Michael Zorc beklagt wirtschaftliche Unterlegenheit deutscher Vereine
Von Yannik Möller
Im Sommer trennen sich die Wege von Michael Zorc und dem BVB. Der scheidende Sportdirektor beklagt "wirtschaftliche Nachteile" der deutschen Vereine - nicht zuletzt auch durch die Corona-Einschränkungen.
Am Montag endete die Winter-Transferphase. Es waren ruhige Wochen für Michael Zorc, haben die Dortmunder doch keine einzige Neuverpflichtung getätigt. Primär dreht es sich für den Sportdirektor derzeit um anvisierte Vertragsverlängerungen und das Einarbeiten von Sebastian Kehl, der zur neuen Saison seinen langjährigen Posten übernimmt.
Über 20 Jahre lang hat Zorc beim BVB den Sportdirektor bzw. Sportlichen Leiter gegeben. Eine Zeit mit Höhen und Tiefen, in der er aber auch hautnah die gegenteilige Entwicklung der jeweiligen Fußball-Märkte in den anderen großen Ligen miterlebt hat.
Der 59-Jährige beklagt die finanziellen Nachteile, die deutsche Klubs haben. Ein Status Quo, der sich durch die aktuellen Corona-Einschränkungen weiter festigt, wie er beim kicker erklärte: "Wir haben nun mal diese Einschränkungen, wir leben aktuell ohne echte Zuschauereinnahmen. Im Ausland sind die Stadien deutlich voller, das erzeugt schon wirtschaftliche Nachteile für die deutschen Klubs."
Zorc beklagt fehlende Zuschauereinnahmen von "bis zu vier Millionen Euro"
Schwarz-Gelb könnte etwa 80.000 Fans zu den Heimspielen begrüßen, was über die letzten beiden Jahre jedoch keine Option war. "Wenn wir pro Heimspiel bis zu vier Millionen Euro weniger umsetzen, summiert sich das - zumal wir schon zwei Geschäftsjahre hatten, die stark von der Corona-Pandemie beeinflusst waren", betonte er die negativen Auswirkungen.
Dortmund war von sehr spürbaren Mindereinnahmen betroffen. Das äußert sich schlussendlich natürlich auch im Arbeitsbereich von Zorc. Immerhin konnte auch der BVB aufgrund dieser ungewissen Ausgangslage nicht mit Geld um sich werfen, und das obwohl in den letzten Jahren zumeist sehr solide gewirtschaftet wurde.
"Ich hatte ohnehin schon den Eindruck, dass England und Spanien in den europäischen Wettbewerben ein Stück weit enteilt waren, da hat ja wirtschaftlich nur Bayern München Paroli bieten können", so der gebürtige Dortmunder weiter. Zudem sei es gewiss "keine ganz neue Entwicklung", dass auch seitens der Serie A oder der Ligue 1 deutlich mehr Geld investiert wird, als es in der Bundesliga der Fall ist.
Zwar hatten die deutschen Profi-Klubs schon immer "einen etwas anderen Weg" gehabt, so Zorc. Dieser sei "von wirtschaftlicher Solidität" geprägt. "Aber jetzt schlägt die Pandemie ins Kontor. Aktuell geht es den meisten Vereinen wirtschaftlich nicht gut, das ist ein Fakt", wusste er zu berichten. Die Sorge: der deutsche Fußball könnte auch durch die vergangenen zwei Corona-Jahre weiter den finanziellen Anschluss verloren haben.