Mehr Toleranz im Fußball: Die Botschaft alleine reicht nicht

Bietet der Fußball wirklich eine Plattform für Diversität?
Bietet der Fußball wirklich eine Plattform für Diversität? / Chris Bauer/Getty Images
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Die Omnipräsenz des Fußballs ist kaum noch abzustreiten. Immer größer wird die Rolle des überall beliebten Ballsports. Einer Vorbildfunktion ist sich der Sport bewusst, doch verfehlt wird diese nur allzu häufig. Was längst zum Alltag gehören müsste, findet im Fußball noch immer kein Gehör.

Es wird immer mehr zum Thema: Toleranz und Gleichberechtigung finden im Fußball nicht die nötige Beachtung. In einem sehr emotionalen Statement äußerte sich die österreichische Nationalspielerin Viktoria Schnaderbeck über ihre sexuelle Orientierung und die fehlenden Akzeptanz in ihrem tagtäglichen Umfeld.

Aufgegriffen hat sie das Thema vor allem aufgrund eines offenen Briefes, den ein in der Premier League spielender Profi vor kurzem veröffentlichte. Dieser outete sich als schwul und kritisierte die nötige Geheimhaltung in seinem Geschäft deutlich. Man könne sich nicht zu seiner Homosexualität bekennen, ohne mit großem Gegenwind klarkommen zu müssen. Es ist nur ein einzelner Hilfeschrei in Zeiten, die nur wenige Versprechen ihrer Generation halten.

Schnaderbeck spricht es aus: Die Wunschvorstellungen sind fernab der Realität

Es gibt einige Gründe dafür, dass das Privatleben und der Sport so voneinander getrennt sind. Es geht nicht primär darum, die Vorlieben und Lebensweisen jedes Fußballers und jeder Fußballerin geheim zu halten. Viel eher mangelt es am Platz, jegliche Vielfalt zu repräsentieren und einen Raum für Akzeptanz zu schaffen.

Viktoria Schnaderbeck will den Diskurs zur Vielfalt voranbringen
Viktoria Schnaderbeck will den Diskurs zur Vielfalt voranbringen / Daniela Porcelli/Getty Images

So kämpfen wohl täglich etliche Profis damit, ihre sexuelle Orientierung oder verschiedenste Denkweisen in den Hintergrund zu stellen. Viele müssen ihre Unbeschwertheit und Entfaltung noch vor dem Schnüren der Fußballschuhe von sich weisen. Trotz des Zuspruchs vieler Fans oder Veranstaltern, ist das eigene Wohlsein nach öffentlichen Bekundungen gefährdet.

Dabei fehlt es nicht nur am Rückhalt von der breiten Masse, sondern an Beispielen, die dem großen Gegenwind trotzen. Es ist niemandem vorzuwerfen, dass er oder sie sich nicht für diesen Schritt bereit sieht. Wie auch Schnaderbeck richtig einschätzt, kann niemand alleine eine radikale Veränderung herbeiführen. Es braucht den Zusammenhalt derer, die für die gleichen Ziele kämpfen, egal ob hetero- oder homosexuell.

Der Schein des Wandels trügt

Auch wenn die Fußballverbände Europas immer mehr für Gleichberechtigung und Zusammenhalt einzustehen wollen, trügt der Schein beträchtlich. Nicht der Sport induziert einen Wandel im Denken der Menschen. Die Gesellschaft versucht den nächsten Schritt zu gehen; und der Fußball tut lediglich das nötigste, um mitzuhalten.

Während sich viele Sportler und Sportlerinnen mit enormer psychischer Belastung herumschlagen müssen, können sich die Fußballmacher mit dem geringsten Versuch an Akzeptanzschaffung brüsten und zufrieden geben. Sollte dies weiter der Fall sein, wird ein gemeinsamer Wandel so gut wie unmöglich. Eben jene Beuaftragte benötigen die Gewissheit, dass der aktuelle Weg immer weniger zum ausgemachten Ziel führt.

Deshalb braucht es die Gemeinschaft aus Profis, Fans und den Organisatoren. Für eine vielfältige Gesellschaft ist nämlich vor allem der Weg das Ziel. Der Gegenwind wird weiter mit voller Härte gegen die Vermischung von sexueller oder sinnlicher Freiheit und dem Fußball wehen. Doch mit jedem weiteren Schritt ist das Ende des Sturms absehbar.

Denn eines muss allen Fußballliebhabern klar sein. Die Zeiten, in denen der Sport als reine Unterhaltung diente, sind längst vorbei. Denn jeder Profi ist ebenso ein Mensch wie die, die auf diesen Sport blicken. Welches Recht gäbe es also, dass sich diese Minderheit nicht wie alle anderen äußern dürfte? Stichhaltige Antworten darauf gibt es im Prinzip nicht. Doch um dies zu erkennen, muss man der Angst begegnen, diese Fragen zu stellen - eben auch auf dem Fußballplatz.