sich nun einige unmittelbare Fragen auf, die es zu klären gilt.

Hans-Joachim Watzke
Hans-Joachim Watzke / Marvin Ibo Guengoer - GES Sportfoto/GettyImages
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Die Deutsche Fußball Liga hat den Investoren-Deal abgeblasen! Am Mittwochnachmittag teilte die DFL in einem offiziellen Statement mit, "den Prozess zum Abschluss einer Vermarktungspartnerschaft nicht weiterzuführen". (Hier gibt es alle Infos dazu)

Nachdem der Deal vom Tisch ist, haben wir uns mit den wichtigsten Fragen rund um das Investoren-Aus bei der DFL beschäftigt.


1. Wird es einen neuen Versuch der DFL geben, einen Investor an Land zu ziehen?

Nein, die Pläne der DFL, einen strategischen Partner bzw. Investor zu akquirieren, sind "ad acta" gelegt, wie Hans Joachim Watzke, Präsidiumssprecher der DFL, in einer Presserunde bestätigt hat.

Auf die Frage, ob es weitere Bemühungen in diese Richtung geben wird, antwortete Watzke klar: "Das ist kein Thema. Dieses Thema mit einem Partner, der sich an der Tochtergesellschaft beteiligt, das werden wir nicht weiter verfolgen." Es sei ein "einstimmiger Beschluss" der DFL gewesen.

Damit ist klar, dass die Absage der DFL nicht nur CVC, dem einzig verbleibenden Verhandlungspartner, sondern auch zukünftigen Bemühungen, einen strategischen Partner für die DFL zu finden, gilt.

2. Werden die Fan-Proteste weitergehen?

Hans-Joachim Watzke erklärte, dass die Fanproteste durchaus zentral für die Entscheidung der DFL waren, den Investoren-Deal abzublasen. Die Wettbewerbsfähigkeit sei durch die Unterbrechungen nicht mehr gewährleistet, betonte Watzke. Die Absage der DFL ist also auch eine klare Botschaft an die Fans: 'Ihr habt gewonnen, wir geben nach'.

Dieser durchaus überraschende Schritt der DFL dürfte die Fans besänftigen, zumal Watzke ja auch betonte, dass es keine weiteren Versuche geben werde, Investoren an Bord zu holen. Die Fanproteste werden daher aufhören - immerhin ist das Ziel erreicht worden.

Zumindest für den Moment. In den vergangenen Wochen haben die Fans eindrucksvoll bewiesen, dass organisierter und friedlicher Protest zu großen Umwälzungen führen kann. Was die Fans aus den Protesten ein für alle mal gelernt haben, ist, dass sie die Macht haben, den Fußball aktiv mitzugestalten. Dieses Wissen dürfte die Hemmschwelle für weitere Proteste bei anderen (Streit-)Themen deutlich senken.

3. Welche Konsequenzen drohen der DFL?

Die Vermutung liegt nahe, dass Martin Kind, Mehrheitseigner von Hannover 96, bei der geheimen Abstimmung der DFL mit "Ja" gestimmt und sich damit über den Willen des Muttervereins bzw. seiner Mitglieder erhoben hat. Das ist nicht nur undemokratisch, sondern auch ein Verstoß gegen die geltende 50+1-Regel.

Das Bundeskartellamt ermittelt daher gegen die DFL. Hannover 96 richtete in einem Statament scharfe Kritik an die DFL, warf ihr vor "durch die bewusste Untätigkeit" die Aufrechterhaltung von 50+1 zu gefährden. Fans fürchten eine Aushöhlung der 50+1-Regel. Die Ermittlungen des Bundeskartellamtes werden sich noch einige Monate ziehen. Zu welchem Entschluss das Amt kommt, ist aktuell nicht abzusehen.

Aber: der Druck auf das DFL-Präsidium ist enorm. Die Spitze der Deutschen Fußball Liga hat sich in dem gesamten Investoren-Prozess geradezu lächerlich gemacht und das wenige an Kredit verspielt, dass sie bei den Fans genossen haben. Zudem stehen mittlerweile viele Vereine der DFL gegenüber kritisch. Es ist daher nicht auszuschließen, dass es in den kommenden Monaten auch personelle Veränderungen im DFL-Präsidium geben könnte.

4. Was sagt CVC zu dem Umdenken der DFL?

Das Private-Equity-Unternehmen CVC war nach dem Rückzug von Blackstone der letzte verbleibende Verhandlungspartner im Investoren-Prozess der DFL. CVC hatte also eine fantastische Marktposition, um bei der DFL als strategischer Partner einzusteigen. Das Unternehmen dürfte von dem Umdenken der DFL durchaus vor den Kopf gestoßen sein.

Bisher hat sich CVC aber noch nicht zu der Sachlage geäußert. Auf Nachfrage der Sportschau etwa wollte das Unternehmen keinen Kommentar abgeben.