Multi-Club-Ownership: Neue Supergruppe entsteht im Frauenfußball

  • Im Männerfußball existieren bereits mehrere Multi-Club Ownerships
  • Neues Klub-Geflecht entsteht nun auch im Frauenfußball
  • Wie gefährlich ist diese Entwicklung für den Sport?

Michele Kang baut eine Gruppe von Frauenfußball-Klubs auf
Michele Kang baut eine Gruppe von Frauenfußball-Klubs auf / Brad Smith/ISI Photos/GettyImages
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Die Multi-Club-Ownership ist im Fußball höchst umstritten: Immer mehr Konzerne oder Investoren halten die Mehrheit an verschiedenen Fußballklubs, was zu Wettbewerbsverzerrung führen kann. Inzwischen ist dieser Trend auch im Frauenfußball angekommen - das wirft einige Fragen auf.

Multi-Club Ownership im Männerfußball schon gang und gäbe

Die Multi-Club Ownership ist vielen Fußballfans ein Dorn im Auge. Denn das massive Investieren in Fußballklubs widerspricht nicht nur dem romantischen Gedanken, der Sport sollte den Fans gehören - diese Praxis führt auch immer wieder zu Fällen von Wettbewerbsverzerrung.

Für die Investoren liegt der Vorteil auf der Hand, denn sie können Spieler nach Belieben tauschen und teils auch Financial-Fair-Play-Regeln ausweichen. Inzwischen gibt es mehrere Netzwerke an Vereinen, die alle einem Investor gehören: Red Bull mit "Filialen" in Leipzig, Salzburg und New York, oder die City Football Group mit Manchester City, Girona, Palermo und Melbourne. Die Konsequenzen dieser Modelle zeigen sich in Transfers zu Spottpreisen oder der Degradierung von kleineren Klubs als Ausbildungsteam.

Frauenfußball: Kooperation zwischen Lyon und OL Reign

Inzwischen ist dieses Phänomen auch im Frauenfußball angekommen, und wirft ähnliche Fragen auf. Die bereits bestehenden Netzwerke vom Männerfußball werden übernommen. Aber es bilden sich inzwischen auch eigene, spezifische Gruppen im Frauenfußball.

Lange Zeit gab es beispielsweise eine sehr enge Kooperation zwischen dem europäischen Topklub Olympique Lyonnais und dem Verein OL Reign aus der amerikanischen Liga NSWL. 2019 erwarb die französische OL Groupe den amerikanischen Klub, was die Kooperation der beiden Vereine verstärkte. Mehrere amerikanische Spielerinnen wurden an Lyon ausgeliehen.

Jetzt will die OL Groupe den US-Klub wieder verkaufen. Damit wird ein brisanter Interessenkonflikt vermieden: Die OL Groupe will nämlich die Frauensparte von Olympique Lyonnais verkaufen. Die neue Eigentümerin: Michele Kang.

Neue Supergruppe wird von Michele Kang aufgebaut

Kang ist eine Investorin aus den USA, die durch Risiko-Kapital-Unternehmen ein beträchtliches Vermögen aufgebaut hat. Soweit so gut - das Problem ist aber, dass sie bereits einen Klub in den USA hat, nämlich Washington Spirit. Das führt zu einem Geflecht an komplizierten Beziehungen zwischen ihren Klubs - um zu vermeiden, dass sie bei zwei Vereinen in der gleichen Liga eine Mehrheit hat, wird OL Reign also verkauft.

Kang ist damit aber noch nicht fertig: Neben Lyon und Washington Spirit hat sie in der letzten Woche angekündigt, auch die London City Lionesses zu kaufen. Die Lionesses sind Londons erster professioneller Frauenklub ohne Männersparte und galten lange als Pionierprojekt. Mit den stetig steigenden Kosten geriet derreine Frauenklub aber doch in Schwierigkeiten, sodass nun Kang dort übernimmt. Das Ziel ist es, so schnell wie möglich in die erste Liga zu kommen, aktuell spielt LCL in der zweitklassigen Championship.

Damit hätte Kang einen Klub in drei der besten Ligen der Welt. Mit hohen Ambitionen: Die Washington Spirit sollen die amerikanische Liga gewinnen, das ist das erklärte Ziel. Dafür greift Kang auch tief in die Tasche. Laut dem spanischen Medium Relevo hat Washington den Barça-Coach Jonatan Giráldez in die USA gelockt - mit einem Gehalt, das sechsmal so hoch ist wie sein jetziges.

Brisant dabei: Barcelona ist in der Champions League einer der Hauptkonkurrenten von Olympique Lyonnais Féminin, einem weiteren Klub von Kang. Wenn sie Barça-Coach Giráldez nach Washington holt, könnten also sogar zwei ihrer Vereine profitieren. Dass bald ein Dreiecks-Handel zwischen Washington, London und Lyon entsteht, ist nicht unwahrscheinlich.

Interessant ist dabei auch, dass Lyon seine Frauensparte verkauft. Ob das ein Einzelfall war oder zur Regel werden könnte, wird sich in den nächsten Jahren zeigen. Sicher ist, dass Regelungen wichtig wären. Im Männerfußball hat die UEFA zwar solche eingeführt, diese werden aber als zu lasch kritisiert.


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