Nagelsmann kritisiert "Schwarz-Weiß-Denken"
Von Franz Krafczyk
Der Trainerjob beim FC Bayern ist Julian Nagelsmanns erste Station bei einem internationalen Top-Club. Dabei stört ihn ein Aspekt ganz besonders.
Im Sommer 2021 wechselte Julian Nagelsmann von RB Leipzig zum FC Bayern und durfte sich seitdem viel Lob, aber auch viel Kritik anhören. Die Erwartungshaltung ist auch für den jungen Trainer manchmal ein harter Brocken.
In einem Interview mit der Welt am Sonntag sprach der 35-Jährige offen über die Nachteile des Trainerjobs beim deutschen Rekordmeister. "Ich habe mir vor meinem Wechsel natürlich gedanklich ausgemalt, was mich als Bayern-Trainer erwarten könnte, und mir dazu auch umfangreiche Informationen geholt", erzählte Nagelsmann. "Worauf man sich aber nicht komplett vorbereiten kann: was für ein extremes Schwarz-Weiß-Denken es mitunter gibt", kritisierte der Bayern-Trainer.
Nagelsmann störe vor allem, dass "in der Bewertung von außen alles supergut oder alles superschlecht" sei. Als Beispiel nannte er, dass er von der Öffentlichkeit gelobt wurde, als er über Themen abseits des Fußballs gesprochen hatte. Diese "schlagfertigen und erfrischenden" Worte seien ihm dann im Nachhinein allerdings auch wieder negativ ausgelegt worden. Als Konsequenz habe er sich seitdem nicht mehr zu diesen Themen geäußert.
Nagelsmann hat "Spiele gegen Paris nicht alleine gewonnen"
Zudem gab Nagelsmann ein sportliches Beispiel: Vor dem Spiel gegen Paris Saint-Germain in der Champions League sei kritisiert worden, "dass wir mit einem Wechsel zwischen Vierer- und Dreierkette spielen", erklärte Nagelsmann. Nachdem sich die Bayern durchsetzten, sei die Taktik dann aber "als größte überhaupt" gelobt worden.
Vor dem Spiel entschied sich Nagelsmann mutig, da er den jungen Josip Stanisic anstelle des Weltstars Joao Cancelo starten ließ. Auch wenn Nagelsmann einen Teil zum Weiterkommen beigetragen habe, hätte er die "Spiele gegen Paris nicht alleine gewonnen". Doch was wäre passiert, wenn der Plan nicht aufgegangen wäre? "Wären wir ausgeschieden, hätten alle gesagt: Katastrophale Taktik von Nagelsmann, warum ließ er Stanisic spielen?", war sich der junge Trainer sicher.
Nagelsmann gibt hiermit klar zu erkennen, welch großer Druck auf einem Bayern-Trainer lastet, egal ob es Themen auf oder neben dem Platz betrifft. Nach dem Viertelfinal-Aus gegen Villarreal in der vergangenen Saison sind die Erwartungen in dieser Spielzeit nicht gerade geringer geworden: Zum Ende der Saison wird von Nagelsmann das Triple gefordert, die erneute Meisterschaft in der Bundesliga dürfte nicht reichen.